Vom Bürostuhl an die Orgelbank

NITTEL. Ein Nitteler Urgestein feiert am Sonntag Abschied: Erich Schönhofen, Küster, Organist und Chorleiter der Pfarrgemeinde St. Martin, geht nach 44 Dienstjahren in den Ruhestand.

Die Kinder und Ministranten in der Pfarrgemeinde Nittel sind nicht die einzigen, die sich die Pfarrgemeinde Nittel ohne Erich Schönhofen kaum vorstellen können. Das gilt auch anders herum: der 65-Jährige hat lange gezögert, ob er tatsächlich mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand wechselt. Herausgekommen ist ein Kompromiss: Erich Schönhofen legt "nur" sein Amt als Küster nieder - die Gemeinde darf sich im Gottesdienst weiter über seine schöne, klare Stimme und sein gradliniges, präzises Orgelspiel freuen. Und auch dem Kirchenchor bleibt der gebürtige Nitteler erhalten.Den Humor hat er nie verloren

Erich Schönhofens Karriere wäre heutzutage kaum wiederholbar. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung arbeitete er Anfang der 60er-Jahre als Buchhalter beim Orden der Barmherzigen Brüder in Trier. Eines Tages machte der damalige Nitteler Pfarrer Adam Schwarz dem 20-Jährigen das Amt des Kirchenmusikers und Küsters in seinem Heimatort schmackhaft. Der in Nittel fest verwurzelte junge Mann musste nicht lange überlegen. Er wechselte vom Bürostuhl auf die Orgelbank, machte sein C-Examen an der Bischöflichen Kirchenmusikschule und leistet seitdem - über 44 Jahre lang - treu seinen Dienst an Kirche und Gemeinde. Pastor Stüber von der Pfarrgemeinde St. Martin streicht heraus, wie angenehm die Zusammenarbeit mit dem stets gut gelaunten und humorvollen Kirchenmusiker ist: "Herr Schönhofen hat zahlreiche Zusatzaufgaben in der Pfarrgemeinde übernommen. So war er von 1967 an viele Jahre lang als Kirchenrechner tätig. Das heißt, dass er alle Einnahmen von Kollekten oder Sternsinger-Aktionen gezählt und verbucht hat. Er war lange Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, und seine Frau besorgte die Kirchenwäsche." "Er kümmerte sich auch intensiv um den Kindergarten, war da ebenfalls fürs Geld zuständig und leitete über ein Vierteljahrhundert lang den Kinderchor der Gemeinde", ergänzt Rita Trauden, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. Überhaupt: die Kinder! Neben seinen eigenen fünf, die mittlerweile alle erwachsen sind, aber in der näheren Umgebung wohnen blieben, hat Erich Schönhofen zur Jugend des Dorfes immer eine ganz besonders innige Beziehung gepflegt. "Er konnte einfach gut mit Kindern", fasst Rita Trauden mit einem Satz zusammen, was unzählige Kinderchormitglieder, Kommunionkinder und Firmlinge seit 1962 erfahren durften. Sein großes Pflichtbewusstsein und der unermüdliche Einsatz für die Pfarrgemeinde wird auch deutlich, wenn Pastor Stüber erzählt, dass Erich Schönhofen in all den Jahren nicht einen Tag wegen Krankheit im Dienst fehlte und auch nie seinen Jahresurlaub ausgenutzt hat: "Mal für zehn Tage in den Schwarzwald zum Wandern, dann kam er nach Hause und war wieder für die Gemeinde da!" Bei all seinem Einsatz für die Pfarrei hat Schönhofen nie seinen Humor verloren. Fast zehn Jahre lang bereicherten seine "Weinbergsspatzen" die Nitteler Karnevalssitzungen, und wenn man auf der Straße mit ihm ins Gespräch kommt, dauert es nur kurze Zeit, bis man gemeinsam schmunzelt oder lacht. Am Sonntag wird Erich Schönhofen in der Pfarrkirche St. Martin in Nittel um 10 Uhr offiziell verabschiedet. Für die Kirchgänger wird sich zunächst wenig ändern, denn Schönhofens Gesang, Orgelspiel und sein Chor bleiben ihnen ja erhalten. Für die Pfarrgemeinde aber beginnt eine neue Zeitrechnung.

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