Absurde Szenen einer Ehe

Trier · Witzige Wortspiele und Dialoge: Vor 250 Zuschauern im Theater Trier spielen Alice Hoffmann und Norbert Roth als "Gerda und Walter", bekannt aus dem Hörfunk, ihre eigenen Szenen einer Ehe. Das ein oder andere davon mag dem Publikum bekannt vorgekommen sein.

 Füße auf dem Tisch und genervte Blicke: In der Ehe von „Gerda und Walter“ alias Alice Hoffmann und Norbert Roth kriselt es. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Füße auf dem Tisch und genervte Blicke: In der Ehe von „Gerda und Walter“ alias Alice Hoffmann und Norbert Roth kriselt es. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Trier. Paartherapie oder Comedy? Der Auftritt von Alice Hoffmann, bekannt in ihrer Rolle als Hilde Becker, und Norbert Roth im Theater Trier hatte von beidem etwas. Doch fragt man sich unwillkürlich, wie man es mit einem solchen Lebenspartner aushält.
Walter alias Norbert Roth gibt abwechselnd den Pascha, den Choleriker und den pingeligen Besserwisser. Gerda alias Alice Hoffmann spielt die Gattin, die sich nach einem lieben Wort sehnt, eifersüchtig ihren Mann zur Rede stellt und ihm auch mal Kontra gibt.
Da streiten sich die beiden noch vor Ankunft zu Hause über den gerade verbrachten Urlaub (Walter: "Du wolltest doch an die Algarve", Gerda: "Aber doch nicht so weit") und über das dortige Essen, bestehend aus vielen grätengefüllten Ungeheuern mit merkwürdigen Namen wie Steinbeißer oder Wolfsbarsch.
Wunderschön ist das Gespräch am Frühstückstisch mit erst zu heißem, dann zu kaltem Kaffee und trockenen Brötchen, als Gerda von ihrem Traum erzählt, in dem sie zwei Elefanten geschossen hat. Walters Frage, ob in der Türkei oder in Tunesien ("Hauptsache Afrika!"), wischt Gerda vom Tisch: "In Kanada." Doch das ist Walter egal: "Träum was Vernünftiges, dafür bräuchtest Du doch einen Reisepass." So steigern sich die Wortspiele aus dem Alltäglichen ins Absurde.
Dabei kehren die beiden in ihren Szenen, die vom Pianisten und Sänger Frank Golischewski umrahmt werden, immer wieder ins normale Leben zurück. Der eingebildete Kranke mit seiner Erbkrankheit "Leere Füße", gegen die es keine Impfung gibt, die Hose, die nicht wegen des zugenommenen Körperumfangs nicht mehr zugeht, sondern weil der Knopf falsch angenäht ist - die etwa 250 Zuschauer im Theater amüsieren sich köstlich über die Kabbeleien des Paares, das sie aus dem Radio kennen.
Schön sind die Wortspiele von Gerda, wenn die Matratze ökonomisch statt ergonomisch ist und sie ihr "wandelndes Xylophon" Walter mit Fragen löchert, auf die sie nie eine passende Antwort erhält. Doch Gerda lässt sich nicht stoppen. So zeigt sie ihre Eifersucht, hervorgerufen von einer roten Rose ("Wieso hast Du mir die mitgebracht? Hast Du ein schlechtes Gewissen?"), aber auch ihre Verletzlichkeit, als sie mit der Fernbedienung um die Zuneigung ihres Mannes kämpft und diesen fragt, ob er sie noch liebt. Nur: Warum muss sie das gerade während der Sportschau fragen?
Auch wenn sich die Sketche, geschrieben von Norbert Roth, vom Aufbau her ähneln, lustig sind sie allemal. Die 250 Zuschauer hatten einen vergnüglichen Abend.

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