Mittlere Reife der ersten Generation

KONZ. (red) 50 Jahre nach ihrem Schulabschluss trafen sich rund 50 Absolventen des ersten Abschlussjahrganges der im Jahr 1951 neu gegründeten Realschule Konz, der ersten Schule dieser Art im Regierungsbezirk Trier. Sie waren die Ersten, die nach bestandenem Examen im Frühjahr 1956 diese Schule mit dem "Zeugnis der Mittleren Reife" verlassen konnten.

Nach einem freudigen Hallo und Schulterklopfen stand die derzeitige Rektorin Gabriela Schmidt bereit, die Jubilare durch die neue, nach dem Naturwissenschaftler Hermann Staudinger benannte Realschule zu führen. Der Termin erwies sich als günstig, tags zuvor hatte die Schule eine bauliche Erweiterung und teilweise Neugestaltung gefeiert. So konnte Rektorin Schmidt mit Stolz die neu geschaffenen Räumlichkeiten und die hochmoderne Technik der naturwissenschaftlichen Fachräume vorstellen. Immer wieder wurden staunende Vergleiche angestellt. Damals, in den 50er-Jahren, war an eine solch moderne Ausstattung nicht zu denken, die Lehrkräfte für Physik und Chemie brachten die wenigen verfügbaren Materialien und Geräte im Handkoffer mit. Am Nachmittag fand nach einem Besuch der Gräber von Michael Scherer, dem Realschulgründer und ersten Rektor, und Franz Breuer, Klassenlehrer und zweiter Rektor, ein Wortgottesdienst statt, auch zum Dank und zum Gedenken an 14 verstorbene Lehrkräfte und Mitschüler, gehalten von dem ehemaligen Mitschüler und Diakon Michael Ries. Eine einfühlsame musikalische Mitgestaltung boten Realschul-Musiklehrerin Lisbeth Nagel (Orgel und Gesang) und Andrea Gerards (Flöte). Ein Vortrag erinnerte an die Verdienste von Michael Scherer, auf dessen nachhaltige Initiative und Bemühungen die Schulgründung in weniger als einem Jahr genehmigt wurde, an die umso mehr geforderten und auch erbrachten finanziellen Leistungen der Gemeinde Konz als Schulträger, weil das Land von vorneherein jegliche Beteiligung an allen Folgelasten ausschloss, und an das übernormale Engagement der Lehrkräfte der Gründerjahre und ihre ausgezeichnete Wissensvermittlung, alles zusammengenommen eine hervorragende Grundlage für viele erfolgreiche berufliche Karrieren der Absolventen. Erstaunliche Leistungen des Langzeit-Gedächtnisses

Roswitha Gruber-Erlenkamp trug in ihren meditativen Betrachtungen auch mit Blick auf die 70 Lebensjahre, denen sich alle in nächster Zeit nähern, sowohl selbstkritische, nachdenkliche und anregende Gedanken zur einstigen Schulzeit, zur beruflichen und nachberuflichen Lebensphase, zum menschlichen Miteinander, aber auch zum Nebeneinander, vor. Beim anschließenden geselligen Beisammensein im Restaurant "Alt Conz" wurden die gemeinsamen Schuljahre mit allen guten und schlechten Seiten wieder lebendig. Erstaunliche Leistungen des Langzeitgedächtnisses waren zu verzeichnen: Die Anfangsverse von Ovids Metamorphose wurden ebenso wie lange Passagen aus Wilhelm Tell flüssig vorgetragen. Zur allgemeinen Freude konnten auch zwei über 90 Jahre alte Ehrengäste begrüßt werden: Margret Breuer, die Gattin des verstorbenen Klassenlehrers und späteren Rektors Franz Breuer, und Leo Friedrich, früherer Realschullehrer und Konrektor. Eine 40-seitige Erinnerungsschrift mit Ereignissen aus der Gründerzeit in Wort und Bild, die Leo Friedrich mit immer noch vorhandener Schaffenskraft kurzfristig für dieses Jubiläumsfest als Geschenk für die Ehemaligen erstellt hatte, wurde mit viel Beifall und Dank entgegengenommen. Beim Abschied um Mitternacht war es allgemeiner Wunsch, das nächste Treffen nicht erst in 50 Jahren, sondern möglichst in fünf bis zehn Jahren zu veranstalten.

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