Da wird Martin zum Mädel

Ich hatte ja kurzzeitig Angst. Ja, ich muss es zugeben. Ich habe befürchtet, dass unsere EM-Jungs nach dem Spiel gegen Portugal ihre Koffer packen müssten. Und da hatte ich eben Sorgen. Nein, nicht um den Gemütszustand von Jogi, Schweini, Poldi und Co und eigentlich auch nicht um den von meinem Martin.

Er kennt das, nach hartem Kampf zu verlieren. Nicht selten befindet er sich in der Verteidigung, während ich die offensive Strategie fahre. Nach ein paar harmlosen verbalen Ballwechseln dribbele ich, täusche rechts und links an und versenke meine Kugel dann letztlich im Tor. Das heißt bei Martin und mir: Nachdem ich ihm erzählt habe, wie toll das Wetter ist, er sich doch mehr bewegen müsse, um den Bierbauch abzuarbeiten, müsse er nun die zuvor leer getrunkenen Bier-Flaschen in den Glascontainer um die Ecke bringen, um neue zu bekommen. Und das während des EM-Vorbericht-Geplänkels. 1:0 für mich. Jetzt, nach dem Spiel, mache ich mir aber noch mehr Sorgen als zuvor. Wissen Sie, mein Martin hat sich das Spiel angeguckt, während ich mit meinen Mädels beim Cocktail im Wellness-Beauty-Center in den Reise-Katalogen für Karibik-Kreuzfahrten geblättert habe. Als ich dann total entspannt und in Gedanken noch unter Palmen liegend zurück nach Hause kam, sah ich es: Mein Martin und sein Kumpel Karl-Heinz lösten sich gerade freudestrahlend aus ihrer innigen Umarmung im Siegestaumel, um dann wenige Minuten später ihre ganz eigene Interpretation von "Sixpack" miteinander zu vergleichen. Ich sag euch, Mädels. Der hammerharte Männer-Sport Fußball macht aus unseren Jungs noch Mädels. So viel Leidenschaft, so viel Miteinander, so viel Freundschaft! Für das nächste Spiel lege ich ihm schon mal Tempos raus…

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