Schlichten statt richten - Ein neuer Schiedsmann für Konz

Konz · Die Konzer haben einen neuen Schiedsmann, der vielen Bürgern noch aus seiner Zeit als Ortsbürgermeister in Kanzem bekannt sein könnte: Günter Frentzen. Er hilft, wenn ein Gerichtsverfahren droht.

 Günter Frentzen steht vor dem Konzer Rathaus, in dem sich der Schiedsmann auch mit seinen Klienten trifft. TV-Foto: Nathalie Hartl

Günter Frentzen steht vor dem Konzer Rathaus, in dem sich der Schiedsmann auch mit seinen Klienten trifft. TV-Foto: Nathalie Hartl

Foto: (h_ko )

Konz Wenn Zwei sich streiten, vermittelt Günter Frentzen gerne. "Dabei kann es zugehen wie auf einem orientalischen Bazar", sagt er. Dann verhandelt er mit den Konfliktparteien nach Möglichkeit so lange, bis eine Einigung gefunden ist. Ob es um Zweige geht, die über die Grundstücksgrenze in den Garten des anderen ragen und das gute Nachbarschaftsverhältnis bedrohen, oder wenn sich Zwei nach einer Rangelei nicht mehr ausstehen können - Frentzen kümmert sich um unterschiedlichste Schlichtungsverfahren. Bevor die Streithammel vor Gericht ziehen, können oder müssen sie in manchen Fällen (siehe Info) einen ehrenamtlichen Schiedsmann wie Frentzen aufsuchen.
In fast allen Bundesländern - bis auf Bayern, Bremen und Baden-Württemberg - gibt es Schiedsämter, die die Justiz entlasten sollen. In Rheinland-Pfalz werden sie auf Vorschlag des Ortsgemeinde- oder Stadtrats vom Direktor des Amtsgerichts für fünf Jahre ernannt.
Günter Frentzen engagiert sich seit April als Streitschlichter für die Verbandsgemeinde Konz. Er sagt: "Ich bin ein neugieriger Mensch, das heißt, ich betrete immer mal wieder gerne Neuland. Außerdem möchte ich meine Pension gerne sinnvoll nutzen." Der ehemalige Ortsbürgermeister von Kanzem hat nicht nur während seiner politischen Karriere Werkzeuge gesammelt, die ihn als Schiedsmann qualifizieren. Auch im Beruf erwarb er sowohl juristische als auch menschliche Kenntnisse. Nach einem Betriebswirtschaftslehre-Studium (BWL) wollte er "zur Überbrückung" als Lehrer arbeiten, merkte aber schnell: "Das ist es." Statt als Marketingfachmann in einem Unternehmen Karriere zu machen, referierte er vor angehenden Drogisten in der Berufsbildenden Schule (BBS). Später spezialisierte er sich darauf, Rechtsanwaltsfachangestellte zu unterrichten. Neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch stand auch die Bibel auf dem Stundenplan Frentzens, der ebenfalls als Religionslehrer tätig war.
Gerade die Kombination aus Recht und Religion reizte den heutigen Schiedsmann, der mit seinen Schülern zum Beispiel über das christliche Gebot "Du sollst nicht töten" und den Tatbestand "Mord" in der modernen Rechtsprechung diskutierte.
Heute steht Frentzen nicht mehr vor einer Horde Schüler sondern vor Klienten, die sich uneins sind. "80 bis 90 Prozent der Fälle betreffen Nachbarschaftsstreitigkeiten", sagt er. Egal ob es um Hinterlassenschaften von Hund und Katz‘ oder baurechtliche Probleme geht - Frentzen ermutigt die Parteien zum Gespräch und vermittelt gegebenenfalls. Kleine Fälle regelt er telefonisch, bei größeren Problemen schaut er vor Ort vorbei, um die Situation beurteilen zu können. Dabei hört er beiden Seiten zu. "Es ist wichtig, den Eindruck der Neutralität zu vermitteln und zu wahren."
Obwohl Frentzen als ehemaliger Lehrer und Ortsbürgermeister im Umgang mit Menschen und Gesetzen geschult ist, fühlte er sich zu Anfang "wie ein Nichtschwimmer im Schwimmerbecken". Dies habe nicht an der Aufgabe des Schlichtens gelegen, sondern vielmehr an den komplizierten Formalitäten, die mit der Tätigkeit einhergehen. "Es gibt einen Dschungel an Vorschriften, die man beachten muss", sagt der Konzer, der es gewohnt war, möglichst unbürokratisch zu arbeiten. Überraschend findet Frentzen, was ehrenamtlich geleistet werden soll. "Das müsste einigermaßen honoriert werden." Die Verfahrensgebühr beträgt laut dem Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS) 20 Euro, wenn die Schlichtung erfolgreich ist und sich die Parteien einigen können. Wenn ein Fall nicht geklärt werden kann, liegen die Kosten bei 10 Euro. Damit sei ein Gang zum Schiedsmann statt zum Gericht laut BDS "absolut preiswert". Denn zehn bis 20 Stunden Arbeitszeit - so schätzt Frenzten - fließen meist in einen Fall. Es nehme ihn oft stark in Anspruch, ein erfolgreiches Mediationsgespräch zu führen, denn man müsse Geduld haben und konstant aufmerksam sein. Gerade das reizt den Konzer an seinem neuen Amt: "Es macht mich zufrieden, wenn ich merke, dass ich der Herausforderung gewachsen war."
Günter Frentzen ist als Schiedmann für alle Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Konz zuständig. Er ist telefonisch erreichbar unter 06501/16610 und per E-Mail unter rieth48@gmx.de. Schiedsmann für die Stadt Konz mit allen Stadtteilen ist Hans-Walter Schmitt, der unter 06501/7104 oder schmittvogel@t-online.de kontaktiert werden kann.Extra: WOFÜR SIND SCHIEDSLEUTE ZUSTÄNDIG?


Schiedspersonen versuchen, gemeinsam mit allen Beteiligten, bei Konflikten eine Einigung zu finden. Sie können bei Nachbarschaftsstreitigkeiten vermitteln. Dazu gehören Auseinandersetzungen um Geldforderungen oder Straftaten wie zum Beispiel Bedrohung, Hausfriedensbruch, Beleidigung, Verletzung des Briefgeheimnisses, leichte Körperverletzung und Sachbeschädigung. Schiedspersonen greifen immer dannn ein, wenn die Staatsanwaltschaft kein öffentliches Interesse an einer strafrechtlichen Verfolgung hat.

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