(Wein-)Insel mit Verfallsdatum

Wiltingen · Die Wiltinger haben ihre Verkehrsinsel an der Einmündung der L 138 in die L 137 selbst mit Schiefersteinen und Weinpflanzen gestaltet. Nun will der Landesbetrieb Mobilität die Insel abreißen, die Vorfahrtsregelung ändern und die Straße umgestalten. Der Ortsgemeinderat wehrt sich.

 Wie lange noch bleibt die Verkehrsinsel an der Wiltinger Ortseinfahrt stehen? Nach Plänen der Straßenbaubehörde soll sie abgerissen werden und der nach links abbiegende Verkehr Vorrang erhalten. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Wie lange noch bleibt die Verkehrsinsel an der Wiltinger Ortseinfahrt stehen? Nach Plänen der Straßenbaubehörde soll sie abgerissen werden und der nach links abbiegende Verkehr Vorrang erhalten. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Wiltingen. Noch ist die Zufahrt zum größten Saarweinort Wiltingen ein Unikat: Eine markante Verkehrsinsel - gestaltet mit Rebstöcken auf heimischem Schiefergrund - weist dort auf die lokale Bedeutung des Weinbaus hin. Die Wiltinger selbst haben für diese Ortseinfahrt gesorgt (siehe Extra). Doch wenn es nach dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) geht, soll sich dies in naher Zukunft ändern.
Behörde will Vorfahrt ändern


Dann werden Reben mit ihrem Schieferuntergrund abgebaggert und gegen ein Provisorium aus rot-weißen Baken und Schwellern ersetzt. Nach einer Verkehrsanalyse wollen die staatlichen Planer an der Einmündung die Vorfahrt ändern: Noch hat der aus Konz über die Wiltinger Kupp kommende Verkehr dort Vorrang. Der LBM hält es aber für besser, dem aus Richtung Tälchen durch Wiltingen (L 138/Bahnhofstraße) fließenden Verkehr an der Einmündung zur L 137 mit einer abknickenden Vorfahrt in Richtung Schoden den Vorrang zu geben.
Der Ortsgemeinderat bezweifelt jedoch den Sinn dieser Planung. Auch der Bauausschuss der Verbandsgemeinde (VG) hatte bei der Vorstellung des Projekts durch den LBM Bedenken angemeldet. Dazu Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger (SPD): "Wenn die abknickende Vorfahrt kommt, hat das die Konsequenz, dass dort unsere besonders gestaltete Verkehrsinsel zurückgebaut werden muss." Nach dem Rückbau des heutigen Einfahrtsystems sehe die LBM-Planung für die dann geltende abknickende Vorfahrt zunächst ein Provisorium vor. Sollte sich die neue Regelung bewähren, werde es laut LBM durch feste Einbauten ersetzt. Ein Ziel des LBM sei es, insbesondere auswärtige LKW-Fahrer so eindeutig zu leiten, dass sie nicht geradeaus in die enge Falle der Wiltinger Kupp gerieten. Auch wolle man wohl insgesamt den Verkehr über die Kupp reduzieren.
Rommelfanger: "Ich persönlich verspreche mir davon nichts - die Streckenwahl der Autofahrer wird sich nicht grundlegend ändern." Die Kosten für die endgültige Gestaltung veranschlage der LBM mit rund 500 000 Euro, für das Provisorium seien zunächst 25 000 Euro angesetzt. Rommelfanger: "Unser Gemeindehaushalt würde dadurch nicht belastet - das liefe auf Landeskosten. Aber das ist auch unser Steuergeld."
Kritik an Kosten


Die Kritik des Ortschefs teilen die Ratsmitglieder einmütig. Einige befürchten, dass zusätzlicher Verkehr in den Ort gezogen werde. Andere kritisieren den hohen (Steuer-)Kostenaufwand oder waren besorgt, dass ein neuer Unfallschwerpunkt geschaffen werde, wenn "eine schnurgerade und freie Strecke plötzlich auf eine abknickende Vorfahrt trifft". Hinzu kommt, dass die von der Gemeinde gestaltete Einmündung verschwinden muss. Tenor: "Die reißen unsere Verkehrsinsel mit den Weinstöcken ab und verschandeln das Bild."
Rommelfanger erinnerte jedoch an die Krux bei der Sache: "Auch wenn wir heute ,Nein' sagen, wird es so kommen, weil das der LBM so will." Seine letzte Hoffnung setzt der Rat nun auf ein weiteres Gespräch mit dem LBM, bei dem die Verwaltung nochmals alle Gegenargumente vortragen soll. Auch müsse deutlich gemacht werden, dass es Alternativen gebe: zum Beispiel einen Kreisel. Deshalb hat der Ortsgemeinderat die Verbandsgemeinde beauftragt, nochmals gegenüber dem LBM die Einwände aus Wiltingen vorzutragen.
Extra

Die mit Weinstöcken auf Schiefergrund verzierte Insel an der Einmündung L 138/L 137 fällt durch ihre unübliche Gestaltung auf. 2011 hatte eine vertragliche Übereinkunft zwischen der Gemeinde und dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) dies ermöglicht. Die Umgestaltung der Verkehrsinsel nahmen die Wiltinger selbst in die Hand. Ein schwerer Findling zierte zunächst als i-Tüpfelchen die Insel. Auf Anordnung des LBM musste der Brocken nach einigem Hin und Her 2012 wieder entfernt werden. Er sei ein "vermeidbares Anprallhindernis", so der LBM damals. Nachdem dieser "Stein des Anstoßes" entfernt war, kehrte Ruhe um die Verkehrsinsel am Wiltinger Ortseingang ein. Doch nun dürften ihre Tage gezählt sein. f.k.

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