Oberbillig – Wasserbillig: Europa hautnah

OBERBILLIG. Europa – nur ein leeres Wort oder sinnerfüllte Realität? Antwort auf diese Frage sucht ZDF-Reporter Andreas Wunn auf einer Rundreise entlang der deutschen Grenze. Die erste Station war Oberbillig.

 ZDF-Reporter Andreas Wunn (rechts) im Gespräch mit Peter-Jan Schlüchen, Geschäftsführer der Firma Autohof Görgen, und der Friseurmeisterin Dorothee Thiel, die in Oberbillig wohnt und in Wasserbillig ihr Geschäft betreibt. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

ZDF-Reporter Andreas Wunn (rechts) im Gespräch mit Peter-Jan Schlüchen, Geschäftsführer der Firma Autohof Görgen, und der Friseurmeisterin Dorothee Thiel, die in Oberbillig wohnt und in Wasserbillig ihr Geschäft betreibt. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Am Oberbilliger Fährkopf, wo das rund 20-köpfige Team des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) seine technische Ausrüstung aufgebaut hatte, erhielt Wunn eine klare Antwort: Für die Menschen hier ist die Mosel keine Grenze, der Fluss verbindet sie mit den Wasserbilligern auf der luxemburgischen Seite. Für sie ist Europa hier und nicht im fernen Brüssel der Euro- und Bürokraten. Die Moselaner auf beiden Seiten des Flusses sind nicht nur wesens- und seelenverwandt, ihre Bindungen und Verbindungen sind zum großen Teil familiär, sie sind herzlich und - nach dem Ende des Nazi- und Kriegsschreckens - wieder aufgenommen und gefestigt worden. Gesprächspartner kennen beide Seiten

Andreas Wunn wusste dies, als er seiner Redaktionsleitung die Grenzreise vorschlug. Der ZDF-Mann wurde in Neustadt an der Weinstraße geboren, kam mit seinen Eltern schon früh nach Konz, besuchte dort das Gymnasium, machte Abitur und verdiente sich seine ersten journalistischen Sporen beim Privatsender RPR. Derzeit betreut er bei der Mainzer Anstalt die Sendungen "Heute in Europa" und "Auslandsjournal". Wohl wis-send um die ganz besonderen Europabeziehungen der Bürger von Ober- und Wasserbillig, startete er seine Reise in Oberbillig - und wurde fündig bei seiner Suche nach dem Europagefühl. Eingeladen zum Oberbilliger Gespräch - das wird auch bei den folgenden Aufnahmen so sein - waren nicht die Politiker, sondern Bürger, die die Vor- und Nachteile beider Seiten, der deutschen und der luxemburgischen, kennen. "Offizielle" Gesprächspartner waren die Friseurmeisterin Dorothee Thiel, die in Oberbillig wohnt und in Wasserbillig arbeitet, und Peter-Jan Schlüchen, Geschäftsführer des Tankstellenbetreibers "Autohof Görgen". Schlüchen ist ein Unternehmer, der sowohl die positiven als auch die negativen Seiten der "kleinen Handelsbeziehungen" kennt. Als Unternehmer, der vorwiegend den "Lebenssaft" für Autos vertreibt, sagte er dem ZDF-Moderator: "Wegen des gewaltigen Preisunterschieds macht unsere Tankstelle in Konz keine großen Gewinne mehr, hier erzielen wir nur noch ungefähr den halben Umsatz. Seit Benzin 1992 auf einen Schlag 21 Pfennig teurer wurde, mussten wir den Kunden nachgehen. Der Umsatz in Luxemburg ist gut, aber das hilft unserer deutschen Firma auch nicht weiter." Schlüchen betreibt seit rund 15 Jahren auch in Luxemburg das Geschäft mit Benzin, Diesel und anderen "Zutaten", die ein Kraftfahrzeug so braucht und die in Luxemburg erheblich preisgünstiger sind als auf der deutschen Seite der Mosel. Luxemburger zeigten sich zufrieden mit den deutschen Grundstücks- und Immobilienpreisen, die erheblich unter dem Niveau im Ländchen liegen. "Auch Textilien und Lebensmittel sind hier viel billiger als bei uns", hieß es immer wieder. "Preisausgleichenden, grenzüberschreitenden Handel" nannte ein Luxemburger diese Beziehungen. Abschluss beim Berliner Bürgerfest

Ob Andreas Wunn mit den Gesprächen bei der ersten Station seiner Reise zufrieden war? "Ja", sagte er nach den Aufnahmen im Gespräch mit dem TV. "Wir wollten zeigen, wie die Menschen hier Europa wahrnehmen. Für sie ist Europa täglich erlebte Realität." Wunn und das ganze Team sind gespannt auf die weiteren Stationen ihrer Erkundungsreise, die sie über die Grenzstädte Aachen, Kehl, Passau, Oberwiesenthal, Görlitz und Frankfurt/Oder nach Berlin führt - mit immer neuen technischen Herausforderungen: "Wir arbeiten nicht im Studio, wir müssen draußen Sendefähigkeit herstellen, deshalb die große Technik, mit der wir unterwegs sind." Der Abschluss der Reise in Berlin führt mitten ins große Bürgerfest (am nächsten Sonntag zwischen 18 und 19 Uhr) mit einer einstündigen Direktübertragung in einem ZDF-Spezial.

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