Luxus-Pilze: Forscher weisen Trüffelkulturen nach - Pilotprojekt an der Obermosel kommt jedoch nur schleppend in Gang

Nittel · Burgundertrüffel aus Nittel landen zurzeit noch nicht auf den Tischen der örtlichen Gastronomiebetriebe. Das Wachstum der vor fünf Jahren angelegten Plantage mit "geimpften" Eichen auf dem ehemaligen Nitteler Sportplatz liegt hinter den Erwartungen zurück. Aber der viele Regen in diesem Jahr könnte helfen.

 Bis die Nitteler Bäume (rechts) so prächtige Trüffel auf die Tische ´bringen, wie sie links im Bild zu sehen sind, vergehen voraussichtlich noch Jahre. TV-Fotros (2): Jürgen Boie, Rainer Neuert/Archiv

Bis die Nitteler Bäume (rechts) so prächtige Trüffel auf die Tische ´bringen, wie sie links im Bild zu sehen sind, vergehen voraussichtlich noch Jahre. TV-Fotros (2): Jürgen Boie, Rainer Neuert/Archiv

Foto: (h_ko )

Nittel. Vor knapp fünf Jahren startete ein einmaliges Projekt an der Obermosel: Über 300 speziell vorbereitete Trüffelbäume - Eichen, deren Wurzeln mit dem Trüffelpilz infiziert wurden - setzte Revierförster Peter Strupp zusammen mit den Forstbotanikern Ulrich Stobbe und Ludger Sproll aus Radolfzell am Bodensee in die kalkhaltige Erde zwischen Nittel und Rehlingen. Nun ist die Zeit für eine Zwischenbilanz.

"An eine Ernte der schmackhaften Pilze ist noch nicht zu denken", sagt Strupp bei einer Ortsbegehung. Auf dem umzäunten Gelände des ehemaligen Nitteler Sportplates stehen gut 300 kleine Bäumchen in Reih' und Glied. Manche Bäumchen sind gerade mal 20 Zentimeter groß. "Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat die Pflanzen ganz schön strapaziert", meint Strupp.

Obwohl die Trüffelbäume mageren und eher trockenen und kalkhaltigen Boden mögen und damit die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Aufzucht der mit dem Trüffelpilz geimpften Pflanzen an dem gewählten Standort denkbar günstig sind, sei das Wachstum der Bäume deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Dieses Jahr hat der viele Regen den Pflanzen aber sehr geholfen, und das Wachstum hat sich laut Strupp beschleunigt.

Ulrich Stobbe von der Firma Deutsche Trüffelbäume, der die Nitteler Plantage vom Firmensitz Radolfzell am Bodensee aus betreut und die Aufzucht der Bäume wissenschaftlich begleitet, hat neben den vergangenen trockenen Jahren noch Wühlmäuse als Wachstumsbremse ausgemacht. "Dadurch sind einige Pflanzen ausgefallen und wurden 2013 nachgepflanzt", sagt Stobbe. Mittlerweile habe man aber das Problem mit den Wühlmäusen im Griff.

Die Schwierigkeiten in der Anlaufphase haben dazu geführt, dass die Prognose, fünf bis sieben Jahre nach der Pflanzung erstmals Trüffel ernten zu können, nicht gehalten werden kann. "Es wird wohl eher zehn Jahre dauern, bis die Nitteler Gastronomen Trüffel aus heimischem Anbau auf der Speisekarte haben werden", vermutet Förster Strupp. Er ist für die Vermarktung der Pilze zuständig. Zu welchen Preisen und in welchen Mengen die Delikatesse angeboten werden kann, und ob die Edelpilze überhaupt in den freien Handel kämen, sei noch nicht entschieden.
Forscher Stobbe ist aber zuversichtlich, dass sich die Trüffelzucht auch wirtschaftlich lohnt. Der Anteil der mit dem Trüffelpilz besiedelten Wurzeln liege bei rund 40 Prozent. Seinen speziell ausgebildeten Trüffelhund musste Stobbe bei der letzten Inspektion jedenfalls schon von der Plantage fernhalten. Das Tier witterte den Pilz und wollte bereits mit dem Graben anfangen - und diese Belastung hätten die zarten Pflanzen wohl nicht überlebt.

Förster Strupp wird in den nächsten Jahren also weiter ein aufmerksames Auge auf die Trüffelplantage werfen. Dazu gehört, dass er in besonders trockenen Jahren mit der Gießkanne "nachhilft". Einmal im Jahr mäht er das Gras rund um die Bäume, bis eine dichte Baumkrone den Graswuchs auf natürliche Art behindert. Angst vor Diebstahl der kleinen Pflanzen hat Strupp nicht. Ohne Fachkenntnisse könne man mit den Bäumchen nichts anfangen, und eine Vermarktung der Trüffel sei unmöglich. "Nitteler Trüffel werden eher der weiteren Entwicklung des Tourismus dienen. Zu einem groß aufgezogenen Handel mit den raren Pilzen wird es nicht kommen", sagt der Experte.Extra

Von insgesamt rund 140 Trüffelarten sind laut aktuellen Forschungsergebnissen sieben essbar. Am teuersten sind weiße Trüffel. Sie sind schon für 9000 Euro pro Kilo verkauft worden. Beliebt sind auch Produkte mit Trüffelaroma - zum Beispiel Öl, Nudeln, Pralinen und die Eissorte Tartufo (vom italienischen Wort für Trüffel). cmk Infos zu den Trüffelforschern Ludger Sproll und Ulrich Stobbe gibt es im Internet unter www.deutsche-trueffelbaeume.de

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