Notizen aus einer belagerten Stadt

Morgens um sieben in Konz. Nichts geht mehr. Und zwar wirklich: nichts. Dass stadtauswärts Richtung Trier alles dicht ist, war angesichts des Baustellen-Monsters zu erwarten. Aber auch alle Zufahrtswege nach Konz sind durch den Rückstau verstopft.Auf halbem Weg aus dem Tälchen steht der Autofahrer-Tross, rund ums ansonsten beschauliche Schulzentrum quälen sich Ortskundige durch verbotene Schleichwege und schubsen genervte Schüler aus dem Weg.



Aus Richtung Wiltinger Kupp ist die Stadt gleichfalls dicht - Resultat der genialen Umleitungs-Planung, die dafür sorgt, dass am Rewe-Kreisel die Verkehre aus Richtung Oberstadt und die aus Könen und von der Saar zusammentreffen - was zwangsläufig zu Chaos führt.

Der Stau zieht sich durch ganz Konz rückwärts über die Saarbrücke fast bis Könen. Derweil stößt in Karthaus der komplette Tross von der Obermosel in den winzigen Straßen rund um den Karthäuser Bahnhof nicht nur auf die Trier-Fahrwilligen aus Unter-Konz, sondern auf die kunstvoll damit verquickten Autofahrer aus Trier, die Richtung Roscheid oder Tälchen wollen und aufgrund der geschlossenen B 51-Abfahrt genötigt werden, sich auch noch in das Tohuwabohu zu drängen.

Diese intelligente Variante stellt sicher, dass abends in Konz selbst dann noch der Stau anhält, wenn er in Trier längst nicht mehr bis zur Hohenzollernstraße zurückreicht - und dass die dafür gänzlich ungeeigneten Anwohnerstraßen in Merzlich zu Hauptverkehrslinien mutieren.

Wer glaubt, die Sache mit cleveren Umwegen in den Griff zu kriegen, darf sich nur so lange freuen, bis er merkt, dass auch andere auf diese Idee gekommen sind. Die "Pellinger" ist schon vor der Ortseinfahrt Trier dicht. Und wer - trotz 20 Kilometer Umweg - hoffnungsvoll auf Luxemburg setzt, fährt zwischen Oberbillig und Temmels auf die Schlange auf, die der Umgehungs-Verkehr immer weiter anschwellen lässt.

Vorsichtig geschätzt, summiert sich das Stau-Chaos rund um Konz und bis nach Trier zur Rush-Hour locker auf 25 Kilometer.

Was den Autofahrern zu den Planern dieses Voll-Verkehrsdebakels einfällt, ist nicht druckreif. Warum an der sensibelsten Stelle ausgerechnet zur verkehrsreichsten Zeit gebaut wird, fragen die, die ihre Nerven noch im Zaum haben. Ob dann wenigstens 24 Stunden gebaut wird. Oder warum keine etappenweise, die Belastungen nicht auf ganz Konz ausdehnende Baustellen-Lösung gefunden wurde. Ganz abgesehen davon, dass für viele "gerade diese Straße die besterhaltene in der ganzen Region" ist.

Anderen geht angesichts ihres Zorns die Fantasie durch: Das sei, mutmaßt ein Golf-Fahrer, "gezielter Terror, um Reklame für den Moselaufstieg zu machen". Noch steht er mit seinem Verdacht allein.

Aber wenn die Total-Blockade tatsächlich weitere drei Wochen anhält, könnte er Anhänger für seine These finden.

Dieter Lintz

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