Oberbillig als LKW-Falle

Ärger im Wochenrhythmus - große LKW stecken regelmäßig in der schmalen Dorfdurchfahrt zur Fähre nach Wasserbillig fest. Viele LKW-Fahrer können sich nur mit Hilfe der Anwohner aus der Sackgasse herausmanövrieren.

Oberbillig. "Wir hatten schon einmal zwei LKW an einem Tag, die vor unserer Haustür festsaßen", erzählt Stefanie Hermesdorf. Die 38-jährige Oberbilligerin beobachtet eine besonders absurde Folge der steigenden Verbreitung von Navigationssystemen im Straßenverkehr.

Fehlender Wendeplatz erschwert den Rückzug



Was für den einen ein dienstbarer Helfer für die optimale Routenplanung ist, wird für manchen LKW-Fahrer zur Falle: die "Navis" führen die Brummi-Lenker ohne Ortskenntnisse direkt zur kleinen Fähre zwischen Oberbillig und Wasserbillig, wenn sie die Moselbrücke zwischen Wellen und Grevenmacher auf dem Weg zur Autobahnauffahrt in Mertert wegen der Gewichtsbeschränkung auf der Brücke nicht befahren dürfen.

"Die LKW-Fahrer wissen nicht, wie eng die Fährstraße von der B 419 runter zur Fähre wird", bedauert Hermesdorf die "Kapitäne der Landstraße", für die die jüngst sanierte Dorfstraße zur Falle wird. "Und wenn sie die enge Gasse tatsächlich schaffen, müssen sie am Ende der Straße feststellen, dass sie nicht mit der Fähre übersetzen können, weil die nur für PKW geeignet ist", weiß die geplagte Anwohnerin.

Da es keinen Wendeplatz gibt, auf dem die 40-Tonner drehen können, müssen sie sich rückwärts aus dem Ort zurück auf die Bundesstraße quälen. "Ohne Hilfe von Anwohnern bekommen das die meisten LKW-Fahrer nicht hin und stecken dann fest", erzählt Stefanie Hermesdorf. "Wir Anwohner müssen dann helfen, in dem wir beim Manövrieren Zeichen geben und unsere Autos wegfahren." In Einzelfällen habe es schon mal drei bis vier Stunden gedauert, bis der LKW wieder auf der B419 angekommen sei.

"Netten LKW-Lenkern haben wir schon mal Kaffee gebracht", zeigt Hermesdorf, die auch Mitglied im Oberbilliger Gemeinderat ist, Verständnis für die fatale Situation der Fahrer. "Ein Gemeinderatsmitglied hat schon Kontakt mit den Herstellern der Navigationsgeräte aufgenommen", berichtet sie weiter. Das Ergebnis der Recherchen: Es gebe bislang keine Software, die die Straßenkarten für LKW anpasse und dann gar nicht erst nach Oberbillig zur Fähre leite.

Gemeinde will Schilder aufstellen



Im Gemeinderat sei das Thema auch schon zur Sprache gekommen, sagt Ortsbürgermeister Andreas Beiling: "Wir werden Schilder aufstellen, die den LKW-Fahrern signalisieren, dass die Straße sehr schmal ist und es keine Wendemöglichkeiten gibt." Die Straße ganz für LKW zu sperren, sei nicht möglich, weil es ja auch Anlieferungsverkehr gebe.

"Als ich noch ein Kind war, ist ein LKW rückwärts gegen unsere Hauswand gefahren und stand sozusagen im Badezimmer", erinnert Steffi Hermesdorf daran, dass das Problem nicht ganz neu ist. Damit es nicht wieder so weit kommt, helfen die Anwohner lieber. "Die Navis verleiten aber auch dazu, einfach den Ansagen zu folgen", hat Hermesdorf beobachtet. Zweifel blieben daher, ob die Brummi-Lenker die Schilder beachten.

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