Luxemburg will riesiges Tanklager an der Mosel erweitern - Deutsche Grenzgemeinden wehren sich

Temmels/Grevenmacher · Den Ausbau des Tanklagers im Merterter Hafen hat die luxemburgische Regierung eigentlich längst beschlossen. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Grevenmacher wurde erläutert, dass dort auch Kerosin gelagert werden kann. Das lässt die Kritik an dem Projekt auf beiden Seiten der Mosel noch lauter werden.

 Nur die Mosel trennt die bestehenden Tanks am Merterter Hafen von den Wohnhäusern in Temmels. TV-Foto: Friedemann Vetter

Nur die Mosel trennt die bestehenden Tanks am Merterter Hafen von den Wohnhäusern in Temmels. TV-Foto: Friedemann Vetter

Riesige Kerosintanks direkt auf der gegenüberliegenden Moselseite sind den Menschen in Temmels nicht geheuer. Auch ihre luxemburgischen Nachbarn aus Grevenmacher und Mertert wollen kein noch größeres Treibstofflager vor ihrer Haustür. Trotzdem plant die Firma Tanklux im Auftrag der luxemburgischen Regierung, das Tanklager am Ortsrand von Grevenmacher zu erweitern. Die Tankkapazität am Merterter Hafen wird demnach von 60 000 Kubikmeter auf 150 000 Kubikmeter erhöht. (der TV berichtete, siehe Extra). Nach der jüngsten Gemeinderatssitzung in Grevenmacher wird die Kritik aus den Gemeinden noch lauter. Denn die Ratsmitglieder haben in der Sitzung erfahren, dass nicht nur zusätzliche Tanks für Heizöl und Diesel gebaut werden, sondern auch leicht entzündliches Kerosin und Benzin eingelagert werden könnten. Der Grevenmacher Bürgermeister Léon Gloden erläutert gegenüber dem TV seine Bedenken: "Die örtlichen Feuerwehren hier verfügen nicht über das Material, einen Brand mit Kerosin oder Benzin unter Kontrolle zu bringen." Das nächste geeignete Löschfahrzeug stehe am luxemburgischen Flughafen Findel und dürfe nicht abgezogen werden.Sicherheitsbedenken gewachsen


Laut Gloden wurden die Pläne seit Bekanntwerden des Projekts 2007 stark abgeändert. Seine Sicherheitsbedenken seien gewachsen. Die geplanten Tanks lägen jetzt direkt an der neuen Kläranlage am Grevenmacher Ortsrand - viel näher an der Wohnbebauung als ursprünglich geplant. "Da könnte man so ein Tanklager auch auf den Kirchberg in Luxemburg Stadt bauen", meint er.

Zudem seien bis zu 40 kleinere Tanks für Zusatzstoffe hinzugekommen. Gloden ist auch darüber enttäuscht, dass der geplante neue Kai im Hafen zum Umladen von Treibstoff genutzt werden soll. Das sei der Gemeinde bisher immer anders kommuniziert worden. Deshalb fordere Grevenmacher eine neue Umweltverträglichkeitsprüfung.
Die Gemeinden Grevenmacher und Mertert haben bis Donnerstag Zeit, der luxemburgischen Regierung ihre schriftlichen Stellungnahmen zu dem Projekt abzugeben. Glodens Amtskollege aus Mertert-Wasserbillig, Gust Stefanetti, schließt sich ihm an. "Wir sind uns einig, dass wir mit allen erdenklichen Mitteln dagegen vorgehen werden", sagt er. Gloden ergänzt, dass er auch Protestaktionen und die Verweigerung einer Baugenehmigung in Betracht ziehe. Er werde auch den verwaltungsgerichtlichen Weg beschreiten, sollte das nötig werden, kündigt Gloden an. "Das wird noch Jahre dauern", prognostiziert Stefanetti. Gloden, der als CSV-Abgeordneter im luxemburgischen Parlament sitzt, weist jedoch darauf hin, dass schon in den nächsten Wochen eine Abstimmung über die nationalen Treibstoffreserven anstehe.

Der Temmelser Herbert Schneider sagt den luxemburgischen Kollegen seine "uneingeschränkte persönliche Unterstützung zu". "Hier grenzt das Gefahrenpotenzial direkt an eine Ortschaft", meint er. Das Treibstofflager liege in der Einflugschneise eines Flughafens, gibt er zu bedenken. Dass ein Flugzeug auf die Tanks stürze, sei zwar unwahrscheinlich, aber möglich. Und dass manchmal das Unwahrscheinliche passiere, habe 2012 das Atomunglück im japanischen Fukushima gezeigt. Tanklux-Chef David Bollaertlässt auf TV-Anfrage ausrichten, dass er sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu dem Projekt äußern wolle.Meinung

Mehr Offenheit täte der Sache gut
Die Kritik der Gemeinden an den Tanklagerplänen für den Hafen Mertert ist nachvollziehbar. Die Änderungen der Pläne seit 2009 scheinen gewaltig zu sein. Gerade dass jetzt leicht explosive Stoffe gelagert werden könnten, lässt die Befürchtungen der Gemeinde wachsen. Und dass der neue Kai, anders als bisher erläutert, vor allem zum Umladen von Treibstoff genutzt werden soll, macht ihre Argumentation nachvollziehbar. Auch die kleinen Tanks, in denen teils giftige Zusatzstoffe gelagert werden könnten, sind bisher nie erwähnt worden. All das lässt an der Transparenz zweifeln - zumal die länderübergreifende Informationspolitik ohnehin behäbig ist. Denn die Verantwortlichen in Deutschland erfahren oft erst aus der Presse von den Entwicklungen. c.kremer@volksfreund.deExtra

Das Tanklager am Merterter Hafen ist Teil der nationalen Treibstoffreserven in Luxemburg. Wegen internationalen Vereinbarungen muss das Land bis zu 90 Tage lang Treibstoff vorhalten. Der Ausbau ist notwendig, weil die aktuellen Reserven nach Angaben der luxemburgischen Regierung nur für 15 Tage reichen. Neben dem Lager am Merterter Hafen sollen zwei weitere - bei Bascharage sowie zwischen Leudelingen und Merl - vergrößert werden. Am Merterter Hafen werden auch neue Kais gebaut. Außerdem wird die gesamte Anlage modernisiert (der TV berichtete). cmk

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