Wenn die Terrassen leer bleiben

Landesweit ziehen die Tourismus-Verantwortlichen ein positives Fazit für 2008. Doch während Hoteliers im gesamten Bundesland immer mehr Touristen verbuchten, zeigte sich in der Verbandsgemeinde Konz ein rückläufiger Trend.

Konz. Über achteinhalb Millionen Touristen besuchten das Land Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr, so viele wie niemals zuvor. Und so konnte das Statistische Landesamt in Bad Ems Anfang Dezember sogar noch bessere Zahlen für die Monate Januar bis September verkünden: Knapp sechs Millionen Touristen strömten in diesen ersten drei Quartalen ins Bundesland, rund 1,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Das müsste auch für Stadt und Verbandsgemeinde Konz Anlass zu positiven Erwartungen sein - doch das Gegenteil ist der Fall. Im gleichen Untersuchungszeitraum verzeichneten Hoteliers in der VG Konz etwas über 32 000 Gäste, ganze fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Felicitas Loch, kommissarische Geschäftsführerin der Saar-Obermosel-Touristik, führt das auf drei zentrale Faktoren zurück: "Die hohen Energiepreise in der ersten Jahreshälfte gaben dem Tourismus eindeutig einen Dämpfer, außerdem lagen die Feiertage recht konzentriert im Monat Mai und verteilten sich deutlich weniger auch auf den ohnehin verregneten Juni."

Spezifischer Grund für Konz



Allerdings vermutet Loch für die Stadt Konz noch einen spezifischen Grund: "Wir hatten zudem deutlich weniger Buchungen des Konzer Volvo-Ausbildungszentrums, wo Auszuzubildende einen Teil ihrer Lehre absolvieren. Die Anfragen erreichen uns meist unmittelbar, da war schon ein deutlicher Rückgang zu spüren."

Doch ein weiterer Punkt müsste viel mehr Besorgnis auslösen: Während im gesamten Bundesland vor allem die steigende Quote ausländischer Touristen (5,3 Prozent mehr als im vergangenen Jahr) die Buchungen in die Höhe schnellen lässt, sackte der Anteil in der VG Konz um ganze 13 Prozent im Vergleich zu 2007 ab. Da heißt es, gerade in den touristisch ohnehin problematischen Wintermonaten den Grundstein zu legen, um den Anschluss nicht zu verlieren. "Rückgrat ist ganz klar der Wander- und Rad-Tourismus", weiß Loch. "Mit Anbindungen etwa an den Saar-Hunsrück-, Eifel- oder den neuen Ardennen-Steig befindet sich Konz für Wanderer an einer zentralen Position. Und das hervorragende Radwege-Netz ist für viele Touristen ein Anziehungspunkt." Tagestouristen würden auch durch das Museum Roscheider Hof angezogen. Dafür fehle es gerade in der kalten Jahreszeit deutlich an Wellness-Angeboten. "In naher Zukunft soll auch ein Programm entwickelt werden, das die touristischen Leistungsträger - also Veranstalter von Führungen und Besichtigungen - noch stärker einbindet. Anders kann man den Winter kaum füllen", sagt Loch.

Von rückläufigen Touristenzahlen kann auch Cilli Rohn, Mitinhaberin des Restaurants "Ratskeller", berichten: "Der Trend ist schon in den vergangenen Jahren aufgetreten. Vor allem die Busse werden weniger, und das merken wir auf unserer Terrasse dann sofort."

Doch sehen nicht alle den Trend so negativ: "Mit den vielen Radtouristen lief der Sommer doch eigentlich richtig gut", sagt Ernst Holbach, Vorsitzender des Konzer Stadt-Marketings. "Man mag ja fast von einer Insel der Glückseligkeit sprechen - aber nun warten alle auf die Rezession."

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