Wenn es zu laut wird, zahlt die Bahn ein Hotelbett

Konz · Baulärm und ein Umweg: Die Anlieger im Konzer Zentrum müssen sich auf Bauarbeiten an einer wichtigen Bahnunterführung einstellen - Hunderte Fußgänger sind betroffen.

 Der Fußgängertunnel in der Konstantinstraße wird zurzeit zusätzlich durch Stahlsäulen gestützt. Nun will die Deutsche Bahn das ändern und ein Teilstück sanieren. TV-Foto: Christian Kremer

Der Fußgängertunnel in der Konstantinstraße wird zurzeit zusätzlich durch Stahlsäulen gestützt. Nun will die Deutsche Bahn das ändern und ein Teilstück sanieren. TV-Foto: Christian Kremer

Foto: (h_ko )

Konz Die Bäume auf dem Grundstück der Trier-Saarburger Lebenshilfe sind gefällt. Ein Bagger planiert die Fläche an der Ecke Konstantinstraße/Bahnhofstraße in der Konzer Innenstadt. Bis April soll das Eckgrundstück, wo früher ein rostiges Kunstwerk und drei in die Jahre gekommene Bänke standen, als Basis für die Bauarbeiter dienen. Sie sollen im Auftrag der Deutschen Bahn die Fußgängerunterführung erneuern, die unter vier Gleisen und der Michael-Scherer-Straße (K 134) durchführt. Bei einem Infoabend wurden am Montagabend die Pläne vorgestellt.

Plan Die Unterführung, Baujahr 1909, wird laut Annelore Archut von der DB Netz AG nicht komplett saniert, sondern nur teilweise erneuert. Archut erklärt beim Infoabend in Konz, dass die DB Netz AG in Koblenz entgegen der Empfehlung der Mitarbeiter vor Ort und auch entgegen der Kritik der Anlieger nur die Erneuerung eines Teilbereichs plane. Es handele sich um den schon jetzt mit zusätzlichen Stahlstützen gesicherten Abschnitt, der unter den beiden Hauptgleisen für die Saarstrecke zwischen Trier und Saarbrücken hindurchführt. Dort treten laut der Bahnvertreterin die größten Lasten auf. Während der Teilbereich unter anderem mit riesigen, in Brandenburg gefertigten Fertigbetonteilen erneuert wird, bekommt der Rest des Tunnels nur einen neuen Anstrich und bessere Lampen. Bis Ende April müssten die Arbeiten abgeschlossen werden. Denn ab Mai will die Lebenshilfe mit dem Ausbau ihrer Behindertenwerkstatt beginnen ("Mehr Platz für die Lebenshilfe", TV vom 22. September).

Einschränkungen Der Zugverkehr soll während der Bauarbeiten bis auf sieben kurzzeitige Sperrpausen ganz normal weiterfahren. Reinhold Mares, leitender Bauüberwacher der DB, empfiehlt den Bahnkunden trotzdem, sich kurzfristig im Internet über die Zugverbindungen zu informieren. Die Gleise sind laut Bauzeitenplan an folgenden Tagen und Nächten gesperrt: 21., 22., 27. und 29. Oktober, 3. und 5. November, 16. bis 19. sowie 23. bis 26. Februar und schließlich am 14. und 15. April. Hauptsächlich an diesen Terminen stehen wichtige Arbeiten an. Am Samstag und Sonntag, 21. und 22. Oktober, sondiert der Kampfmittelräumdienst die Baustelle. "Es könnten nicht explodierte Sprengkörper im Baufeld liegen", erklärt Bauleiter Michael Heinisch von der beauftragten Firma KAF Falkenhahn Bau AG. Einschränkungen gibt es vor allem für Fußgänger, aber auch Autofahrer sind möglicherweise betroffen. Der Tunnel und der Mutter-Theresa-Weg werden gesperrt. Ob sie zeitweise wieder geöffnet werden können, steht noch nicht fest (siehe Info). Fußgänger müssen über die Schillerbrücke gehen. Auf der K 134 könnten laut Heinisch im Frühjahr 2018 auch halbseitige Sperrungen für den Autoverkehr nötig werden.
Lärm Die Deutsche Bahn hat laut Archut ein unabhängiges Büro mit einer Lärmstudie beauftragt. Zum Teil seien Lautstärken von mehr als 120 Dezibel zu erwarten. Das entspricht den Schlägen eines Presslufthammers. Auch nachts - vor allem während der Sperrpausen - kann es richtig laut werden. Direkt betroffen sind laut der Lärmstudie etwa 50 Häuser. Die meisten liegen in der Konstantinstraße, einige in der Bahnhofstraße und eines in der Michael-Scherer-Straße. Die Anwohner sollen noch informiert werden. Und: Wer will, darf auf Kosten der Bahn in einem Hotel übernachten. Dieses Angebot mache die Bahn jedem Betroffenen. Grundsätzlich hat laut Archut jeder, der an Bahnstrecken nächtlichem Baulärm von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt ist - das entspricht einem Fernseher in Zimmerlautstärke - die Möglichkeit, auf Kosten der Bahn im Hotel zu übernachten.KommentarMeinung

Warum nicht der ganze Tunnel?
Die Bahn macht an dem Fußgängertunnel in der Konstantinstraße das Nötigste und keinen Deut mehr. Es geht nur um die Standsicherheit. Ästhetische Aspekte spielen keine Rolle. Warum sonst würde nur das Stück unter den beiden wichtigsten Gleisen erneuert werden? Der Rest wird nur oberflächlich aufgehübscht. Die Frage danach, warum nicht der ganze Tunnel saniert wird, bleibt aber berechtigt. Das ist langfristig nicht nur bürgerfreundlicher, sondern auch wirtschaftlicher. Doch beides scheint dem Staatsunternehmen schlichtweg fremd zu sein. c.kremer@volksfreund.deExtra: ANREGUNGEN BEI DER BÜRGERVERSAMMLUNG


Bei der Anliegerversammlung nehmen die Bahn und die Bauleitung eine Anregung von Thomas Adler, Leiter des Konzer Tiefbauamts, auf. Adler betont, dass jeden Tag etliche Schüler den Tunnel auf dem Schulweg nutzen. Diese würden durch die Sperrung gezwungen, an der Schillerstraße, einer der meistbefahrenen Straßen in Konz, entlangzugehen. Ob der Tunnel allerdings kurzzeitig von Mitte November bis Ende Februar offen ist, wenn in Konz nicht gearbeitet wird, steht laut der Baufirma noch nicht fest. Die Anregung habe er aber aufgenommen, sagt Bauleiter Michael Heinisch. Die drohende halbseitige Sperrung der K 134/Michael-Scherer-Straße, zu der sich bisher weder die Bahn noch die Baufirma genauer äußern, führt ebenfalls zu Schnappatmung bei einigen Bürgern. Schließlich ist die K 134 Richtung Trier gesperrt und die Michael-Scherer-Straße zurzeit der einzige Weg aus dem Wohngebiet Roscheid heraus.

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