Wiederbelebung kostet drei Millionen Euro

Jetzt liegen die Zahlen auf dem Tisch: Beim Kauf, der Inbetriebnahme und einer zehnjährigen Nutzung der Hunsrückbahnstrecke zwischen Hermeskeil und dem Flughafen Hahn kommen auf die Anrainerkommunen Gesamtkosten von drei Millionen Euro zu. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das am Montag in Morbach vorgestellt wurde.

 Bleibt das rote Schild stehen oder bekommt die Hunsrückbahn eine zweite Chance: Eine Reaktivierung der Strecke kostet drei Millionen Euro. Das hat ein neues Gutachten ergeben. TV-Foto: Hermann Bohn

Bleibt das rote Schild stehen oder bekommt die Hunsrückbahn eine zweite Chance: Eine Reaktivierung der Strecke kostet drei Millionen Euro. Das hat ein neues Gutachten ergeben. TV-Foto: Hermann Bohn

Morbach/Thalfang/Hermeskeil. Wie teuer kommt die Anrainerkommunen die Reaktivierung der Hunsrückbahn zu stehen, auf der das Unternehmen "Hochwaldbahn" als Pächter und Betreiber Güterzüge und historische Schienenbusse rollen lassen will?

Diese seit mehreren Monaten im Raum stehende Frage ist seit gestern beantwortet. Klar war bis dahin lediglich, dass die Deutsche Bahn (DB) Netz AG 600 000 Euro für den Ankauf der Trasse zwischen Hermeskeil und Büchenbeuren nahe des Flughafens Hahn verlangt. Bei den Schätzungen, wie viel Geld für die Wiederinbetriebnahme der 1998 stillgelegten Strecke in die Hand genommen werden muss, reichte die Spanne hingegen von 100 000 bis acht Millionen Euro.

Mainz forderte zuverlässigere Zahlen



Der Mainzer Verkehrsminister Hendrik Hering (SPD) hatte deshalb die Erstellung eines neuen Gutachtens gefordert, um zuverlässigere Zahlen zu bekommen. Die Expertise des Frankfurter Büros "Schüßler-Plan" ist inzwischen fertig; die Ergebnisse wurden am Montag in Morbach vorgestellt. Demnach sind laut Bürgermeister Gregor Eibes (CDU) für das "Gesamt-Paket", bestehend aus Ankauf, Inbetriebnahme und zehnjähriger Nutzung der 50 Kilometer langen Strecke, Kosten von circa drei Millionen Euro fällig. "Mit dieser Größenordnung mussten wir rechnen", betonte Eibes. An den Plänen zur Reaktivierung der Strecke wollen die drei Bürgermeister aus Morbach, Thalfang und Hermeskeil festhalten. "Wir von kommunaler Seite sind der Auffassung, dass es uns die Hunsrückbahn mit den jetzt ermittelten Kosten wert sein muss, wiederbelebt zu werden", so Eibes. Sein Hermeskeiler Kollegen Michael Hülpes (CDU) bezeichnete es als "kalkulierbares Risiko" das Projekt weiter zu verfolgen. "Wir haben mit der ,Hochwaldbahn' einen lizenzierten und potenten Betreiber, durch die teureren Energiepreise wird Güterverkehr auf der Schiene immer attraktiver, und insgesamt befindet sich die Strecke in einem guten Zustand."

Ohne Zuschuss vom Land rollen keine Züge



Der Thalfanger Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo verwies darauf, dass die Reaktivierung der Bahntrasse "eine wichtige verkehrsinfrastrukturelle Maßnahme für den südwestlichen Hunsrück darstellt, die auch landesweit bedeutsam ist", da damit eine Schienenverbindung vom Rhein-Main-Gebiet über den Flughafen Hahn ins Saarland erhalten bleibe. Fest steht für die drei Bürgermeister aber auch: Als Voraussetzung für einen Wiederbelebungsversuch der Hunsrückbahn sei nun die Frage, ob Mainz vor dem Hintergrund der neuen Zahlen bereit ist, mit auf den Zug zu steigen. "Darüber müssen wir jetzt verhandeln", betonte Eibes, der sich einen Landeszuschuss in Höhe von 70 Prozent erhofft. Zugleich kündigte er an, dass die Anrainerkommunen die DB um eine Fristverlängerung bitten wollen, da diese ihr Angebot für den Streckenkauf nur bis Ende September aufrechterhalten wollte.

Meinung

Wo liegt die Schmerzgrenze?

Stürzen sich die Anrainerkommunen mit der Reaktivierung der Hunsrückbahn in ein finanzielles Abenteuer ohnegleichen, oder kann die Schiene für wenig Geld gesichert werden? Bislang konnte das niemand sagen. Zu krass waren die Kostendifferenzen, die durch den Raum schwebten. Nun ist klar: Die ganz optimistischen Prognosen haben sich nicht erfüllt: Die Reaktivierung der Hunsrückbahn wird ein Millionen-Projekt, das aber andererseits die Gewähr bietet, dass die Eisenbahn-Infrastruktur in der Region nicht unwiederbringlich verloren geht. Die Bürgermeister stehen jetzt, wo sie über gesicherte Zahlen verfügen, vor einer schwierigen Aufgabe. Vor allem müssen sie das Land davon überzeugen, dass auch westlich vom Flughafen Hahn Investitionen in die Eisenbahn-Infrastruktur wirtschaftlich Sinn machen. Zum anderen müssen sie in ihren eigenen Gremien Rückhalt für ihre nach wie vor bestehenden Kaufabsichten finden. Wobei etwa in Hermeskeil schon jetzt absehbar ist, dass nicht für alle politischen Kräfte der Preis für eine Reaktivierung der Hunsrückbahn unter der "Schmerzgrenze" liegt. a.munsteiner@volksfreund.de

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