Ungebetene Gäste auf der Finnbahn

Ärger unter den Sportlern: Jetzt waren Jogger und Läufer mal froh, eine Finnbahn in Niedermennig zu besitzen. Die Freude war schnell getrübt. Denn Nun sollen manche Reitsportfreunde etwas unliebsam mit ihrem Schmuckstück umgegangen sein.

Konz-Niedermennig. Man läuft auf ihr wie auf Federn. Die Finnbahn bei der Ölmühle in Konz-Niedermennig ist eine Wohltat für die meisten Nordic-Walker, Läufer, Spaziergänger - und wohl auch für Pferde. Denn so argumentiert offenbar der ein oder andere Reiter, der im Galopp über die Holzhackschnitzel-Bahn fegt. "Mir hat tatsächlich mal einer klarmachen wollen, dass auch Pferde gerne Gelenk schonend laufen", empört sich Cornelia Zimmer, die des Öfteren die Bahn zum Walken nutzt.

"Pferde hinterlassen tiefe Abdrücke"

Doch für solch sprungstarke Nutzer ist die Bahn nicht geschaffen. "Die Pferde hinterlassen Abdrücke, durch die schon das Vlies scheint, auf dem die Bahn angelegt wurde", berichtet Hobby-Sportlerin Annelie Wieland. Und nicht nur das. "Sie hinterlassen noch viel mehr", sagt sie und macht eine Handbewegung, die nur auf eines schließen lässt: Pferdeäpfel. "Überall, wo man zurzeit helle Hackschnitzel sieht, musste bereits ausgebessert werden."

Und das an einer Bahn, die erst Mitte September fertig gestellt worden ist. "Die Finnbahn hat 7000 Euro gekostet", sagt Ortsvorsteher Dieter Klever. Es hätte noch teurer werden können, hätten nicht so viele Freiwillige mit angepackt.

Nun bereitet der 500 Meter lange Rundkurs dem Ortsvorsteher Kopfzerbrechen. "Was sollen wir denn machen, um die Bahn vor den Pferden zu schützen?", fragt er. "Wir können ja schlecht einen Zaun aufstellen." Das Sperrschild an der Zufahrt zur Ölmühle helfe offenbar nichts. "Es ist ja nicht so, als gäbe es keine Alternative", sagt Klever. Ganz in der Nähe der Finnbahn verlaufe ein Weg, den die Reiter ohne Bedenken nutzen könnten. Seine Hoffnung ist das Gespräch mit den Besitzern benachbarter Reitställe. "Ich will dabei nicht die Keule auspacken, sondern mit Vernunft auf die Leute eingehen", betont der Ortsvorsteher.

"Reiter sind wie Autofahrer"

Josef Hoffmann, der seine Pferde in der Nähe der Ölmühle hält, hat Verständnis für die Verärgerung, die sich unter den Sportlern und Bürgern breitmacht. "Was da rund um die Ölmühle aufgebaut worden ist, muss bewahrt werden. Das ist Ehrensache", erklärt er und ist sich sicher: "Von unserem Stall ist es kein Reiter, der die Finn-Bahn nutzt." Leider nur gebe es wie bei den Autofahrern auch unter den Reitern immer wieder solche, die sich nicht an die Gesetze halten. "Solchen muss man auf den Zahn fühlen", sagt Hoffmann.

Die Finnbahn Die Finnbahn an der Ölmühle in Konz-Niedermennig ist eine Laufstrecke mit einem besonders Gelenk schonenden Belag. Eine zentimeterdicke Schicht aus Holzhack-Schnitzeln federt jeden Schritt so ab, dass die Belastung auf die Wirbelsäule und andere Gelenke reduziert wird. Besonders Walker, Jogger und Marathonläufer nutzen das im Konzer Land einzigartige Angebot. Anlass, in Niedermennig eine solche Bahn einzurichten, war das Vorbild auf dem Trierer Petrisberg. Erfunden wurde die Bahn von Finnen, die für das Ausdauertraining nach einer Alternative für den Tartan-Belag gesucht haben. (api)

Meinung

Jedem seine "Rennstrecke"

Kennen Sie das? Sie sitzen auf dem Boden und bauen einen kleinen Turm aus Bauklötzen. Stein für Stein wird der Turm immer höher und höher. Wenn Sie aufstehen müssen, um den letzten Bauklotz oben aufzulegen, sind sie stolz wie Oskar, wollen allen zeigen, was Sie geschafft haben. Und dann das: Jemand stürzt durch die Tür, poltert auf ihren Turm zu und macht sich gedankenverloren über ihr mühsam aufgebautes Kunstwerk her. Was übrig bleibt, sind Ruinen. Ärger macht sich bei Ihnen breit. Ähnlich müssen sich nun die Freiwilligen fühlen, die ihre Zeit für den Bau der Finnbahn geopfert haben. Denn es gibt offenbar Reiter (nicht alle!), die nicht darüber nachdenken, was sie mit ihrem Reitspaß auf den Holzhack-Schnitzeln wirklich anstellen. Dabei kämen Sportler und Reiter gut aneinander vorbei - würde nur jeder seine eigene Rennstrecke nutzen. a.pipke@volksfreund.de

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