Über den Schatten gesprungen

Vor rund 2200 Fans präsentierte Roger Cicero sein aktuelles Programm "Beziehungsweise" in der Trier-Arena. Der "Frauenversteher" bewies erneut seine exzellenten Entertainer-Qualitäten. Der Trierische Volksfreund präsentierte das Konzert.

Trier. Zum zweiten Mal in Folge hat Deutschlands Jazzsänger Roger Cicero die Herzen seiner Fans erobert. Nach einem verregneten Konzert im Spätsommer 2007 im Amphitheater bewies er nun, dass er auch in der Halle - und im Trockenen - äußerst erfolgreich Musik machen kann. Die Damen sind meiste hübsch zurechtgemacht - manche Herren tragen sogar einen Hut - so wie Cicero, der Frauenversteher. Denn gerade mit Songs wie "Zieh die Schuh aus" oder "Frauen regieren die Welt" hat der Sohn des aus Rumänien stammenden Jazzers Eugen Cicero viele Fans überzeugt. Eine gelungene Mischung aus ironisch-augenzwinkernden Texten, vornehmlich über Mann-Frau-Beziehungen, ausgezeichnete Bigband-Arrangements und die wandlungsfähige Stimme von Cicero sorgen für einen jazzig-souligen Abend, der schlichtweg Spaß machte. "Schön, dass wir heute abend ein Dach über dem Kopf haben," sagt Cicero und spielt damit auf das Spätsommer-Konzert im vergangenen Jahr im Trierer Amphitheater an. "Wer war damals dabei?", fragt er das Publikum, und ein vielstimmiges "Ja" ertönt. Wer einmal Cicero live erlebt hat, der geht eben gerne noch mal hin, was durchaus von der Qualität des Musikers zeugt. Cicero ist schon lange über den Schatten seines berühmten Vaters gesprungen und stellt sich musikalisch breit auf - da sind swingende Uptempo-Nummern wie "Alle Möbel verrückt" oder "Murphys Gesetz" ebenso zu hören wie getragene Balladen wie "Wovon träumst Du nachts?" . Diese Dramaturgie sorgt für ein abwechslungsreiches Konzert, das von außergewöhnlichen Lichteffekten begleitet wird. Ciceros Band funktioniert wie ein Uhrwerk, das Programm lässt Raum für Soli, bei denen besonders Schlagzeuger Matthias Meusel und Pianist und Arrangeur Lutz Krajenski herausstehen. Höhepunkt von Ciceros stimmlichen Fähigkeiten ist die Interpretation des Prince-Klassikers "How come you don't call me anymore". Da wächst der Sänger über sich hinaus, kommt vom lockeren Swingen in stimmliche Hochakrobatik. Er meistert den Song mit aktzentuierter Kopfstimme und dem Druck eines Heavy-Metal-Shouters. Das Publikum klatscht begeistert - die ersten stehen auf und in wenigen Sekunden stehen alle und swingen mit. Nach diesem Feuerwerk wird Cicero aber auch nachdenklich-persönlich, als er "Ich hätt' so gern noch Tschüss gesagt" singt, ein Song, den er seinem 1997 verstorbenen Vater gewidmet hat. Ohne zwei Zugaben lässt das Publikum Cicero nicht gehen - und dankt ihm mit stehenden Ovationen.

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