Rettung kurz vor zwölf

Konz · Gerade noch rechtzeitig ist die historische Zettelmeyer-Dampfwalze von der Konzer Bahnhofstraße vor dem Ruin bewahrt worden. Retter in der Not waren die Firmen Volvo und Auto Hoff. Die Hauptarbeit "am Objekt" leisteten Volvo-Auszubildende. Im Juli soll das Technikdenkmal wieder in Konz präsentiert werden.

 Stolz auf ihr Werk: Die Volvo-Auszubildenden Max Kalt und Karsten Lutz (oben von links) und Erwin Blum, Alex Herres, Dennis Mehlich und Paul Greif (unten von links). TV-Foto: Friedhelm Knopp

Stolz auf ihr Werk: Die Volvo-Auszubildenden Max Kalt und Karsten Lutz (oben von links) und Erwin Blum, Alex Herres, Dennis Mehlich und Paul Greif (unten von links). TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Konz. Schon von weitem fällt die historische Baumaschine in der Werkshalle von Volvo Construction Equipment auf. In ihren wieder glänzenden Originalfarben Grün (Kessel und Dampfmaschine) und Schwarz (Walzen und Schornstein) bildet der 15-Tonnen-Koloss einen deutlichen Kontrast zu den anderen, ultramodernen Baumaschinen in der Halle.
1935 war die Maschine bei Zettelmeyer in Konz gebaut worden. Irgendwann Ende der 50er oder Anfang der 60er Jahre dampfte sie ein letztes Mal über eine Straßenbaustelle, um den frischen Belag zu walzen. Damals wurde dazu meist noch Teer statt Asphalt verwendet.
Das Schicksal "Schrottplatz" blieb ihr danach allerdings erspart: Die Stadt Konz erwarb die Dampfwalze und stellte sie als Erinnerungsstück an eine große Industrietradition an der Bahnhofstraße auf.
Die Walze als Klettergerät


Dort diente sie rund fünf Jahrzehnte lang als beliebtes Klettergerät für die Konzer Kinder. Doch dann fraßen sich Rost und Verfall immer tiefer in die alte Stahltechnik, und der Schrottplatz drohte am Ende doch noch. Hilfe fand die Stadt beim Baumaschinenhersteller Volvo, dem Konzer Nachfolger von Zettelmeyer. Volvo bot an, die Maschine in seinem Werk zu sanieren, wobei sie gleichzeitig als Lehrobjekt für auszubildende Industriemechaniker dienen sollte. Unterstützung erhielt Volvo dabei von der Oswald Hoff Karosseriebau GmbH.
"Für uns Kinder in Konz wurde die Maschine ein ähnliches Klettersymbol wie der Domstein für die Trierer Kinder. Für einen Konzer ist es selbstverständlich, dass er die Walze kennt und mag", sagt Peter Hoff, Mitinhaber der Firma Hoff Karosseriebau.
Vor genau einem Jahr begann die Sanierung, wobei arbeitsteilig vorgegangen wurde. Zerlegen, Schrauben, Schweißen, wieder Anpassen der Teile und Zusammenbau war Aufgabe der angehenden Industriemechaniker Edwin Blum, Paul Greif, Alex Herres, Max Kalt, Karsten Lutz und Dennis Mehlich. Fast ein Jahr lang haben sie dabei Erfahrungen mit alter Technik sammeln können, die ihnen im normalen Lehrprogramm nie begegnet wären. "Noch zwei Jahre länger unbehandelt, dann wäre alles Schrott gewesen", sagt einer von ihnen und zeigt auf den völlig verrosteten Führerstandkasten, der zur Demonstration neben der Walze steht. "Alles nur noch ,Blätterteig' - mussten wir komplett neu bauen." Sachkundig unterstützt wurden sie bei der Arbeit von Volvo-Ausbildungsleiter Frank Schroeder. Dessen Großvater hatte übrigens die Konzer Walze als Letzter vor fast 60 Jahren auf einer Straßenbaustelle gefahren.
Reinigung und Lackierung der Teile war Aufgabe des Ko-Sponsors Hoff. "Die Komponenten kamen zerlegt bei uns an. Dann haben wir sie gesandstrahlt, grundiert und mit einer Spezialbeschichtung versehen, die 15 Jahre hält", sagt Peter Hoff. Diese Beschichtung werde beispielsweise auch für Stahlbrücken verwendet. Nun stehen die Azubis, ihr Chef Frank Schroeder, Mitsponsor Peter Hoff und Barbara Musche, Assistentin der Geschäftsleitung bei Volvo, zufrieden vor der fast fertigen Walze.
Anfang Juli soll die Maschine ausgeliefert werden. Als neuer Standplatz ist die freie Fläche an der Einmündung Am Moselufer/Am Luxemburger Damm, direkt gegenüber der Ausfahrt vom Möbel-Martin-Parkplatz, vorgesehen.
Damit steht die Walze direkt am Rande des ehemaligen Zettelmeyer-Geländes, ihrer ehemaligen Geburtsstätte.
Extra

Wann genau das technische Denkmal an seinem neuen Standort an der Einmündung Am Moselufer/Am Luxemburger Damm aufgestellt werden kann, steht nach Angaben von Thomas Adler, Tiefbauamt der Verbandsgemeinde Konz, noch nicht genau fest. Wie Adler auf Anfrage bestätigt, wird die Maschine ein ähnliches Wetter-Schutzdach erhalten wie die Dampflok an der Bahnhofstraße. Vorgesehen ist dieselbe Mischkonstruktion aus Metallrahmen und Glasdach - natürlich in kleinerer Ausführung. Die Rahmenkonstruktion biete zudem die Option, Lok und Walze komplett einzuglasen, falls dies später gewünscht sein sollte. Adler: "Der Platz, wo derzeit noch eine Hinweistafel steht, muss erst entsprechend hergerichtet werden. Geplant war, die Walze noch im Sommer aufzustellen. Es kann aber auch bis zum Frühherbst dauern." fk

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