Affen, Pferde und eine schwarze Porta - Wenn Schatten zum Zuschauer-Spektakel werden

Trier · Vor 1100 Zuschauern in der Trierer Arena hat die Schattenspiel- und Tanztruppe von Shadowland 2 für strahlende Gesichter gesorgt.

"Shadowland" ist eine außergewöhnliche Performance, eine Mischung aus Tanz auf der Bühne und Schattenspiel mit Musik und präzisen Lichteffekten. Dazu zwei bewegliche Paravents und eine Leinwand, die bei Bedarf herauf- und herabfährt. 1100 Besucher hat die Show am Donnerstagabend in die Trierer Arena gelockt.
Die Geschichte: Ein Mann und eine Frau arbeiten in einer futuristischen Fabrik, stapeln Kartons, Öffnen ist streng verboten. Als sie doch einmal einen Blick hineinwerfen, finden sie eine Art psychedelisches Straußenbaby mit magischen Kräften, das sie befreien und - gejagt vom Aufseher der Fabrik - in einer wilden Odyssee quer durch Zeit und Raum wieder zu seinem Heimatplaneten zurückbringen. So weit, so dünn. Dramaturgisch macht nicht alles Sinn, aber das ist auch nicht so wichtig.

Die Show ist bombastisch, über eine Million Besucher inklusive des (etwas karger gestalteten) Vorgängers "Shadowland 1" können doch nicht irren, oder? Die Tänzer sind ständig auf der Bühne, agieren als Schatten hinter den Leinwänden oder davor im gleißenden, bunten Licht, begleitet von eindringlich schöner Musik und Kunstnebelschwaden. Dabei bedienen sie sich nicht nur diverser Requisiten, um die gefährliche Reise durch die Welt und das All zu bebildern, sondern formen als Schatten mit ihren Körpern die aberwitzigsten Figuren: Pferde, Elefanten, Drachen, genauso präzise wie Motorräder, Autos, Raketen oder gar den Eiffelturm. Auch eine rührende Reminiszenz an Trier gibt es noch.
Mensch und Technik sind ständig in Bewegung. Die 1100 Zuschauer kommen kaum dazu, ihren Zwischenapplaus einzustreuen. Auch vn den Randplätzen der Trierer Arena aus kann man das Zusammenspiel hinter den Leinwänden noch beobachten.

Das Pilobolus Dance Theatre aus Conneticut/USA hat eine jahrzehntelange Tradition, gelangte aber erst vor zehn Jahren mit ihren Schattenbildern zu Weltruhm. Zu Werbezwecken formten sie das neue Modell eines Autoherstellers mit ihren Körpern täuschend echt nach, danach durften sie bei der Oscar-Verleihung 2007 auftreten und formten den berühmten Stöckelschuh vom Plakat des Filmes "Der Teufel trägt Prada". Auf der aktuellen Tournee präsentieren sich acht sehr begabte und professionelle Tänzer, drei Frauen, und fünf Männer.

Ihre Show erfordert Präzision, Disziplin, ausgefeilte Technik und präzises Timing. Viele, viele Proben sind wohl nötig, um das Zusammenspiel von Akteuren und Technik so hinzubekommen, dass die perfekte Illusion entsteht.
Eine gelungene Show - da sind sich die teilweise von weither angereisten Zuschauer aller Altersgruppen (fast) einig. Beim Herausgehen meint ein älterer Herr zwar: "Das war nix für mich", aber sonst strahlen alle. Die Faszination für dieses Spektakel ist spürbar, dafür gibt es mehrere Gründe: Akrobatik, Pantomime, Surrealität und auch ein bisschen Sexyness, wenn Männlein wie Weiblein in durchsichtigen, hauchfeinen Dessous tanzen. Im großen Finale zeigt die Truppe nochmal die Höhepunkte ihrer Schattenspielereien, selbst die Römerbrücke und die Porta Nigra können sie, mit freundlichen Grüßen an die Stadt, mit ihren Körpern nachbilden.

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