Pointen, die im Hals stecken bleiben

KANZEM. (jbo) "Gestern standen wir am Abgrund – heute sind wir schon einen großen Schritt weiter." Dieser bekannte Sinnspruch Erich Kästners leitete eine poetisch-musikalische Hommage an den berühmten Schriftsteller in der "Alten Schule" in Kanzem ein.

Erich Kästner kennen die meisten als Autor zahlreicher Kinder- und Jugendbücher wie "Emil und die Detektive" oder "Pünktchen und Anton". Dass der 1899 geborene Schriftsteller ein kritischer und scharfer Beobachter seiner Zeit war, der den Weltenlauf mit scharfen Pointen und ätzender Kritik beobachtete, zeigte der Braunschweiger Kabarettist und Kleinkünstler Günter Gall bei seinem Auftritt in Kanzem. Pessimistische Zeitkritik

Die Besucher lauschten den mit einfachsten Mitteln eindrucksvoll in Szene gesetzten Texten und Gedichten Kästners - und trotz der meist witzigen und sarkastischen Pointen blieb manchem das Lachen im Halse stecken. Erich Kästners Sicht auf Politik, Gesellschaft und seine Mitmenschen war eben durchdrungen von tiefem Pessimismus. Auch den Nazi-Terror sah er schon Jahre vor Hitlers Machtergreifung mit bedrückender Genauigkeit voraus. Günter Gall würzte seinen Auftritt mit musikalischen Einlagen. Dabei war er ganz auf sich gestellt, denn der musikalische Partner, Saxophonist Holger Till, fehlte krankheitsbedingt. Günter Gall machte aus der Not eine Tugend und schuf ein Soloprogramm, bei dem die Grenzen zwischen dem Künstler und seinem Sujet mit der Zeit verschwammen. Die musikalischen Elemente wurden teilweise per CD zugespielt, oder aber Gall übernahm die Instrumentalparts selbst und spielte Gitarre oder Dulcimer, ein zitherartiges Saiteninstrument. Das sehr aufmerksame Publikum war mit der Darbietung Galls offensichtlich sehr zufrieden, denn zum Schluss brandete starker Beifall auf. "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es"

Die Veranstalter - die Ortsgemeinde und die Volkshochschule Konz - zogen ebenfalls ein positives Fazit. Ortsbürgermeister Günter Frentzen, der Publikum und Künstler in der "Alten Schule" begrüßte, zitierte zum Abschluss jedenfalls noch einmal Kästner mit "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es". Das gilt in diesem Fall für Veranstalter und Künstler gleichermaßen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort