Pioniere für Blinde

Die Ziele sind heute noch die gleichen: Chancengleichheit für Blinde und Sehbehinderte. Als 1908 der Blindenverband gegründet wurde, standen die Betroffenen am Rand der Gesellschaft. Dass sich dies geändert hat, ist nicht zuletzt ein Erfolg des Verbandes, der in Konz-Karthaus sein 100-jähriges Jubiläum feierte.

 Musik zum Anfassen und Mitmachen: Bei der Hundertjahrfeier des Verbands der Blinden und Sehbehinderten im Bezirk Trier sorgte der Saar-Mosel-Frauenchor Konz-Karthaus für Unterhaltung für alle Sinne. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Musik zum Anfassen und Mitmachen: Bei der Hundertjahrfeier des Verbands der Blinden und Sehbehinderten im Bezirk Trier sorgte der Saar-Mosel-Frauenchor Konz-Karthaus für Unterhaltung für alle Sinne. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Konz. (mehi) "Arbeit und Bildung sind die besten Almosen für Blinde." Diese Worte seiner Mutter nahm sich der Gerolsteiner Karl Jakobs zu Herzen, als er 1908 mit acht Kameraden den Zivilblindenverein Trier gründete. 100 Jahre später zählt der Verband der Blinden und Sehbehinderten im Bezirk Trier (VBST), wie er sich seit 1986 nennt, 192 Mitglieder. Mehr als 110 von ihnen feierten im Kloster Karthaus sein 100-jähriges Bestehen. Für die musikalische Untermalung sorgte der Saar-Mosel-Frauenchor Konz-Karthaus unter Leitung von Beatrice Berger.Seit den Gründerjahren, als Blindheit und Sehbehinderung ein Schicksal war, ist viel geschehen. "Der Trierer Verband, einer der ältesten der neun Blindenverbände in Rheinland-Pfalz, hat Anfang des letzten Jahrhunderts Pionierarbeit geleistet", sagte Werner Schend, Vorsitzender des Landesblinden- und Sehbehindertenverbands Rheinland-Pfalz. Von Beginn an habe der Verband "die Belange blinder und sehbehinderter Menschen in sozialer, kultureller und rechtlicher Hinsicht" gefördert. Der Schwerpunkt der Arbeit liege, so der Trierer Vorsitzende Manfred Hornetz, in sozialrechtlichen Verbesserungen wie Blindengeld und kostenfreie Begleitung in Bus und Bahn. Für Spät-Erblindete sei die Einzelberatung wichtig: "Da setzt unsere Arbeit an. Wir geben Tipps, wie man sich im täglichen Leben helfen kann." Seine Vorgänger kämpften dafür, eine Schule zu besuchen, einen Beruf zu erlernen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen, berichtete Hornetz. "Heute sind 72 Prozent aller Blinden und Sehbehinderten trotz Berufsausbildung und Studium ohne Beschäftigung." Er appellierte an die Gäste aus Verwaltung und Politik, das Problem zu bewältigen."Uns Sehenden fehlt es oft an Sensibilität und Gespür für die Hürden im Alltag", gab der Beigeordnete des Vulkaneifelkreises Heinrich Braun zu bedenken. Dass die Umwelt heute barrierefreier gestaltet ist, sei der Erfolg des VBST. Auch Manfred Wischnewski und Klaus Juchmes, die Vertreter der Landkreise Trier-Saarburg und Bitburg-Prüm, dankten dem VBST für die gelungene Integration von Blinden und Sehbehinderten in die Gesellschaft. Aus heutiger Sicht gelte die 100 Jahre alte Aussage von Jakobs Mutter nicht mehr, sagte Karl-Heinz Frieden von der Verbandsgemeinde Konz: "Arbeit und Bildung für Blinde sind eine Selbstverständlichkeit."

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