Vom Sammeln und anderen Ticks

KONZ. Eine kleine, aber feine Ausstellung wird ab kommenden Sonntag das Freilichtmuseum in Konz-Roscheid bereichern. 60 Schuhe, von edlen Designer-Tretern bis zu regionaltypischen Holzschuhen, geben Zeugnis über den Wandel und Nutzen der Fußbekleidung.

Markus Zimmer-Berberich ist Sammler. Seit Jahrzehnten sammelt der Ausstellungsmacher Hüte, Kleider, Handtaschen. Folgerichtig kamen Schuhe dazu, die der 49-Jährige seit dem Anfang der 80er-Jahre bevorzugt auf Flohmärkten oder in Restbeständen dörflicher Läden ergattert. Warum gerade Schuhe? Und was macht er damit? "Ich sammle, ein Sammler sammelt immer was", sagt Zimmer-Berberich, hintergründig schmunzelnd. Seiner Sammelleidenschaft zu Pass kam offenbar ein "Schuh-Tick" seiner Frau und weiterer Frauen im Freundeskreis. Zu Hause in Pommern an der Mosel sind die guten Stücke überwiegend in lichtgeschützten Kartons verpackt. Nun zieren sie drei Vitrinen im Pavillon des Freilichtmuseums Roscheider Hof, die ab Sonntag der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Mit dabei sind auch schicke Bally-Sandaletten, "die man nicht tragen kann". Oder die "Ikone des Wirtschaftswunders" in Form von Original-Salamander-Figuren, die früher im Schaufenster der Läden gestanden oder als Spielzeug für Kinder gedient hatten. Den begeisterten Flohmarktgänger spricht bei seiner Jagd nach Trophäen zunächst das Design der Schuhe an. Es sind aber auch Urlaubsmitbringsel unter den Exponaten. Zum Beispiel Schuhe aus Schlangenleder, die von dem Stardesigner André Perugia kreiert wurden und die Zimmer-Berberich auf einem Flohmarkt in Nizza entdeckt hatte. Neben dem Design hat der Kunsthistoriker Schuhe auch unter historischen Aspekten gesammelt. Wie Wehrmachts-Knobelbecher, die mit ihren Flicken eine lange Geschichte erzählen. Neben Hochzeitsschuhen aus dem frühen 20. Jahrhundert - die dazu gehörige Brautkleidung befindet sich in der Ausstellung des Roscheider Hofs - oder vom Design her topaktuellen Brautschuhen aus den 60er- Jahren bereichern auch Exponate aus dem Museumsbestand die Ausstellung. Star dürfte ein Leder-Fußballschuh aus den 30er-Jahren ohne auswechselbare Stollen sein, zu dem Zimmer-Berberich auch eine Geschichte weiß: Die Nachfolger mit auswechselbaren Schraubstollen sollen der deutschen Fußballmannschaft bei der WM 1954 den Sieg beschert haben. Holzschuhe mit Resten von Sohlennägeln, die hierzulande genauso wie in Holland als Gebrauchsschuhe getragen wurden, Nachkriegsschuhe, die aus Sparsamkeitsgründen mit einer Holzsohle versehen waren, dazu passende Strumpfmalfarbe als Ersatz für teure Nylonstrümpfe oder schicke Pumps vervollständigen die Ausstellung. Zur Ausstellungseröffnung hat Zimmer-Berberich auch Freunde eingeladen, die ebenfalls einem Sammel-Fieber erlegen sind. Seine Frau muss jedenfalls nicht barfuß gehen. Etwa 50 bis 60 Schuhe habe sie immer noch zu Hause zum Tragen, beruhigt Zimmer-Berberich: "Wenn nicht mehr!" Eröffnung der Schuh-Ausstellung "Zeigt her Eure Füße" zum Saisonauftakt ist am 1. April um 15 Uhr im Pavillon neben dem Eingang des Roscheider Hofs.

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