SPD Konz will Karte für Ehrenamtler

Konz · Die Sozialdemokraten in der Verbandsgemeinde Konz möchten die landesweit gültige Ehrenamtskarte einführen. Die Diskussion über die Details hat der VG-Rat in den Sozialausschuss verwiesen. Es gibt auch Bedenken.

 Dietmar Thubeauville hält 2014 die erste Ehrenamtskarte des Landes Rheinland-Pfalz in der Hand. Diese ist ein Dank von Land und Kommunen für ehrenamtliche Arbeit. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Dietmar Thubeauville hält 2014 die erste Ehrenamtskarte des Landes Rheinland-Pfalz in der Hand. Diese ist ein Dank von Land und Kommunen für ehrenamtliche Arbeit. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Foto: ARRAY(0x17b88ab10)

Sie retten als Ersthelfer Leben, löschen Brände, helfen Kindern beim Lernen und Senioren beim Einkaufen. Oder sie engagieren sich in Gesang-, Musik- und Sportvereinen. Ehrenamtliche Helfer sind zentrale Stützen des gesellschaftlichen Lebens. Einige Bereiche wie zum Beispiel die Flüchtlingshilfe oder das Feuerwehrwesen würden ohne sie gar nicht funktionieren. Auch große Teile des sozialen Lebens in der Verbandsgemeinde Konz werden von ehrenamtlich Tätigen getragen. Eine Entlohnung bekommen sie nicht, höchstens Ehrenamtspreise, Urkunden und anerkennende Worte bei Jubiläen.

Die SPD in der Verbandsgemeinde Konz möchte den Ehrenamtlern nun materielle Vergünstigungen anbieten - mit Hilfe der Ehrenamtskarte des Landes Rheinland-Pfalz. Per Antrag haben die Sozialdemokraten das Thema auf die Tagesordnung des Verbandsgemeinderats am Donnerstagabend gehoben. Die Diskussion darüber wurde allerdings in den Sozialausschuss verwiesen, um die Details zu klären. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im VG-Rat Konz, Peter Lauterborn, erläutert das Vorhaben: "Wenn jemand im Ehrenamt etwas tut, sollte die Verbandsgemeinde ihm entgegenkommen." Und das würde sie aus Sicht der SPD. Ihr Argument für die Attraktivität des Angebots: die landesweite Gültigkeit der Karte. Die Inhaber können inzwischen in 109 Kreisen, Städten, Gemeinden und Verbandsgemeinden profitieren - auch in der Stadt Trier. Sollte Konz die Karte einführen, wäre sie die erste VG im Landkreis Trier-Saarburg.

Prinzipiell herrscht laut Bürgermeister Karl-Heinz Frieden (CDU) auch Einigkeit: "Hier finden Sie niemanden, der gegen die Förderung des Ehrenamts ist." Trotzdem wollen die Kommunalpolitiker die Entscheidung nicht übers Knie brechen und zunächst in Ausschüssen diskutieren. Hermann-Josef Momper (FWG), dessen Fraktion schon 2015 für die Stadt Konz die Karte einführen wollte, weist auf die Probleme hin: "Wo liegt die Zuständigkeit? Wer entscheidet, wer die Karte erhält?" Der CDU-Fraktionschef Josef Weirich betont im TV-Gespräch: "Es ist wichtig, dass Ehrenamtler, die Aufwandsentschädigungen bekommen, außen vor sind." Vor allem Kommunalpolitiker dürften nicht profitieren, um nicht den Verdacht zu erwecken, dass sie sich in die eigene Tasche wirtschafteten. Nur wenn im Detail die Vergabe der Karte geklärt worden sei, könnten Neiddebatten innerhalb der Vereine vermieden werden. Hans Joachim Schalm, Vorsitzender der TG Konz, des größten Vereins in Konz, bestätigt diese Skepsis (siehe Extra).
Weirich bezweifelt zudem, dass mit der Karte das Ehrenamt in der ganzen Breite anerkannt werde. Ein Blick auf die landesweite Entwicklung scheint das zu bestätigen. Landesweit wurden etwas mehr als 2700 Karten vergeben. In der Stadt Trier sind es 169. Die Trie rer Sozialdezernentin Angelika Birk hat kürzlich bei einer Zwischenbilanz den geringen Bekanntheitsgrad der Karte beklagt.

Dabei sind die Vergünstigungen attraktiv: In Trier profitieren die Inhaber beim Kauf einer Eintrittskarte für ein Trierer Schwimmbad oder das Museum Simeonstift, indem sie kostenlos eine Begleitperson mitnehmen dürfen. Theaterkarten, der Eintritt für die Römerbauten und für das Landesmuseum sind 50 Prozent günstiger. Zudem gibt es eine 20-prozentige Gutschrift beim Aufladen von Premiumkarten für die Parkhäuser der Stadtwerke. In Konz kommen für Rabatte aus SPD-Sicht das Saar-Mosel-Bad oder die Stadtbibliothek infrage.Meinung

Kein Grund zu zögern

Die Ehrenamtskarte ist ein kleines Dankeschön an all die Menschen, die mit ihrem Engagement das Land sicherer oder das Leben lebenswerter machen. Deshalb ist es sinnvoll, die Karte einzuführen. Ihre Attraktivität ist in der landesweiten Gültigkeit begründet. Jeder Konzer mit Karte kann sie auch in Trier, Mainz oder Koblenz zücken, um Vergünstigungen zu beanspruchen.

Und: Je mehr Kreise, Städte und Gemeinden mitmachen, desto attraktiver wird die Karte. Die Zweifel an dem Auswahlverfahren der Kartenbesitzer lassen sich wegwischen. Zwei Instanzen, die Vereine oder Organisationen sowie die Kommune, müssen das außergewöhnliche Engagement bestätigen. Um es fair zu gestalten, könnte die Basis mitentscheiden, wer die Karte bekommt - zum Beispiel bei Mitgliederversammlungen. Wem die ideelle Anerkennung reicht, der muss die Karte ja nicht beantragen. Deshalb sollte ihrer Einführung eigentlich nichts im Weg stehen. Sie müsste nur noch bekannter gemacht werden, damit der erwünschte Effekt greift und noch mehr Menschen ein Ehrenamt ausüben wollen. c.kremer@volksfreund.deExtra

Stimmen aus Vereinen

Hans Joachim Schalm, Vorsitzender der TG Konz: "Wer ein Ehrenamt ausübt, macht das aus innerer Überzeugung. Deshalb sind das öffentliche Bewusstsein und die ideelle Wertschätzung wichtiger als eine Karte und materielle Vergünstigungen. Ein sensibles Thema könnte es sein, dass Leute, die nicht auf die verlangten Stunden kommen, aber trotzdem viel leisten, sich nicht mehr wertgeschätzt fühlen." Michael Andres, Vorsitzender des Musikvereins Concordia Konz: "Das ist eine super Idee. Aus meiner Sicht ist es auch kein Problem, die Menschen zu identifizieren, die besonders viel für den Verein leisten. Eine Neiddebatte erwarte ich nicht."Extra

Infos rund um die Ehrenamtskarte

Wer? Personen, die mindestens 14 Jahre alt sind, sich seit mindestens einem Jahr durchschnittlich mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich engagieren und dafür keine pauschale Entschädigung erhalten, können die Karte beantragen. Auch Rettungssanitäter oder Feuerwehrleute können die Ehrenamtskarte bekommen. Allerdings zählen Bereitschaftszeiten nicht mit für die Statistik.

Konsens ist, dass ehrenamtliche Politiker nicht von der Karte profitieren sollten. Wer sie beantragt, muss sich sein Engagement vom Verein und von der Kommune bestätigen lassen.

Wo? In Rheinland-Pfalz haben 109 Kommunen die Karte eingeführt. In der Region beteiligen sich die Städte Trier und Bitburg sowie die Verbandsgemeinden Prüm, Arzfeld, Thalfang und Traben-Trarbach.

Was? Vergünstigungen gibt es in der Region nicht nur in Museen und Bädern, sondern zum Beispiel auch im Wintersportgebiet Schwarzer Mann bei Prüm, in den Moselthermen in Traben-Trarbach oder der Bitburger Markenwelt. Ein Blick aufs Land zeigt, dass oft auch der Eintritt zu Kulturveranstaltungen oder die Kosten für Erste-Hilfe- oder Volkshochschul-Kurse ermäßigt werden.

Im Internet sind alle Infos zur Ehrenamtskarte unter wir-tun-was.de zu finden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort