Saustall im Gartenparadies

Konz-Könen · Mehr als 50 Jahre lang hat sich keine Sau blicken lassen am Waldrand der Saarburger Straße in Konz-Könen. Nun berichten die Familien Hilt und Walther über zerwühlte Gärten und Gefahr durch die Tiere. Die Zunahme der Schwarzpelze ist nicht nur ein Konzer Phänomen.

Saustall im Gartenparadies
Foto: (h_ko )

Konz-Könen. Karl Heinz Hilt verteidigt sein Gartenparadies am Waldrand, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen hereinbrechen auf den großen Swimmingpool und die hübschen Nadelstreifenbeete. "Ich bin mit zwei Mistgabeln bewaffnet: Eine zur Attacke, eine zur Verteidigung", berichtet Hilt. Zwei Tage in Folge steht der 61-Jährige besonders früh auf, bis er die sieben vierbeinigen Randalierer sieht.
"Mein erster Gedanke war: du Schwein", erzählt Hilt, dessen Familie an der Saarburger Straße in Konz-Könen wohnt. Wild wie Rehe habe er bei seinem Haus schon häufiger in Gartennähe gehabt. Wildschweine seien eine neue Kategorie.
Familie Hilt lebt seit 30 Jahren hier, und es habe nie Probleme gegeben: Am 30. Juni hatten die Schwarzpelze das erste Mal Hilts Garten zerwühlt. Wie hoch sein finanzieller Schaden sei, könne man nur schwer sagen. Immerhin habe er zwei Tage gebraucht, um seine Beete wieder herzurichten. Sein aktueller Plan lautet, einen 250 Meter langen Zaun zu bauen für rund 10 000 Euro.
"Das ist ein großes Loch im Tierschutzgesetz", klagt er, denn im anliegenden Wald dürfe nur der Pächter schießen. Dazu kommt, dass Jäger in befriedeten Bezirken - Gebieten in denen Menschen leben oder arbeiten - nicht schießen dürfen, wie Förster Martin Bee im TV-Gespräch erklärt.
Intelligentes Wild


"In der Nachbarschaft leben viele Familien mit Kindern", sagt Hilt und warnt vor der Gefahr, die durch die Tiere ausgehe. Hilts Verteidigungsmaßnahmen reichen bislang von Vergrämungsmitteln - ein Wirkstoff, der abschreckt, ohne zu töten - oder Menschenhaar auf dem Waldweg bis hin zur Mistgabel-Abschreckung. Laut Förster Bee müsse der Grundbesitzer sein Grundstück zwar schützen, an letztgenannte Schutzmaßnahmen "hat sich das intelligente Wild durch die Menschennähe aber schon gewöhnt. Ordentliche Zäune helfen mehr."
Die Verteidigung gelingt Hilt durch die Mistgabel-Abschreckung, die Wildschweine kommen nicht mehr in sein Garten-idyll - zum blutigen Einsatz kommt es nicht. Unbehelligt wühlen die Schwarzpelze aber bei Nachbar Karl Heinz Prim (4. September) und Familie Walther (31. August).
Carola Walther (74) wohnt seit 1963 auf der Saarburger Straße und hat noch nie Wildschweine im Garten gehabt. Drei Nächte in Folge seien die Wildschweine dann gekommen und haben den Garten zerwühlt. "Ich war zwei Tage krank. Es war ein Schock", berichtet die 74-Jährige.
Laut Ortsvorsteher Detlef Müller-Greis wagen sich die Wildschweine immer näher vor: "Auch gerade beim Pferdestall, nicht nur auf der Saarburger Straße. Das sind intelligente Tiere, die merken, wo sie geschossen werden. Gerade spielende Kinder sehe ich in Gefahr. Vor einigen Jahren hat auch ein Könener seinen Hund verloren."
Förster Bee ordnet die aktuelle Lage so ein: "Das ist kein Könener Phänomen, sondern ein sogar über deutsche Grenzen hinausgehendes. Durch milde Winter haben sich Wildschweine in den letzten Jahren rapide vermehrt." Entgegenwirken könnten Jäger dem Aufkommen mit gezielten Jagdstrategien. So soll laut Bee im Oktober eine revierübergreifende Jagd um Wasserliesch, Tawern und Könen den Bestand der Tiere reduzieren.Extra

Kuriose Begegnungen mit Wild aus dem Wald hat es in der Region in der näheren Vergangenheit bereits häufiger gegeben: Rehe haben im Januar und Februar 2013 über Wochen den Waldracher Friedhof besucht und dort die Blütenknospen von den Gräbern gefressen. Die Tiere hatten aufgrund des Winters dort Nahrung gesucht - und Kot und abgefressene Knospen auf den Gräbern hinterlassen (Der TV berichtete am 25. Februar 2013). Der Föhrener Fuchs mit Schuhtick hatte 2009 für ein internationales Medienecho gesorgt: 120 Schuhe fand Förster Ralf Willerscheid im und um den Fuchsbau. Ansässige Bewohner hatten immer wieder Schuhe als gestohlen gemeldet. Das Überseemuseum in Bremen stellte in dem Zusammenhang einige der Paare aus (Der TV berichtete am 27. Juni 2009). Im Juli 2012 hatten Wildschweine Schäden auf dem Rioler Friedhof angerichtet. Diese wurden laut Jagdaufseher Arnold Bund besonders von den Eicheln angezogen - ein Leckerbissen für die Tiere (Der TV berichtete am 1. August 2012). mey

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