Musik im Blut

TRIER. Schlagzeuger Fred Boden aus Konz-Roscheid ist ein echtes Multitalent. Der am Theater Trier im Philharmonischen Orchester beschäftigte Profimusiker ist seit mehr als 30 Jahren im Dienst von Klassik und Jazz auf den Bühnen präsent. Zudem bildet er den Schlagzeug-Nachwuchs der Region aus.

Berufsmusiker wird man nicht, dazu ist man berufen. So könnte man die Karriere des heute 48-jährigen Schlagzeugers und Percussionisten Fred Boden zusammenfassen. Schon als 14-Jähriger spielte er mit seinem Vater, einem leidenschaftlichen Saxofonisten, in einer Amateur-Bigband im heimischen Westerwald: "Ich fand es unglaublich toll, dass ich abends lange aufbleiben durfte." Mit dem Status eines "Amateurs" hielt sich Boden nicht lange auf. Als er 16 war, engagierten ihn immer häufiger Bands und Kapellen mit ganz unterschiedlichen Stilrichtungen. Tanz-Musik, Jazz, Rock'n'Roll - Fred Boden konnte dank seines unbestechlichen Rhythmusgefühls alles spielen. Der Schulbildung war es eher abträglich, dass der jugendliche Fred oft bis 3 oder 4 Uhr nachts unterwegs war. Da er aber nicht nur Talent zeigte, sondern auch bis zu acht Stunden täglich übte, bestand er als 17-Jähriger die Aufnahmeprüfung an der Kölner Musikhochschule auch ohne Abitur. Neben dem Jazz und der Tanzmusik erwuchs im Studium auch die Leidenschaft für das klassische Schlagzeug. Pauken, Percussionsinstrumente und die "kleine Trommel" bildeten schnell den Mittelpunkt der Ausbildung. Boden hatte zudem gute Lehrer: Er studierte bei Koryphäen wie Christoph Caskel, Experte für "Neue Musik" und international renommierter Schlagzeuger, und er spielte im Jugendorchester der Europäischen Gemeinschaft unter der Leitung von Claudio Abbado. Dem Jazz blieb er auch während des Studiums treu. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums rief das "Vaterland", und Boden rückte bei der Bundeswehr ein. Sein Können führte ihn schnell in das Stabsmusikkorps, und Boden durfte in eleganter Uniform bei Staatsempfängen aufspielen. Mit einem symphonischen Blasorchester hatte Boden zuvor noch nicht musiziert, aber für das Multitalent war auch das kein Problem. Im Herbst 1983 schrieb das Orchester des Stadttheaters in Trier die Stelle als "Erster Schlagzeuger" aus, und Boden bekam den Zuschlag. Die Vielfalt in der Orchestermusik, von Opern über klassische Konzerte bis hin zur Experimentalmusik, war genau das Richtige für ihn. Dazu die familiäre Atmosphäre im Orchester und die reizvolle Landschaft rund um Trier - Boden fühlte sich sofort zu Hause. Aber das hieß für den schlanken Mann mit der akkuraten Frisur nicht, dass er "einen Gang zurückschaltet". Im Gegenteil: bis 1992 leitete er die "Bigband Fred Boden", und bis heute hilft er bei befreundeten Orchestern aus, wenn es einmal Besetzungsprobleme gibt. Nach einer familiär bedingten Atempause - Boden wurde Vater und zog mit seiner Familie ins neue Haus nach Konz-Roscheid - ging es 1996 einen wichtigen Schritt weiter: Mit Bandleader Sebastian Laverny und zwei weiteren Musikern vom Philharmonischen Orchester Trier begründete er das "Odeon Jazz Quartett". Der Erfolg kam, als sich die vier Musiker mit den "Swinging Voices" zusammentaten und bekannte Jazz-Songs auf neue Art und Weise präsentierten. Zu Bodens Charakter gehört es, seine Fähigkeiten und sein Können weiterzugeben. Dabei lag ihm die Ausbildung Jugendlicher von Anfang an am Herzen. Heute haben einige seiner Schüler den Sprung zum Berufsmusikertum geschafft, obwohl sich die Rahmenbedingungen für Orchester und Bands in den letzen Jahren merklich verschlechtert haben. Und wenn der leidenschaftliche Schlagzeuger spürt, dass sich seine Schüler für die Musik ins Zeug legen, dann gibt auch er alles. Nur eines bereitet Boden Kummer: "Ich habe leider nur selten Gelegenheit, meine Schüler in Konzerten zu hören, weil ich abends meist selbst im Einsatz bin."

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