Über Nobilliacum in die Steinzeit

OBERBILLIG. (kdj) Jahrelang stand es leer. Dann sollte es abgerissen werden. Jetzt beherbergt das "Pieterhaus" in Oberbillig eine sehenswerte heimatkundliche Sammlung, an die noch letzte Hand angelegt wird. Am Samstag, 27. Januar, 19 Uhr, wird sie eröffnet.

Der Heimat- und Verkehrsverein hat sich des Hauses angenommen, das 1982 verschwinden sollte - und allen Versuchen, es "niederzumachen" erfolgreich widerstand. Da halfen auch die feurigen Löschübungen der Oberbilliger Feuerwehr nicht: Feuerwehrleute sind eben nicht da, um Häuser abzufackeln, sondern - vor allem - zum Löschen. Das Pieterhaus überstand die Übungen mehr oder weniger unbeschadet.Sammlung im Sälchen untergebracht

So viel Standfestigkeit beeindruckte den Heimat- und Verkehrsverein. Er nahm sich des 1849 von Philipp Dostert im "Pieter", einem Gelände außerhalb des Ortsbereichs, erbauten Hauses an und richtete es in vielen Arbeitsstunden mit viel Liebe wieder her. Schon ein Jahr nach den erfolglosen Zerstörungsversuchen wurde das restaurierte Pieterhaus eingeweiht. Im Parterre beherbergt es heute das Gemeindebüro, die erste Etage nimmt ein kleiner Saal ein, den auch der Gemeinderat für seine Sitzungen benutzt. Dieses Sälchen hat der Heimat- und Verkehrsverein in eine Ausstellung der besonderen Art verwandelt. Eine umfangreiche Sammlung von Foto- und anderen Dokumenten aus längst vergangenen Zeiten, auch aus Deutschlands dunkelster Vergangenheit, wurde zusammengetragen und nun ausgestellt. Sammelstücke aus Oberbillig, das die Römer "Nobilliacum" nannten, sowie aus der Umgebung - darunter ein kleiner Rest einer römischen Wasserleitung und Steinwerkzeuge aus noch ferneren Zeiten - regen die Phantasie des Besuchers an. Kurt Scheuer, graduierter Hochbauingenieur und Mitglied des Heimat- und Verkehrsvereins, rekonstruierte aus Bodenfunden und -markierungen einen Lageplan der römischen Niederlassung, der ebenfalls zur Ausstellung gehört. Exakt datieren lässt sich ein Holzpfeiler der Römerbrücke: Die dendrochronologische Untersuchung - das ist die Altersbestimmung eines Holzes nach den typischen Jahresringen - ergab, dass der Baum, von dem es stammt, im Jahr 17 vor Christi Geburt gefällt worden ist.Schiffsmodelle in der Küche geschnitzt

Besondere Aufmerksamkeit erheischen acht Schiffsmodelle, die der Moselschiffer Nikolaus Zimmer, nachdem er Ruheständler geworden war, aus eingesammeltem und aufgefischtem Treibholz geschnitzt hat, und zwar "in der Küche", wie Kurt Scheuer berichtet, was dann regelmäßig zu leichten Verstimmungen der Hausfrau geführt haben soll. Wer so dicht am Wasser gebaut hat, verliert seine Nachbarn auf dem anderen Ufer nicht aus dem Blick. Von guten nachbarschaftlichen, ja freundschaftlichen Beziehungen zum luxemburgischen Wasserbillig künden alte Fotos, die unter anderem von einem regen Fährverkehr - sogar unter Segel - über die Mosel berichten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort