Wildschweine wüten in Weinbergen

Sie kommen aus dem Wald und ergötzen sich an den süßen Trauben und der ergiebigen Weinbergserde: Offenbar ziehen wieder etliche Wildschweine durch Oberemmeler Weinberge.

Konz-Oberemmel. Löcher in den Schutz-Netzen rund um die Weinbergs-Parzellen, angefressene Rebstöcke und zerwühltes Erdreich: Offensichtlich vergnügen sich zurzeit wieder ein paar Wildschweine in den Oberemmeler Weinbergen. Die Winzer Christian Jungblut und Anja Lorenz stehen vor ihren Wingerten und wissen nicht mehr so recht, was sie gegen die ungebetenen Gäste machen sollen. Elektrozaun, Maschendrahtzaun und Netze wirken nur bedingt. "Irgendwie kommen die immer durch", sagt Lorenz und zeigt auf die Löcher in den blauen Netzen und anschließend auf den scheinbar durchpflügten Boden zwischen den Rebstock-Reihen. Jungblut hat inzwischen einen Knall-Apparat zwischen seine Rebstöcke gestellt. Die Maschine erzeugt alle paar Minuten einen lauten Knall, der die Tiere abhalten soll. Doch: "Ich fürchte, sie werden sich bald daran gewöhnen", vermutet Jungblut. Dann wäre auch dieses Instrument unwirksam. Die Tiere sollen sich auch schon an die Wildsperre, ein abschreckendes Duftmittel, gewöhnt haben - scheidet aus der Liste der möglichen Abwehrmaßnahmen also auch aus.

Jungblut beziffert seinen Ernteausfall durch die Wildschweine bei der diesjährigen Lese des Müller-Thurgaus auf rund 20 Prozent. "Die Trauben sind jetzt richtig süß und schmecken den Wildschweinen offenbar besonders gut", erzählt Jungblut.

Die im Gelände benachbarten Riesling-Trauben, die im Reifeprozess noch nicht so weit sind, hängen indes unbeschadet an ihren Stöcken. Aber die Wildschweine sollen es auch schon im Frühjahr auf die Weinstöcke der Oberemmeler abgesehen haben: "Wenn die Triebe im Frühjahr kommen, dann fressen sie die auch weg", erzählt Jungblut. Aus diesem Grund machen die Winzer schon relativ früh im Jahr ihre Parzellen zu. "Das ist ziemlich viel Arbeit", sagt Lorenz. Immer wenn sie den Berg betreten will, muss sie zunächst die Umzäunung entfernen und sie beim Verlassen wieder anbringen. Revierförster Martin Bee kennt die Gründe für die seit Jahrzehnten zunehmende Wildschwein-Population: Zum einen sei es die Stilllegung von Weinbergen und landwirtschaftlichen Flächen. "In den Hecken fühlen sich die Tiere ungestört.

Dort halten sie sich gerne auf", sagt Bee. Aber auch die milden Winter und das reichliche Futterangebot im Wald seien für die Wildschweine günstige Faktoren. Denn wenn sie im Wald viele Eicheln fänden und somit viel Öl aufnähmen, bräuchten sie auch mehr tierische Nahrung in Form von Engerlingen oder Würmern. Und die suchten sich die Wildschweine gerne in den Böden der Weinberge.

Rotten halten sich nicht am selben Ort auf



Den Oberemmeler Jagdpächtern ist die Wildschwein-Problematik auch bestens bekannt. "Es ist schwierig, an die Tiere ranzukommen", sagt einer der Jagdpächter, Helmut Albert. Die Rotten zögen durch die Gegend und hielten sich nicht immer am selben Ort auf. "Wir tun unser Bestes", sagt er und betont, dass sie sich darum bemühten, dass den Winzern möglichst wenig Schaden durch die Wildschweine entstehe.

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