Orientierungskurse helfen Flüchtlingen weiter

Konz/Saarburg/Schweich/Hermeskeil · Der Kreis reagiert auf die steigenden Flüchtlingszahlen. Die Stiftung "Zukunft im Kreis Trier-Saarburg" finanziert auf Anregung von Landrat Günther Schartz Sprach- und Orientierungsseminare für diejenigen, denen zunächst kein Integrationskurs bezahlt wird. Das erste derartige Seminar im Kreis richtet sich an syrische Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde Konz.

 Die syrischen Flüchtlinge, die künftig in Konz Deutsch lernen, mit VHS-Leiterin Maria Dumrese (am Kopfende) und Dozentin Fathya Hassan (rechts).Foto: Privat

Die syrischen Flüchtlinge, die künftig in Konz Deutsch lernen, mit VHS-Leiterin Maria Dumrese (am Kopfende) und Dozentin Fathya Hassan (rechts).Foto: Privat

Konz/Saarburg/Schweich/Hermeskeil. Seit 2011 herrscht in Syrien Bürgerkrieg. 160 000 Todesopfer hat der Krieg nach Angaben oppositionsnaher Beobachter bereits gefordert, Millionen Menschen hat er aus ihrer Heimat vertrieben. Die Hälfte des Landes ist mittlerweile von der Terrororganisation Islamischer Staat und islamistischen Milizen besetzt.
Das ist der Hintergrund dafür, dass immer mehr syrische Flüchtlinge in die Region kommen - auch nach Konz. Ihr Leben haben sie gerettet. Doch wie geht es weiter? Aufgrund ihrer zunächst befristeten Aufenthaltserlaubnis finanziert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge diesen Asylbewerbern keinen umfassenden 660-stündigen Integrationskurs, zu dem neben der Sprache auch Landeskunde gehört.
Doch werden sie vermutlich länger, vielleicht auch dauerhaft in Deutschland bleiben. Landrat Günther Schartz hat angeregt, dass die Stiftung "Zukunft im Kreis Trier-Saarburg" Sprach- und Orientierungskurse für Menschen mit zunächst befristetem Aufenthaltsstatus finanziert. Das Kuratorium hat aktuell zugestimmt, 30 000 Euro für solche Kurse in den Mittelzentren Konz, Saarburg, Schweich und Hermeskeil zur Verfügung zu stellen.
Bereits im Januar sollen diese Kurse an den Volkshochschulen (VHS) beginnen. Rudolf Müller von der Kreis-VHS sagt: "In Konz startet der Modellkurs mit 100 Stunden. Er richtet sich an Arabischsprachige, insbesondere Syrer." Erst seit zwei, drei Monaten kämen die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, insbesondere aus Syrien, verstärkt in die Region. In den anderen Städten sei die Planung noch nicht so weit. Klar sei dort bislang nur, dass Gruppen gebildet werden sollten, die zusammenpassten.
Die Kurse in Konz haben die dortige VHS-Leiterin Maria Dumrese vor einige Herausforderungen gestellt. Zunächst musste es schnell gehen. Erst im Oktober kam die Nachricht, dass von den 17 neuen Asylbewerbern in der VG Konz die meisten aus dem arabischsprachigen Raum kommen.
Die Nachricht, dass die Kreisstiftung den Kurs zahlen soll, kam noch später. Dann war die Frage: Wo findet man schnell eine arabische Muttersprachlerin, die am besten auch noch andere Sprachen kann? Dumrese erinnerte sich an die Bewerbung einer Dolmetscherin, die in Konz an der VHS nun Französischkurse gibt und aus Syrien stammt. Sie sagte zu. Ab 12. Januar wird Dr. Fathya Hassan ihre Landsleute unterrichten.
"Menschen sind traumatisiert"


Auch beim Unterrichtsmaterial musste sich die VHS-Leiterin umtun. Für die arabischen Zeichen musste ein zusätzliches Vokabelbuch bestellt werden. Zudem war Dumrese klar: "Wir können nicht einfach mit dem ABC anfangen. Die Menschen sind zum Teil traumatisiert." Sie überlegte sich deshalb ein eigenes Konzept. So werden die Flüchtlinge zunächst in ihrer Muttersprache angesprochen und erhalten eine erste Orientierung. Sie erfahren, wie man sich in Konz zurechtfindet, wo die verschiedenen Institutionen sind und lernen Sitten und Gebräuche kennen. Auch andere Stellen wie die Caritas, das Sozialamt und die Migrationsberatung in Trier werden zur Unterstützung der Flüchtlinge hinzugezogen.
Sprachlich werden die Kursteilnehmer zunächst rein mündlich auf Alltagssituationen vorbereitet, wie die Begrüßung, den Einkauf und das Busfahren.
Bei einem ersten Treffen war Dumrese positiv überrascht. "Ich arbeite jetzt seit 23 Jahren mit Menschen mit Migrationshintergrund, aber so zielgerichtete und motivierte Leute habe ich noch selten erlebt." Die meisten seien jüngere Männer, die weiter zur Schule gehen, ein Studium absolvieren oder auch gerne arbeiten wollten. Ab 12. Januar werden sie von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr die Schulbank drücken, voraussichtlich in einem Raum des Jobcenters, das wie die VHS in der Konstantinstraße 50 untergebracht ist. Vielleicht ein Stück Normalität für die Flüchtlinge - Tausende Kilometer von Syrien und dem Krieg entfernt. mai
Extra

Ende November 2014 befanden sich laut Verwaltung 489 Asylbewerber im Kreis Trier-Saarburg. Der größte Anteil davon, nämlich 123 Menschen, lebt in der Verbandsgemeinde (VG) Konz. Es sind insbesondere Syrer, Iraner und Serben. In der VG Konz befindet sich eine Sammelunterkunft, in der 34 Bewohner untergebracht sind. Asylbewerber wohnen ansonsten in angemieteten Hotels und Wohnungen. 75 Flüchtlinge leben in der VG Hermeskeil, 72 in der VG Saarburg, 72 in der VG Schweich, 55 in der VG Trier-Land, 51 in der VG Ruwer und 41 in der VG Kell am See. Derzeit werden dem Kreis pro Woche rund 15 Asylbewerber zugewiesen und müssen untergebracht werden. mai

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