Starke Szenen, sanfte Klänge: Gymnasium Konz mit dem Theaterstück "Löcher" in Wiltingen
Wiltingen/Konz · Fantastisch! Mit "Löcher" nach dem gleichnamigen Jugendroman von Louis Sachar hat das Konzer Gymnasium eine vielseitige Produktion auf die Bühne gestellt - humorvoll, nachdenklich und mit einer gefühlsstarken Musik. Heute, Donnerstag, 7. Juli, findet um 18 Uhr eine weitere Vorstellung im Bürgerhaus Wiltingen statt.
Wiltingen/Konz. Am Ende übertrafen sie sich selber. Da bringen sie die Emotionen der dargestellten Personen so überzeugend herüber, als wären es ihre eigenen. Monologe versanden nicht in bravem Rezitieren, sondern entfalten persönliche Kraft und Tiefe. Konflikte geraten in ihrer Handgreiflichkeit geradezu erschreckend. Da gehen junge Menschen auf in den Rollen, die sie sich erspielt haben. Und gerade nach solchen Turbulenzen ist die abschließende Versöhnung umso glaubwürdiger.Vom Streit zur Freundschaft
Thomas Edelmann hat den Roman "Löcher" für die Schüler am Konzer Gymnasium zum Theaterstück umgeschrieben. Das Ergebnis ist nicht gerade ein szenisches Schonprogramm.
Was muss es für 18-Jährige bedeuten, die Grausamkeit eines Straflagers darzustellen! Aber eins beherrschen die jungen Männer auf der Bühne perfekt: Zu zeigen, wie sich aus Hass gegeneinander und gegen die Lagerführung Solidarität entwickeln kann - ein Miteinander, das am Ende den tiefen, uralten Konflikt zwischen zwei amerikanischen Einwanderer-Familien löst und ihn in Freundschaft wandelt. Und dass bei den Frauen dieses konfliktreiche Miteinander anders, vielschichtiger aussieht, "weiblicher" vielleicht - auch darin zeigt sich die Intensität, mit der sich alle Beteiligten in das Theaterstück hineingedacht und hineingespielt haben. An ihrer Spitze (und stellvertretend für die 50 Akteure auf, vor und hinter der Bühne) Liam Tittizer (Stanley) und Jaris Westram (Zero) als Kontrahenten, die zu Freunden werden, Ella Bucher als Banditin Kate Barlow und Alina Becker als attraktiv-emanzipierte Judith.
Klar, da geht manchmal der Zeitgeist um. Dass die große Liebe ausgerechnet zwischen zwei jungen Frauen aufblüht und die Straflager-Leitung in Frauenhänden liegt, hat wohl mehr mit dem pädagogischen Auftrag und weniger mit der historischen Wirklichkeit im Amerika des 19. Jahrhunderts zu tun. Aber auch das spielen sie so überzeugend, dass kritische Fragen gar nicht erst aufkommen. Es sind überwiegend kurze Szenen, manchmal nur mit wenigen Sätzen. Aber Spannung stellt sich trotzdem ein. Die Musik, die Jungen und Mädchen der Stufe 12 für dieses Theaterstück komponierten, und die sie unter Anne Leidinger und Elisabeth Muß aufführten, sie tritt ein, wo Worte versagen können. Sie zaubert einen eindringlich weiten Stimmungsbogen - mal lyrisch-verhalten, mal heiter und beschwingt, aber immer frei von lautstarkem Effekt.
Die Versöhnlichkeit, in die sich auch bei den Zuschauern die Spannung löst, klingt in der Musik von Anfang an mit. Und das musikalische Finale: Es ist kein simpler Kehraus, sondern ein entspannender, fröhlicher Nachklang.