Oberbilliger wollen eine neue Fähre kaufen

Oberbillig · Zwischen Oberbillig und Wasserbillig könnte ab Mai 2016 eine neue Fähre verkehren. Der Ortsgemeinderat hat beschlossen, dass 1,2 Millionen Euro in ein neues Schiff investiert werden sollen.

 Für Oberbillig und Wasserbillig eine Rieseninvestition: Der Neubau einer Fähre würde mit Planung 1,15 Millionen Euro kosten. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Für Oberbillig und Wasserbillig eine Rieseninvestition: Der Neubau einer Fähre würde mit Planung 1,15 Millionen Euro kosten. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Oberbillig. Die Sankta Maria fährt und fährt und fährt - oder doch nicht? Fast 50 Jahre nach Inbetriebnahme der Fähre zwischen Oberbillig und Wasserbillig naht wahrscheinlich ihr Ende. Der Ortsgemeinderat hat sein Investitionsprogramm beschlossen - der dickste Brocken darin sind 1,2 Millionen Euro für eine neue Fähre.
Nötig wird die Investition, weil die Sankta Maria zu oft kaputt ist. Allein in diesem Jahr führten mehrere außerplanmäßige Wartungsarbeiten, ein Kupplungsdefekt, ein Kabelbruch und andere Defekte durch den Dauerbetrieb zur häufigen Einstellung des Fährbetriebs (der Trierische Volksfreund berichtete).
Zunächst hört sich das Vorhaben, dass eine kleine Gemeinde wie Oberbillig so viel Geld investieren soll, gewagt an. Doch der Oberbilliger Ortschef Andreas Beiling ist zuversichtlich, die Kosten gegenüber der Kommunalaufsicht bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg begründen zu können. Das Hauptargument des Ortschefs: "Die Fähre fährt Gewinn ein." Weil es sich bei dem Fährbetrieb um einen gewinnbringenden Betrieb handele, könne die Investition voraussichtlich von der Steuer abgeschrieben werden, meint Beiling.
Zuletzt lagen die Einnahmen laut Beiling zwischen 80 000 und 90 000 Euro pro Jahr. 2013, als die Grenzbrücke zwischen Grevenmacher und Wellen lange Zeit gesperrt war, waren es sogar mehr als 100 000 Euro. Wegen der Gewinne habe die Gemeinde Rücklagen bilden können. So seien über die Jahre hinweg 700 000 Euro zusammengekommen, erläutert Beiling.
Von dem Geld gehört laut Beiling zwar die Hälfte der Gemeinde Wasserbillig, weil diese vertraglich an dem Fährbetrieb beteiligt ist. Der Ortschef hat jedoch eine Zusage, dass auch die luxemburgischen Nachbarn ihren Anteil in den Fährbetrieb investieren wollen. Es fehle nur noch ein formaler Beschluss. Inwiefern die Wasserbilliger noch mehr Geld beisteuern könnten, weiß Beiling noch nicht.
Soweit es möglich ist, wird die Sankta Maria am 1. Mai 2016 abgelöst. Exakt 50 Jahre nach Inbetriebnahme der alten Dame würden die Oberbilliger gerne ihre neue Fähre einweihen.
Bis dahin kommt aber noch viel Planungsarbeit auf den Gemeinderat zu. Sollte die Kommunalaufsicht grünes Licht geben, müsste das Gremium zusammen mit einem Experten Pläne ausarbeiten. Denn Fähren stammen nicht aus der Serienproduktion wie Autos. Jedes Gefährt werde extra für den Auftraggeber angefertigt, erläutert der Ortschef.
Für eine neue Moselfähre sei es wichtig, dass sie die geänderten Nutzungsgewohnheiten berücksichtige. Inzwischen seien zum Beispiel die Autos größer geworden, da müssten größere Stellplätze auf der Fähre her. Außerdem nutzten mehr Radfahrer und Fußgänger die Fähre als früher, erklärt Beiling.

Um mögliches Fördergeld einstreichen zu können, möchten die Oberbilliger auch Umweltaspekte berücksichtigen - sie überlegen zum Beispiel, einen Elektromotor einbauen zu lassen, der nachts, wenn der Fährbetrieb ruht, aufgeladen werden kann.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Erst wenn die Pläne für das Boot fertig sind, kann die Gemeinde eine Werft mit der Konstruktion des Schiffes beauftragen. Danach müssen die Behörden das Gefährt noch prüfen und zulassen. Ob das wirklich bis zum 1. Mai 2016 klappt, ist noch unklar. Zunächst muss die Kommunalaufsicht die Investition genehmigen - bis zur Haushaltssitzung Anfang kommenden Jahres. cmk

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