US-Angriff 1945 Zweiter Weltkrieg in Wiltingen und Lampaden: Weiße Fahnen und blutige Schlachten (Folge 7)

Serie | Wiltingen/Zerf/Lampaden · Zweiter Weltkrieg in der Region: Während die Amerikaner an der Saar vor 70 Jahren kaum auf größeren Widerstand treffen, stoßen sie bei Lampaden auf erbitterten Widerstand. In Wiltingen hissen die Dorfbewohner weiße Fahnen als die GIs sie zum Aufgeben auffordern - ein Beitrag aus unserem Archiv aus dem Jahr 2015.

 Als der Krieg nach Lampaden kam: Amerikanische Panzer zwängen sich Anfang März 1945 durch die Bahnhofsstraße.

Als der Krieg nach Lampaden kam: Amerikanische Panzer zwängen sich Anfang März 1945 durch die Bahnhofsstraße.

Foto: TV/Archiv Trierischer Volksfreund

Wiltingen/Zerf/Lampaden. Die Amerikaner versuchen am 28. Februar 1945 beim Vormarsch Richtung Osten den Höhenzug zwischen Zerf und Niedersehr zu besetzen. Dabei kommt es zum Teil zu heftigen Gefechten zwischen der 94. US-Infanteriedivision und der sechsten SS-Gebirgsdivision, die sich auf zahlreichen Anhöhen verschanzt hat.

Zerf wird wiederholt von den Deutschen mit Geschützen beschossen. In den Gefechtspausen errichten die Amerikaner Drahtverhaue rund um den Ort und verlegen Minen, zum Schutz vor dem Artilleriefeuer graben sie Schützengräben und Erdlöcher.

Die Brücken bei Wiltingen und Kanzem haben die Deutschen bereits am 21. Februar 1945 gesprengt. Die Westwallbunker südlich und nördlich des Orts sind mit Einheiten des Feldersatzbataillons 1560 sowie der Bewährungskompanie 999 besetzt.

Offizier lässt Artillerie feuern

Um diese zu umgehen, rücken vor 70 Jahren die Amerikaner von Schoden der Saar entlang vor. Hierzu müssen sie 13 Bunker teilweise im Nahkampf erobern. Andere Einheiten stoßen am selben Tag von Ockfen aus in Richtung Scharzhof vor. Am späten Nachmittag stehen die amerikanischen Einheiten an einem Punkt, von dem aus sie die Straße Wiltingen-Oberemmel einsehen können.

Bei der Besetzung des Bergs entkommt ein Offizier. Er lenkt deutsches Artilleriefeuer auf die Amerikaner, die dem Granateinschlag schutzlos ausgeliefert sind. Die Hälfte der GIs ist gefallen, als die Deutschen den Berg am anderen Morgen aufgeben. Die Wiltinger leisten vor 70 Jahren keinen Widerstand, als die Amerikaner ihren Ort besetzen.

Dass sich die deutschen Soldaten ihrer ausweglosen Lage bewusst sind, verdeutlicht ein Ereignis, das sich fünf Tage zuvor ereignet haben soll. Thomas Müller, ein ausgewiesener Kenner der Wiltinger Geschichte, berichtet, dass deutsche Soldaten sogar den Dorfgendarm zum Carlweg (heute: Braunfelsstraße) gelockt und dort erschossen haben.

Er habe den Auftrag gehabt, die sechste SS-Gebirgsdivision bei Pellingen zu kontaktieren, sagt Müller. Mit Flugblättern und Lautsprecherdurchsagen fordern die Amerikaner Wiltingen zur Aufgabe auf: "Achtung! Wiltingen ist rings umschlossen, ein Entrinnen ist unmöglich, darum, ihr Soldaten, kommt aus den Bunkern heraus, ergebt euch."

Die etwa 500 Wiltinger kommen daraufhin aus ihren Kellern und hissen weiße Fahnen. Einige Dorfbewohner beschwören die Soldaten, sich zu ergeben. Zwei Soldaten, die fliehen wollen, werden getötet. Der junge Ortskommandant, der seinen Bunker nicht verlassen will, wird von seinen eigenen Soldaten gefesselt und zur Sammelstelle geführt. Die US-Army entwaffnet etwa 250 Wehrmachtsangehörige und nimmt sie dann gefangen.

Wiltinger überzeugen Soldaten

Die Zivilbevölkerung wird zunächst im Hof des Weingutes Turbing in der Scharzhofstraße gesammelt. Amerikanische GIs durchsuchen jedes Haus nach Soldaten und Waffen. Die Zivilisten müssen in die Kirche kommen. Noch am selben Tag rücken die US-Soldaten nach Norden vor. Dabei säubern sie 25 Schützengräben und Bunker.

Weitere Einheiten ziehen Richtung Oberemmel und Tälchen. Konz wird an diesem Tag ebenfalls besetzt, ohne dass es zu weiteren Gefechten zwischen Amerikanern und Deutschen kommt.

Schlacht um Lampaden

Weiter östlich rückt die US-Armee am 1. März 1945 in Lampaden ein. Auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers startet die sechste SS-Gebirgsjägerdivision Nord am 6. März 1945 einen Gegenangriff. Ihr Ziel ist es, die löchrige Gefechtslinie zwischen Zerf und Ollmuth zu durchstoßen. Die Gebirgsjäger sollen den Höhenrücken mit der heutigen B 268 wieder unter ihre Kontrolle bringen.
Der Bereich des Dreikopfs zwischen Pellingen, Lampaden und Oberemmel ist dabei strategisch besonders wichtig. Es folgen erbitterte Kämpfe um Lampaden und Umgebung - besonders heftig in der Nähe des heutigen Ortsteils Obersehr. Im Dorf tobt ein Häuserkampf.

Die Schule gerät in Brand. Die 94. US-Infanteriedivision drängt die Gebirgsjäger am 8. März 1945 letztendlich zurück. Geschätzt sterben auf beiden Seiten zusammen 800 Soldaten. An diese Ereignisse erinnert dieser Tage eine Ausstellung in Lampaden

Aus unserem Archiv: Der Volksfreund zeichnete 2015 in einer Serie nach, wie die Amerikaner im Februar und März 1945 das Saar-Mosel-Dreieck erobert und die Region vom Naziterror befreit haben. Dazu wurden in loser Reihenfolge Militär- und Zeugenberichte wiedergegeben und, soweit nötig, kommentiert. Die Zitate stammten aus Werken zum Westwall des 2001 gestorbenen Kreis-Chronisten Edgar Christoffel. itz

Extra: Das LampaDia-Team hat seine Ausstellung vom 1. bis 8. März 2015 unter das Motto "70 Jahre Frieden - Kämpfe um Lampaden und Umgebung" gestellt. Es werden Filme, Originalfotos, Dokumente und militärische Fundstücke aus dem Kampfgebiet gezeigt. Zeitzeugen aus dem Ort berichten von ihren Erinnerungen. Es sind zudem Videos zu sehen, in denen beteiligte US-Soldaten ihre Erlebnisse schildern. Die Ausstellung wird morgen, Sonntag, um 11 Uhr offiziell eröffnet. Ab 17.30 Uhr steht ein multimedialer Themenabend auf dem Programm, bei dem der Blick auf Lampaden während der Zeit des Nationalsozialismus gerichtet wird. Beim zweiten Themenabend geht es am Dienstag, 3. März, ab 18 Uhr um die Kämpfe rund um den Ort vor 70 Jahren. Am Samstag, 7. März, sind um 10 Uhr und um 14 Uhr Wanderungen zu den Kriegsschauplätzen geplant. Abgesehen von diesem Begleitprogramm ist die Ausstellung montags bis freitags von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Am Samstag, 7. März, ist sie von 10 bis 18 Uhr, am Sonntag, 8. März, von 10 bis 15 Uhr zu sehen. Wichtig ist Florian Lorenz und Bernd Hermesdorf vom LampaDia-Team, dass die Ausstellung "nicht als Begeisterung für Krieg oder die Nazizeit missverstanden werden darf. Wir distanzieren uns ausdrücklich von Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit jeglicher Art. Wer diese Ausstellung besucht, wird feststellen, dass Krieg alles andere als begeisternd ist." ax

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