"Von Anfang an gelogen": Polizisten berichten in Konzer Mordprozess über Inhalte des Verhörs der Mitangeklagten

Konz/Trier. · Der sechste Verhandlungstag im Prozess um den mutmaßlichen Mord an einer Rentnerin in Konz dreht sich um die Aussagen der Mitangeklagten. Die Polizisten im Zeugenstand sehen sie als notorische Lügnerin.

Ein ungläubiges Raunen tönt durch den Gerichtssaal. Die Familienangehörigen der 63-jährigen Konzerin, die am 31. Juli 2015 bei einem Einbruch in Roscheid getötet wurde, kommen kopfschüttelnd vom Richterpult zurück. Sie haben soeben das erkennungsdienstliche Foto der wegen gemeinschaftlichen Einbruchsdiebstahls Mitangeklagten im Mordprozess gesehen - und kein blaues Auge darauf entdeckt. Dabei hatte die 37-Jährige an einem anderen Verhandlungstag über ihren Anwalt mitteilen lassen, dass ihr Mann, der wegen Mordes angeklagt ist, sie regelmäßig geschlagen habe. Am Tag des Verhörs durch die Kripo am 21. August 2015 habe sie sogar ein Veilchen gehabt. Der Blick auf das Foto beweist offensichtlich, dass es kein Veilchen gab. Weil die Mitangeklagte die Ex-Schwiegertochter des Opfers ist, fallen immer wieder abfällige Äußerungen im Publikum. "Lügnerin", flüstert jemand auch am Mittwoch im Gerichtssaal. Ein Wort, das am sechsten Verhandlungstag, der sich um das polizeiliche Verhör der Frau am 21. August 2015 dreht, häufiger fällt.

Die Vernehmung: "Die hat von Anfang an gelogen und bis zum Ende gelogen", sagt auch Christian Soulier, Leiter der Mordkommission der Kripo Trier. Er und eine seiner Kolleginnen, die gemeinsam mit ihm das Verhör geführt hat, sind zum zweiten Mal als Zeugen in dem Verfahren geladen. Diesmal dürfen sie über die Inhalte des Verhörs der Frau aussagen. Beim ersten Mal hatten sie sich nur zur Art der Vernehmung geäußert, weil Verteidiger Otmar Schaffarczyk per Antrag die Rechtmäßigkeit der Vernehmung bezweifelt hatte. Inzwischen hat die Kammer um Vorsitzende Richterin Petra Schmitz den Antrag abgelehnt. Zunächst habe die Mitangeklagte versucht, sich und ihren Mann zu entlasten, sagt Soulier. Im Verlauf des zwölfstündigen Verhörs sei die Beschuldigte aber in ein "Aussagedilemma" gekommen: Sie habe nicht gewusst, was die Ermittler noch im Petto gehabt hätten, erläutert der Chef der Mordkommission. Immer wieder habe sie rote Flecken bekommen - für den erfahrenen Ermittler ein körperliches Anzeichen für eine Lüge. Irgendwann habe die Frau begonnen, den Tatverdacht massiv auf den 41-jährigen Hauptangeklagten zu lenken. Zuvor habe sie auch noch versucht, subtil ihren Ex-Mann als Verdächtigen ins Spiel zu bringen. Die 37-Jährige, die sich in dem Verfahren bisher nur über ihren Verteidiger äußert, hat laut Soulier behauptet, erst eine Woche danach beim Campingurlaub in Kell am See von der Tat erfahren zu haben. Dort habe ihr Mann ihr erzählt, dass er ins Haus ihrer Ex-Schwiegermutter eingebrochen sei. Dort habe er sie erwürgt, weil die Rentnerin ihn ertappt habe. "Sie hat unheimlich viel Detailwissen zum Ablauf der Tat gehabt", sagt Soulier. "Das lässt uns daran zweifeln, dass sie nicht dabei war." Die Frau habe zum Beispiel gewusst, dass ihr Mann das Schloss an der Kellertür ausgetauscht habe und dass er eine Sandmuschel und ein Blumenregal verschoben habe. Solche Details merke man sich nicht, wenn man nicht dabei gewesen sei, sagt Soulier. Er habe nach wie vor Zweifel daran, dass sie erst auf der Fahrt nach Kell am See von der Tat erfahren habe.

Fortsetzung: Die Verhandlung wird am Freitag, 10. Juni, fortgesetzt. Am Mittwoch, 22. Juni, könnten die Plädoyers folgen.

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