Pech für die daheim Gebliebenen

KONZ-KARTHAUS. Außergewöhnliches erlebten die Besucher der evangelischen Kirche in Konz-Karthaus. Das international renommierte Bläser-Ensemble "Harmonic Brass" sorgte mit seiner rasanten und ausgefeilten Musik für Applaus-Stürme – und das schon zur Pause!

Pfarrer Martin Jordan, gerade aus dem Urlaub zurück, war etwas enttäuscht: Seine hübsche kleine Kirche war nur zur Hälfte besetzt, als das Blechbläserquintett "Harmonic Brass" zum Konzert aufspielte. Nach dem flotten Einmarsch der Musiker zeigte sich ganz schnell, warum Jordan ein größeres Publikum erwartet hatte. Drei Instrumente simulieren ein Orchester

Die faszinierenden Arrangements von Opern-Arien, Swing-Klassikern und Kompositionen von Barock bis zu aktuellen Hits sorgten schon nach wenigen Takten für überschwängliche Begeisterung - die Zuhörer spendeten stehend Applaus schon vor der Pause. Die fünf Musiker im eleganten Frack spielten mit großer Freude und Virtuosität auf. Zwischen den einzelnen Stücken brachte Moderator und zweiter Trompeter Jürgen Gröblehner das Publikum mit seinen Wortbeiträgen zum Schmunzeln. Doch bei aller amüsanten Plauderei - in erster Linie überzeugten die fünf Musiker aus München aufgrund ihrer herausragenden musikalischen Fähigkeiten. Mit unglaublicher Leichtigkeit fetzten die Bassläufe des Tuba-Spielers Manfred Häberlein durch den Kirchenraum. Dazu intelligente Arrangements und gelegentliche Instrumentenwechsel zur Erweiterung des Klangspektrums: "Harmonic Brass" überzeugte in jedem Genre. Bei "O Fortuna" aus "Carmina Burana" von Carl Orff wurden beispielsweise ganze Heerscharen von Chorsängern durch zwei Trompeten repräsentiert, während Posaunist Thomas Lux virtuos einen Klangteppich webte und so mit Horn und Tuba ein riesiges Sinfonieorchester simulierte. Heimlicher Star mit der Tuba

Der heimliche Star des Ensembles war - trotz aller Arrangierkünste des ersten Trompeters Hans Zellner - Bassist Manfred Häberlein, der seine Tuba fast zärtlich im Arm hielt und mit sagenhafter Leichtigkeit einen riesigen Tonumfang "umspielte", solistisch glänzte und gemeinsam mit Hornist Andreas Binder die Basis für einen satten, ausgewogenen und begeis-ternden Sound lieferte. Das Publikum war nach zwei Stunden wunderschöner Musik vollkommen begeistert. Pfarrer Jordan brauchte sich keine Vorwürfe zu machen. Pech hatten nur die, die an diesem Abend nicht in der evangelischen Kirche in Karthaus waren.

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