Neue Gewerbeflächen führen zu Leerständen

Konz · Während sich die Flächen im Konzer Gesundheitszentrum an der Blauen Säule langsam füllen, wird es in der Beethovengalerie leerer. Zwei Mieter sind von der Galerie in das Gesundheitszentrum gewechselt, zwei weitere werden folgen. Die Vorwürfe einer Vermieterin, an dieser Stelle sei ein Wettbewerb durch öffentliche Unterstützung ausgelöst worden, der von Nachteil für die Stadt sei, weist Bürgermeister Karl-Heinz Frieden zurück.

Konz. Zur Eröffnung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Konz im Oktober 2014 war Bürgermeister Karl-Heinz Frieden (CDU) voll des Lobes. Er sprach von einer neuen medizinischen Mitte der Verbandsgemeinde. Das Dienstleistungs- und Gesundheitszentrum an der Blauen Säule, das das MVZ beherbergt, nannte er einen städtebaulichen Gewinn. Die letzte unbebaute Ecke sei damit gefüllt.Löcher aufgerissen


Andernorts hat das neue Zentrum allerdings Löcher aufgerissen - insbesondere in der Beethovengalerie. Eine Orthopädiepraxis und ein Sanitätshaus sind von dort in das neue Zentrum gewechselt. Eine Praxis für Physiotherapie wird im April den gleichen Weg nehmen, ein paar Monate später ein Internist.
Zusammen mit zwei Räumen, die einst gewerblich genutzt wurden und schon länger verwaist sind, werden dann knapp ein Fünftel der 5350 Quadratmeter großen Beethovengalerie leer stehen, befürchtet Anja Boden, Witwe des Galerieerbauers Franz-Rudolf Trierweiler. Ihr gehört ein Großteil der betroffenen Gewerbeflächen in der Galerie.
Es sei schwierig, gewerbliche Nachmieter zu finden, sagt Boden, die für ihre Einheiten ein Maklerbüro eingeschaltet hat. Neue Ärzte anzusiedeln, ließen die Zulassungsbestimmungen kaum zu. Boden betont, dass sie und die anderen betroffenen Eigentümer das Ziel verfolgten, die Galerie durch einen Branchenmix weiterhin für Besucher interessant zu gestalten. Die Galerie sei als Ärztehaus mit medizinischen Dienstleistern und Einzelhändlern geplant worden.1,1 Millionen Euro für das MVZ


Die Rolle der Stadt bei der Konzeption des Gesundheitszentrums sieht Boden kritisch. Sie wirft der Verwaltung vor, mit den Betroffenen nie über die neuen Gewerbeflächen geredet zu haben. Dabei seien diese Flächen doch auch mit öffentlicher Unterstützung geschaffen worden. Mit dieser Unterstützung meint Boden die Zahlungen des vom Landkreis getragenen Saarburger Krankenhauses für das MVZ. Die Kreiskrankenhaus St. Franziskus Saarburg GmbH hat zur Gründung des MVZ 1,1 Million Euro in die Arztsitze, die die Kassenärztliche Vereinigung vergibt, und die Einrichtung der angemieteten Räume investiert. Boden hätte sich gewünscht, dass - wie in anderen Kommunen auch - zusammen mit Bürgern und betroffenen Unternehmen ein Entwicklungskonzept erstellt worden wäre. Boden: "Die Entscheidung für das MVZ löst einen Wettbewerb zulasten der bisherigen Vermieter und des Einzelhandels aus, der in dieser Form nicht vorteilhaft für die Stadt ist."
Stadtbürgermeister Karl-Heinz Frieden widerspricht dem vehement. Es sei klar, dass Immobilienvermieter sich beschwerten, wenn der Bau anderer Objekte bei ihnen zu Leerstand führe. Diese Vermieter würden nur ihr persönliches Interesse sehen. Aufgabe der Stadt sei es jedoch, Strukturpolitik zu betreiben.
Frieden stellt klar: "Einen Wettbewerb dürfen wir nicht verhindern, eine Wettbewerbsverzerrung hat es in diesem Fall nicht gegeben." Das MVZ sei nun mal nicht mit den Praxen gleichzusetzen. Es sei eine krankenhausähnliche Einrichtung, die auch Operationen anbiete und so das Angebot in Konz deutlich aufwerte. Zugleich sei mit dieser Konstruktion der Bestand der ärztlichen Versorgung in Konz gesichert. Frieden versteht auch den Pessimismus nicht so recht. Für ihn bewegt sich der Leerstand in Konz bei den gewerblichen Flächen, zu dem die Verwaltung keine Statistik führt, im normalen Rahmen und sei dynamisch. Der Stadtchef ist zudem "optimistisch, dass für alle Räume in der Beethovengalerie eine Folgenutzung gefunden wird".
Immobilienvermarkter Walter Voigt, der sich um das Gesundheitszentrum kümmert, hält den Konzer Markt für gewerbliche Räume ebenfalls für schwierig. Viele gewerbliche Flächen stünden leer, und es lohne sich häufig nicht, sie in Wohnungen umzuwandeln. Das Gesundheitszentrum sei jedoch bald voll, sagt er. Lediglich für zwei Objekte suche er noch Mieter, doch er sei in Verhandlungen.Meinung

Bitterer Beigeschmack
Aus Sicht des Kreises ist es verständlich, dass dieser hofft, über das Medizinische Versorgungszentrum Patienten für das Saarburger Krankenhaus zu generieren. Das würde helfen, das Haus, das jährlich Defizite einfährt, zu halten. Für die Stadt war das Gesundheitszentrum mit MVZ eine willkommene Alternative für den geplatzten Plan, ein größeres Einkaufszentrum an dieser Stelle zu bauen. Für die letzte Leerfläche im Zentrum fand sich so eine sinnvolle Nutzung, und die Gesundheitsversorgung, die möglicherweise aufgrund fehlender Nachfolge für die Orthopädie-Praxis eingeschränkt worden wäre, bleibt erhalten. Sie wird sogar durch zwei Chirurgen erweitert. Ein bitterer Beigeschmack bleibt dennoch. Denn mit öffentlichem Geld wurden Mieter aus der Beethovengalerie hinausgelockt. Hoffentlich kann die betroffene Vermieterin die Lücken bald schließen, denn eine leere Galerie im Zentrum ist unschön für alle. m.maier@volksfreund.deExtra

1993 hat Architekt Franz-Rudolf Trierweiler die frühere Beethoven Stadthalle erworben. Durch umfangreiche Um- und Neubauten hat er sie in die heutige Beethovengalerie umgewandelt. Die Galerie beherbergt unter anderem eine Apotheke und Arztpraxen verschiedener Fachrichtungen wie Zahnheilkunde, Psychotherapie und Allgemeine/Innere Medizin sowie ein Fitnesscenter. Noch sind ein Internist und die Physiotherapie-Praxis dort untergebracht, die ins MVZ wechseln. Außerdem befinden sich Einzelhändler und Wohnungen in der Beethovengalerie. maiExtra

Im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) arbeiten derzeit zwei Orthopäden sowie zwei Chirurgen. Ein Internist wird im Lauf des Jahres dazukommen. Träger des Versorgungszentrums ist die Kreiskrankenhaus St. Franziskus Saarburg GmbH. Dadurch, dass die Mediziner beim Krankenhaus angestellt sind, sieht Landrat Günther Schartz die Nachbesetzung der Stellen als gesichert an. Das MVZ ist im Gesundheits- und Dienstleistungszentrum an der Blauen Säule untergebracht, das 2014 fertiggestellt wurde. Weitere medizinisch orientierte Mieter im Gesundheitszentrum sind eine große Hausarztpraxis, eine Apotheke, ein Sanitätshaus und ab April eine Physiotherapie-Praxis. mai

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