Rasender Ehemann

Es ist kaum zu glauben: Seit wir sommerliche Temperaturen haben und die Natur aufblüht, spricht mein Mann Martin von nichts anderem mehr. Vergangene Woche hat er sich einen neuen fahrbaren Untersatz gekauft.

Nein, nicht was Sie jetzt denken! Kein Motorrad. Er hat sich einen Rasentraktor gekauft. Knallrot. Leicht abgerundet. Sieht aus wie ein fahrender Käfer. In all den Ehejahren hat er den Rasen nie freiwillig gemäht. Hat lieber an Autos herumgeschraubt. Das Gras stand uns oft bis zum Knie. Als die Kinder noch klein waren, konnten sie sogar darin Verstecken spielen. Aber seit Nachbar Erwin sich im vergangenen Jahr so einen Rasentraktor gekauft hat, hat Martin keine Ruhe mehr. "Was der kann, kann ich schon lange", lautete sein Schlachtruf, mit dem er auszog, den Nachbarn das Neiden zu lehren. Martin ist von einem Rasenmähergeschäft zum nächsten gefahren, bis er mir mit stolz geschwellter Brust seine super moderne, "extrem leistungsstarke" Neuanschaffung präsentiert hat. Sofort ist er mit seinem neuen "Spielzeug" über den Rasen gerast. Dabei hatte der gerade erst zarte grüne Hälmchen hervorgebracht. Nachbar Erwin sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Denn Martins Rasentraktor ist stärker, schneller, lauter als seiner. Der wird bestimmt bald nachrüsten.Allerdings hat Martin jetzt ein Problem: Der Rasen ist gemäht. Bei der Trockenheit wächst er so schnell nicht nach. Mein Göttergatte will aber unbedingt mit seinem Rasentraktor fahren. Jeden Tag blickt er voller Sehnsucht nach draußen, nervös beschwört er die Grashalme. Jetzt hab' ich ihm vorgeschlagen, sich als Greenkeeper für den Golfpark bei Tawern zu bewerben, der gerade geplant wird. Dann kann er mähen, und ich habe wieder meine Ruhe.

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