"Wir wollen ja alle arbeiten": Flüchtlinge hoffen auf Fördergeld für Sprachkurse in Konz

Konz · Sprachkurse sind wichtig für die Integration von Flüchtlingen. Obwohl sich darin alle einig sind, läuft die Finanzierung der Kurse an der Konzer Volkshochschule (VHS) vorerst aus. Die Flüchtlinge und VHS-Mitarbeiter hoffen auf neues Geld vom Kreis.

"Wir wollen ja alle arbeiten": Flüchtlinge hoffen auf Fördergeld für Sprachkurse in Konz
Foto: (h_ko )

Walid Yassin fühlt sich wohl in Konz. Der Syrer ist aus seinem Heimatland geflohen, weil die Regierung ihn entführen wollte. Der Grund: Er arbeitete in einer Hilfsorganisation mit. Seine Führungsqualitäten als ehemaliger Personalmanager eines britischen Ölkonzerns hat sich Yassin bewahrt. In Konz ist er so etwas wie ein Sprecher aller Flüchtlinge. Sein Englisch ist perfekt - die Verständigung funktioniert bestens. So kann er Kontakte zu Vereinen und Hilfsorganisationen knüpfen oder die Probleme der Flüchtlinge an die richtigen Stellen herantragen.TV-Serie Flüchtlinge in der Region


Sorgen bereitet ihm zurzeit die ungewisse Zukunft der Sprachkurse für Flüchtlinge an der Volkshochschule (VHS). Von VHS-Leiterin Maria Dumrese weiß er, dass das Geld für die Kurse aufgebraucht ist, an denen seit Jahresanfang 120 Menschen teilgenommen haben. Die 38 000 Euro, die die Stiftung des Kreises Trier-Saarburg bereitgestellt hatte, sind nach Unterrichtsschluss am Mittwoch aufgebraucht. "Ende Mai ist erst mal Schluss", sagt Dumrese.

"Dabei ist es das Wichtigste für die Menschen, die Sprache zu lernen", meint Yassin. Nur wenn die Menschen Deutsch beherrschen, können sie sich integrieren und einen Beruf ausüben. "Wir wollen ja alle arbeiten", sagt der Syrer. Und viele der Flüchtlinge seien hoch qualifiziert: "Wir sind Ärzte, Ingenieure und Künstler." Dumrese ergänzt: "Es sind Studenten, Labor- und Elektrotechniker, Buchhalter, Marketingexperten, Architekten, Journalisten, LKW-Fahrer und Schreiner dabei." Sogar ein Ex-Fußballprofi ist nach Konz geflohen (siehe Extra).

Und ihre Integration wäre ohne Sprachkurse gefährdet. Dumrese fordert deshalb kreisweit ein qualifiziertes Kursprogramm. Noch kämen die meisten Flüchtlinge aus dem Landkreis nach Konz, sagt sie. VHS-Mitarbeiterin Martina Otte ergänzt: "Wir wollen nicht, dass die Leute ab Mittwoch auf dem Sofa sitzen." Die Begründung, dafür sei kein Geld vorhanden, verstehe niemand.

Otte und Dumrese haben seit Jahresanfang Hunderte Überstunden gemacht. Das Problem sei, dass die VHS zur zentralen Anlaufstelle geworden sei, weil es keine Alternative gebe. Vom Sprachvermittler sind die VHS-Mitarbeiter zum Sozialberater geworden.

Auf Anfrage bei der Trier-Saarburger Kreisverwaltung erklärt Pressesprecher Thomas Müller: Eigentlich sei Fördergeld des Europäischen Sozialfonds für die Fortsetzung der Kurse vorgesehen. Der Kreis hatte es für sein umfassendes 5,5 Millionen Euro teures Betreuungskonzept für Flüchtlinge beantragt (der TV berichtete). Noch sei keine Zusage da. Aber die Kurse seien nie in Gefahr gewesen: Das Kuratorium der Kreisstiftung werde am 1. Juni höchstwahrscheinlich weitere 15 000 Euro für die Kurse bereitstellen, sagt Müller. Er verspricht: "Bis das Fördergeld da ist, wird der Kreis die Kurse finanzieren."

Auch eine Entlastung für die VHS-Mitarbeiter ist absehbar. Am 1. Juni nehmen zwei Sozialarbeiter ihre Arbeit in der Beethovengalerie auf. Das ist Teil des Kreiskonzeptes, mit dem Flüchtlinge in den regionalen Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Sobald sie eine Aufenthaltsgenehmigung haben, dürfen sie arbeiten. "Die Strukturen dafür sind im Aufbau", betont Müller. Kreisweit würden 32 Stellen geschaffen. Yassin begrüßt den Plan. Er hat seine eigene Rechnung gemacht: 150 Flüchtlinge in Konz, die wegen Sprachbarrieren keinen Job finden, kosten den deutschen Staat laut Yassin jährlich neun Millionen Euro. Diese Ausgaben könnten mit Hilfe von Sprachkursen halbiert werden, meint der Syrer.

Yassin selbst lernt seit drei Monaten Deutsch. Auch seine Frau und die beiden Töchter bereiten sich auf Konz vor, obwohl sie noch in Ägypten sind. Seine Töchter besuchen eine deutsche Schule in Al Rehab - südlich von Kairo. Sie warten darauf, dass der 49-jährige Familienvater eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt. Dann könnten sie ihm auf legalem Weg nach Konz folgen - ohne lebensgefährliche Überfahrt übers Mittelmeer.Asylantrag abgelehnt


Der Plan ist jedoch gefährdet: Am Mittwoch hat Yassin erfahren, dass sein Asylantrag abgelehnt wurde. Er wurde zuerst in Italien registriert und müsste dorthin. Das will er aber nicht. Er schätze die Deutschen sehr und wolle hierbleiben, sagt Yassin. Deshalb hat er alle Hebel in Bewegung gesetzt.

Die Caritas und die Kirchengemeinde finanzieren ihm einen Anwalt. Auch das Konzer Sozialamt will helfen, dass er doch bleiben darf: Schließlich ist Yassin schon jetzt integriert.Meinung

Unverständlich!Dass der Asylantrag von Walid Yassin abgelehnt wurde, ist vollkommen unverständlich. Denn der Syrer bereichert nicht nur mit seiner beruflichen Qualifikation die deutsche Gesellschaft. Der Mann ist schon jetzt integriert und kaum aus der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit in Konz wegzudenken. Er kümmert sich um alle Flüchtlinge in Konz und hält Kontakt zu den Einheimischen. Das bestätigen die verantwortlichen Akteure in Konz. Deshalb muss er eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. c.kremer@volksfreund.deExtra

Der Syrer Hany Awad trainiert seit zwei Monaten die C-Jugend des SV Konz. Seinen Trainerschein macht der Ex-Profi, der in Bahrain gespielt hat, in Bitburg. "Der kommt super bei den Jungs an", sagt Rudi Schaaf, Geschäftsführer des SV Konz. Er weist auf eine Fußballgruppe mit Flüchtlingen hin. Wolfgang Schwarz und Walter Baer haben sie organisiert. Die Kicker treffen sich mittwochs um 16.30 Uhr. Den Flüchtlingen fehlen noch Fußballschuhe und Sportkleidung. cmk Infos unter Telefon 06501/7555

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