Neuer Plan für günstige Wohnungen in Konz

Konz/Trier · Konz hat einen Plan für den Neubau von Sozialwohnungen. Die Konzer-Doktor-Bürgerstiftung will ihr Stiftungskapital für ein entsprechendes Bauprojekt zur Verfügung stellen - unter der Voraussetzung, dass die Stadt Konz ein passendes Grundstück zustiftet.

 Das Grundstück der verfallenen Fischersmühle in der Lindenstraße gilt als möglicher Standort für einen neuen Bau mit Sozialwohnungen. TV-Foto: Archiv/Christian Kremer

Das Grundstück der verfallenen Fischersmühle in der Lindenstraße gilt als möglicher Standort für einen neuen Bau mit Sozialwohnungen. TV-Foto: Archiv/Christian Kremer

Foto: (h_ko )

Konz/Trier. Die Stadt und die Verbandsgemeinde (VG) Konz reißen mehrere marode Häuser mit günstigen Wohnungen ab, weil eine Sanierung nicht mehr rentabel wäre (der TV berichtete mehrfach, siehe Extra). Nun steht ein erster Plan, um den Verlust der Wohnungen zu kompensieren. Informelles Treffen: Die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen, der Chef der Konzer-Doktor-Bürgerstiftung, Hartmut Schwiering, und Bürgermeister Karl-Heinz Frieden haben den Plan für den sozialen Wohnungsbau kürzlich bei einem informellen Treffen erläutert. Die Stiftung, die inzwischen 300 000 Euro Kapital gesammelt hat, will dieses zur Verfügung stellen. So könnte ein größeres Gebäude mit mehreren Wohnungen gebaut werden. "So sichern wir unser Vermögen", sagt der Stiftungsvorsitzende Hartmut Schwiering. Die Stiftung wolle generationenübergreifend Wohnraum für junge Familien und Senioren schaffen. Zielgruppe seien ärmere Menschen. Der Projektname: Konzer-Doktor-Wohnbrücke. Details wie Größe und Zahl der Wohnungen oder Standort sind offen. Trotzdem signalisieren schon jetzt alle Fraktionen, dass sie von der Grundidee angetan sind (siehe Extra). Schwiering: "Wir sind glücklich, dass wir einen großen Konsens haben." Möglicher Standort: "In Konz gibt es viele Bauanträge und wenige freie Flächen", sagt Bürgermeister Frieden. Viel Platz gebe es nicht für solche Projekte. Aus seiner Sicht bieten sich aber die Grundstücke von Abrisshäusern an, die ohnehin für Wohnungsbau vorgesehen sind - zum Beispiel das der Fischersmühle in der Lindenstraße. "Meine persönliche Meinung ist, dass man dieses Grundstück auch weiterhin für ein Wohnbauprojekt nutzen kann." Kapital: Der Stiftungsvorsitzende Schwiering erläutert die Hintergründe. Das ursprüngliche Startkapital bei Gründung der Stiftung lag bei 50 000 Euro. Es stammte jeweils zur Hälfte von der Stadt und der Verbandsgemeinde Konz. Seit Gründung der Stiftung ist das Kapital stetig angewachsen. Durch private Stifter, den Erlös aus dem Konzer Doktorthaler und weitere Aktionen - wie die Ehrenstifterweinprobe, bei der Winzer aus der VG Konz ihre Weine für den guten Zweck versteigern lassen. Sollte die Stiftung irgendwann aufgelöst werde, ginge ihr Vermögen zu 75 Prozent an die Stadt und zu 25 Prozent an die VG Konz. So steht es in der Satzung. Angesichts der niedrigen Zinsen lohnt es sich nicht, das Kapital auf einem Bankkonto zu parken. Deshalb habe die Stiftung im vergangenen Jahr Anlagerichtlinien entwickelt. Darin ist unter anderem festgelegt, dass bis zu 100 Prozent des Stiftungsvermögens zur "Errichtung oder Erwerb von Immobilien zur Vermietung unter Berücksichtigung sozialer Standards wie zum Beispiel öffentlich geförderten Wohnungsbau oder Immobilien zum Betreiben sozialer Einrichtungen der Stadt und Verbandsgemeinde Konz" investiert werden dürfen. Dabei dürfen laut den Richtlinien auch Darlehen aufgenommen werden, die im Landeswohnraumförderungsgesetz enthalten sind. Umsetzung: Bei der Besprechung mit den Fraktionsvorsitzenden hat Bürgermeister Frieden versprochen, dass die Verwaltung prüfen werde, ob ein Stiftungsprojekt auf dem Gelände der Fischersmühle möglich sei, erklärt er. Das Planungsbüro, das derzeit ein Nutzungskonzept für den Bereich zwischen dem Saar-Mosel-Bad und der Lindenstraße erarbeitet, sei informiert. Der Wohnungsbau an dieser Stelle sei eine von mehreren Möglichkeiten. Ende November oder Anfang Dezember sind laut Frieden erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zu erwarten. In diesem Winter könnten auch die Abrissaufträge für das ehemalige Schwimmmeisterhaus, die Fischersmühle, die Saarstraße 26 und die Karthäuser Straße 3 vergeben werden. Die Zukunft: Die Bürgerstiftung wäre Eigentümer und Vermieter des geplanten Neubaus. Die Mieteinnahmen kämen demzufolge den Bildungsprojekten der Stiftung zugute, die unter anderem 120 Lese- und Lernpaten in den Schulen der VG Konz im Einsatz hat. Mittelfristig sei auch die Gründung einer VG-eigenen Wohnungsbaugesellschaft möglich, erklärt Bürgermeister Frieden. "Diesen Weg müssen wir gehen", sagt Frieden, der den Fraktionen laut TV-Informationen bis Mitte Januar ein entsprechendes Konzept zur Diskussion vorlegen will. Eine solche Gesellschaft könnte dann zum Beispiel auch das Wohnhaus der Bürgerstiftung verwalten. Stadt- und VG-Rat wären über die Aufsichtsgremien beteiligt. Meinung

Ein Vorhaben mit vielen GewinnernStiftung gibt Kapital, Stadt gibt Land. Alle Beteiligten können so gewinnen. Die Konzer-Doktor-Bürgerstiftung bringt ihr Geld nicht nur gewinnbringend unter, sondern erfüllt durch den Bau von Sozialwohnungen noch ihren sozialen Zweck. Die Stadt muss nur eine Fläche beisteuern, für die es ohnehin keine konkreten Pläne, geschweige denn Kapital für die Entwicklung gibt - das ist kein großer Verlust. Eine solche Zusammenarbeit der gemeinnützigen Stiftung mit der Stadt und den Fraktionen zeugt von kreativem Geist in der Konzer Politik. So werden unkomplizierte Lösungen herbeigeführt. Da kann man nur hoffen, dass auch die Kommunalaufsicht mitspielt bei den Konzer Plänen. Alle Beteiligten dürfen jedoch nicht vergessen, dass das Grundproblem nicht behoben wird. Es gibt immer noch andere Sozialwohnungen und öffentliche Gebäude, die teils in jämmerlichem Zustand sind. Mit Blick auf Altersarmut und demografische Entwicklung wird zudem mehr kostengünstiger Wohnraum gebraucht. Deshalb ist es sinnvoll, eine Wohnungsbaugesellschaft zu gründen. Diese könnte mittel- und langfristig dafür sorgen, dass auch künftig genug bezahlbare Wohnungen vorhanden sind. c.kremer@volksfreund.deExtra

Bernhard Henter (Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion): "Das ist eine gute Sache, dass die Stiftung ihr Kapital in sozialen Wohnungsbau stecken will. Jetzt müssen wir beraten, welches Grundstück geeignet ist. In Bezug auf die mögliche Gründung einer städtischen Gesellschaft, die die Grundstücke verwaltet, lässt sich noch nicht viel sagen. Der Bürgermeister will uns ein Konzept vorlegen. Das werden wir bewerten, wenn es da ist." Hermann-Josef Momper (FWG-Fraktionsvorsitzender): "Vom Grundsatz her ist die Idee sehr gut. Wir reißen schließlich Gebäude mit Sozialwohnungen ab, da müssen wir auch neuen Wohnraum schaffen. Natürlich muss die Kommunalaufsicht bei der Zustiftung des Grundstücks mitspielen. Auch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft halte ich für sinnvoll. Die Details - zum Beispiel welches Grundstück geeignet ist - müssen noch diskutiert werden." Ute Walter (SPD-Fraktionsvorsitzende): "Sozialer Wohnungsbau ist eine Kernforderung der SPD Stadtratsfraktion. Auch der Gründung einer Wohnungsbaugesellschaft stehen wir positiv gegenüber. Es ist aus unserer Sicht aber nicht ausreichend, sich auf ein einziges Projekt zu konzentrieren, ohne dass ein gesamtstädtisches Konzept für den sozialen Wohnungsbau erstellt wird." Martina Wehrheim (Fraktionsvorsitzende der Grünen): "Die Idee der Konzer-Doktor-Bürgerstiftumg begrüßen wir grundsätzlich, da wir ja das Thema sozialen Wohnungsbau in die städtischen Gremien gebracht haben. Auch gegen den Standort Fischersmühle haben wir nichts einzuwenden. Ich frage mich auch, ob man für ein derartiges Projekt nicht das Gebäude der Fischersmühle sanieren könnte. Ein neues Gebäude sollte sich auf jeden Fall in die Umgebung einfügen. Claus Piedmont (FDP-Fraktionsvorsitzender): "Wenn das mit der Zustiftung des Grundstücks eine Mehrheit bekommt, bin ich heftigst dafür. Die Idee der Bürgerstiftung ist nachhaltig und langfristig." cmk Extra

Die Stadt und die Verbandsgemeinde Konz haben keine öffentlichen Sozialwohnungen. Die Verwaltung hat keinen Überblick über private Sozialwohnungen in der VG. Der Bau von Sozialwohnungen wird im Landeswohnraumförderungsgesetz geregelt. Fördergeld erhält zum Beispiel nur, wer sich an Obergrenzen für Kaltmieten hält. Diese Obergrenzen sind in einer Verwaltungsvorschrift des Landesfinanzministeriums festgelegt. Die Kaltmieten für Alleinwohnende mit einem Jahreseinkommen von bis zu 15 000 Euro liegen laut Vorschrift je nach Wohnort zwischen vier Euro und 6,40 Euro pro Quadratmeter. Die Stadt Konz gehört zur Fördermietenstufe 3. Die Miete beträgt dort 5,10 Euro pro Quadratmeter. In Trier, Förderstufe 6, sind es 6,40 Euro. Gefördert werden Ein-Raum-Wohnungen bis zu 50 Quadratmeter. Zwei- dürfen bis 60, Drei- bis 80 und Vier-Zimmer-Wohnungen bis 90 Quadratmeter haben. cmk

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