Wenn Karneval zum Trauerspiel wird

KONZ/PELLINGEN/NITTEL/WASSERLIESCH. Dem einen oder anderen Karnevalisten vergeht dieser Tage das Lachen. In vielen Gemeinden finden immer weniger Zuschauer und vielerorts auch weniger Aktive die fünfte Jahreszeit witzig und bleiben den Veranstaltungen fern. Der TV hat sich bei einigen Vereinen umgehört, wie es bei ihnen um die Session steht.

"Es ist wirklich ein Trauerspiel", sagt Sabine Bast, Erste Vorsitzende des Konzer Karneval Clubs (KCK), über die närrische Jahreszeit. "In Konz ist das Interesse zurückgegangen, es wird kontinuierlich weniger", schildert sie. Hat der KCK bislang immer zwei Sitzungen plus Seniorensitzung veranstaltet, gibt es in diesem Jahr erstmals eine reguläre Sitzung weniger. Selbst für diese sei der Kartenvorverkauf schleppend angelaufen. "Man versucht, eine Erklärung für diese Entwicklung zu finden", sagt sie ratlos. Liegt es am Programm, an der Uhrzeit, am Termin der Sitzung? Eine Lösung hat sie nicht gefunden."Eine ernste Angelegenheit"

"Kein Mensch weiß, woran es liegt", sagt Petra Schmitt vom "ECC Hei-Her/Do-Her Oberemmel". Seit etwa drei Jahren sind die Besucherzahlen beim Emmeler Karneval rückläufig. Bei den Sitzungen gebe es mittlerweile bis zu 13 Sitzbänke weniger. "Wir haben zwei Sitzungen und denken stark über ein anderes Konzept nach", schildert sie. Obwohl die Mitgliederzahlen des ECC konstant sind, haben die Emmeler Narren laut Schmitt zunehmend Schwierigkeiten, Aktive für die Sitzungen oder den Wagenbau zu gewinnen.

Joachim Rohn, Vorsitzender des KC Roscheid, der den Konzer Umzug organisiert, berichtet ebenfalls, dass die Zahlen der Besucher und Aktiven zurückgegangen sind. "Innerhalb der vergangenen sechs Jahre hat die Zahl sich halbiert", sagt Rohn. Er weiß: "Karneval ist eine ernste Angelegenheit. Es steckt viel Arbeit dahinter." Die jungen Leute seien beispielsweise in der Garde mit Begeisterung dabei, aber es fehle an Freiwilligen, die die Arbeit hinter den Kulissen übernehmen wollten, schildert er.

Mitglieder-Zuwächse verzeichnen die Konzer Fastnachtsfrauen nach Angaben der Vorsitzenden Gabi Berens. Das Problem ihrer Vereinskollegen ist ihr nicht neu: "Es ist generell ein Kampf, die Säle voll zu bekommen. Ich denke, das geht allen Vereinen so", lautet ihre Einschätzung.

Diese Vermutung bestätigt Aloys Annen, Vorsitzender des Karnevalvereins "Pellinger Krääscherten": "In den vergangenen Jahren gingen die Besucherzahlen bei den Kappensitzungen stetig zurück."

Großes Angebot bei den Nachbarn

Es gebe bei ihnen viele aktive Narren, es sei aber zunehmend schwieriger, die Leute in die Hallen zu bekommen, sagt Annen. Ein Grund: "Das Angebot rundherum ist zu groß." Deshalb haben die "Krääscherten" ihre Sitzung vom Hauptkarnevalswochenende auf den 10. Februar verlegt.

Nicht überall vergeht den Narren das Lachen: "Wir haben in den vergangenen beiden Jahren Zuwachs bekommen", erzählt Edmund Valentin, Vorsitzender der Nitteler "Naischnotz"-Karnevalisten. "Das Problem sinkender Mitgliederzahlen besteht überall. Wir haben frühzeitig gegengesteuert", sagt er. Besonders bei den Neubürgern bemühen sie sich um Mitglieder. Valentin bestätigt indes, dass die meiste Arbeit an einem Stamm von Mitgliedern hängen bleibe, die sich besonders engagieren müssten.

Martin Jakobs, Vorsitzender vom "Tälchen Karneval", der sich nicht über mangelnden karnevalistischen Andrang beschweren kann, kennt auch diesen Punkt. Die Aktiven müssten beispielsweise mehrfach auf die Bühne, und es müsse viel Arbeit geleistet werden. "Die Leute werden anspruchsvoller", lautet seine Einschätzung. Oftmals würden die ehrenamtlichen Narren auf der Bühne mit den Profis im Fernsehen verglichen. Doch "die meisten wissen es zu schätzen, was wir leisten und honorieren es", sagt Jakobs.

Uschi Schu vom KCW Wasserliesch vermeldet ebenfalls stabile Zahlen bei Besuchern und Aktiven. Allerdings fürchtet sie, dass mit den Büttenreden im Dialekt "ein Stück Kultur und Brauchtum verloren geht". An modernen Sketchen oder Tänzen mangele es auf den Bühnen nicht, aber es würden immer weniger Büttenreden in Mundart gehalten, ist ihre Beobachtung.

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