Orientierungslos

Gehören Sie auch zu den Menschen, die Orientierung brauchen? Ich bin so jemand. Ich denke dabei nicht an so was Hochtrabendes wie Werte oder Religion. Ich meine ganz einfach Orientierung im Sinne von wissen, wo was steht, wo ich die Zahnpastatube und das Jodsalz finde, ohne groß suchen zu müssen.

Neulich geriet meine vertraute kleine Welt arg ins Wanken. Ich war schon ziemlich genervt, weil ich auf der Autobahn Richtung Schweich eine halbe Stunde im Stau gestanden habe. Dann kam ich endlich beim Discounter meines Vertrauens an und wollte schnell meinen Einkauf erledigen. Ich eile also mit meinem Wägelchen los, bereit, meine Greifer links und rechts in die Regale auszufahren, als ich voller Entsetzen feststelle: Meine Einkaufswelt ist nicht mehr dieselbe! Kaum eine Ware stand mehr an ihrem angestammten Platz. Die hatten es doch tatsächlich gewagt, umzuräumen - wahrscheinlich, weil irgend eine Marketing-Agentur in jahrelangen Versuchen herausgefunden hat, dass der Zucker in Augenhöhe besser geht, als wenn man sich nach ihm bücken muss, oder Kunden am häufigsten nach einer Linkskurve im Mittelflur zu den Haribo-Goldbären greifen.

Als ich abends nach Hause kam, war ich ganz schön geschafft. In der Tagesschau wurden Bänker interviewt - die machten auch einen ziemlich orientierungslosen Eindruck…

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