Pendler erbost über Brückenpläne

Wellen · Zwischen Wellen und Grevenmacher wird eine neue Brücke gebaut. Pendler rechnen mit einem Verkehrschaos während der Vollsperrung der alten Brücke ab Ende Mai 2013. Beim ersten Infoabend zum Projekt in Wellen gab es auch Kritik zur geplanten Verkehrsführung auf der deutschen Seite.

 Ab Ende Mai für mehr als vier Monate gesperrt: die Grenzbrücke zwischen Wellen und Grevenmacher. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ab Ende Mai für mehr als vier Monate gesperrt: die Grenzbrücke zwischen Wellen und Grevenmacher. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Wellen. Etwa 40 Bürger sind am Montagabend gekommen, um sich den Plan des Landesbetriebs Mobilität (LBM) für eine neue Zufahrt zur Grenzbrücke zwischen Wellen und Grevenmacher anzusehen. Ab Ende Mai wird die alte Brücke, über die zurzeit täglich etwa 15 000 Autos fahren, viereinhalb Monate voll gesperrt. Während die Luxemburger Kollegen die 17 Millionen Euro teure neue Brücke bauen, will das deutsche Straßenbauamt die Zeit nutzen, um auf der Wellener Seite das "Optimale aus der bestehenden Situation herauszuholen". LBM-Planer Sascha Müller betont: "Man wird angesichts des Verkehrsaufkommens nicht alle Probleme lösen können."

Der Plan: Die abknickenden Vorfahrten an den Straßen zur Brücke bleiben erhalten. Die Fahrzeuge, die über die B 419 aus Richtung Nittel kommen, sollen nicht mehr die Rampe direkt zum Brückenkopf nutzen. Sie bekommen eine neue Zufahrt, um die Kreuzung am Brückenkopf zu entschärfen. Die alte Zufahrt wird zur Einbahnstraße Richtung Nittel (siehe Grafik). Das entschärfe die Situation an der schlecht einsehbaren Kreuzung. Der LBM hofft zudem auf einen besseren Verkehrsfluss.

Kritik an der neuen Zufahrt: "Da wird viel gemacht, aber wenig erreicht"; sagt Gemeinderatsmitglied Josef Kiefer. Den LBM-Planern wirft er vor, Stückwerk produziert zu haben. Die Autofahrer aus Wellen hätten im Berufsverkehr künftig keine Chance zum Einfädeln. Deshalb fordert Kiefer einen Kreisverkehr. Ähnliche Kritik äußern andere Zuhörer. Ortsbürgermeister Hans Dostert bemängelt, dass der LBM die Gemeinde mit den Plänen ein halbes Jahr vor Baubeginn vor vollendete Tatsachen stelle und sie nicht in die Planung mit einbezogen habe.
Wegen der Enge des Raums zwischen Moselufer und Bahnstrecke gebe es keine bessere Lösung als die von ihnen vorgelegte, argumentierten die LBM-Vertreter. Ein Kreisel sei nicht möglich und würde den Verkehr sogar noch mehr ausbremsen, weil nur zwei Zufahrten hoch frequentiert seien. Außerdem müssten die Pläne zeitlich und finanziell umsetzbar bleiben. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde sei "suboptimal gelaufen, aber es wäre definitiv zu keiner anderen Lösung gekommen", sagt Heiko Hengel vom LBM.
Sorgen von Pendlern: Wo soll denn der Verkehr umgeleitet werden?, fragt ein Pendler im Publikum. Er hoffe ja nicht, dass es nur über die kleine Brücke in Wormeldange gehe, und frage sich, warum in der Zeit keine Schiebebrücke eingeplant werde.
Auch die Möglichkeit, als Fußgänger nach Grevenmacher zu kommen, falle weg, beklagen die Zuhörer. Sie empören sich, dass die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Luxemburg nicht funktioniere. "Das ist eine reine Autoplanung", wirft Jean Goedert vom Verein Sauberes Wellen den Straßenbaubehörden auf beiden Seiten der Mosel vor.

Mitfahrparkplätze als Lösung: Die LBM-Mitarbeiter verweisen auf einen Gesprächstermin am 11. Januar - dann werde im Detail geklärt, wie der Verkehr während der Sperrung geregelt wird. Im Prinzip gehe es nur über die bestehenden Brücken bei Wormeldange oder in Trier. Das Luxemburger Straßenbauamt sei da mit in der Verantwortung - auch bei der Planung der Busverbindungen.
"Die einzige Alternative zum Auto sind Busse", sagt Klaus Wagner, Fachgruppenleiter Verkehr beim LBM. Zurzeit verhandle der Kreis Trier-Saarburg mit den Luxemburgern, um die Taktung der Pendlerlinien zu erhöhen. Der LBM habe schon 15 Stellen für potenzielle neue Mitfahrerparkplätze an der luxemburgischen Grenze ausgemacht. Bisher fehle aber ein Finanzierungskonzept. Bund, Land und Kommunen würden sich nicht einig.Meinung

Falscher Ansatz für die Zukunft
Einen gemeinsamen Plan, um die Verkehrsprobleme in der Grenzregion zu lösen, gibt es nicht. Die Brücke zwischen Wellen und Grevenmacher zu erneuern, ist allenfalls eine Übergangslösung. Die 17 Millionen Euro wären anderweitig sinnvoller investiert - zum Beispiel in Pendlerparkplätze oder in eine neue Brücke bei Temmels, die am Merterter Hafen direkt zur A 64 führt. Der Landesbetrieb Mobilität ist aber der falsche Ansprechpartner - hier ist die große Politik gefragt. Sie hat versagt. Der Staatsvertrag zwischen Luxemburg und Deutschland zum Neubau der Brücke zementiert Zustände, die für Pendler, Wellener und Grevenmacher gleichermaßen ärgerlich sind, statt etwas Neues zu wagen. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Behörden wenigstens ein griffiges Konzept für die Zeit während der Vollsperrung vorlegen. Sonst ist das viermonatige Verkehrschaos an der Obermosel nicht abzuwenden. c.kremer@volksfreund.deExtra

Jens Thewke, Sprecher der Bürgerinitiative Sauberes Wellen, bringt beim Infoabend ein Thema ein, das vielen Pendlern aus dem Raum Konz-Saarburg unter den Nägeln brennt: den Bau einer neuen Brücke bei Temmels, die den Verkehr in der Nähe des Hafens Mertert direkt auf die Autobahn bringt. "Ist das aus ihrer Sicht nicht die intelligentere Lösung?", fragt Thewke die Vertreter des Landesbetriebs Mobilität (LBM). Dass diese Frage viele beschäftigt, belegen auch Diskussionen in Grenzgängerforen im Internet und Zuschriften an die TV-Redaktion. Sascha Müller vom LBM antwortet auf Thewkes Frage: Es sei definitiv besser, den Verkehr an Problemstellen vorbeizuführen. Das habe eine ganz andere Qualität als die kleine Brücke bei Wellen. Das Problem sei, dass weder die Planung noch das Geld für so ein Großprojekt vorhanden sei. "Wir haben jetzt eine kleine Lösung", sagt er. cmk

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