Akkurat, aber ohne Affekt

Aus Burgund reiste der Solist des zweiten Abends der internationalen Orgeltage im Trierer Dom, Maurice Clerc, an. Seine Wirkungsstätte ist die Kathedrale St. Bénigne in Dijon.

Trier. (gkl) Das Programm, das Clerc an die Mosel mitgebracht hatte, reichte vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, angefangen bei einem anonymen spanischen Meister über Dietrich Buxtehude und Johann Sebastian Bach bis hin zu César Franck, Louis Vierne und dem 1984 verstorbenen Pierre Cochereau. Man konnte nicht anders, als Clerc als einen - spieltechnisch gesehen - überaus akkuraten Interpreten zu bezeichnen, den kompositorische Hürden nicht so leicht aus der Bahn werfen konnten. Aber zum Orgelspiel gehört noch mehr als nur die exakte Umsetzung des Notentextes auf die Tasten.Das die eröffnende spanische Komposition durch die im Dom fehlenden horizontalen Trompeten nicht die authentische Strahlkraft entwickeln konnte, ist Clerc natürlich nicht anzulasten. Er nutzte das vorhandene Potenzial. Was er aber nicht schaffte, und dies kennzeichnete leider den Abend auf weite Strecken, war, die Spannungen in den Werken in Klang umzusetzen. Allzu statisch kam die Musik zu den zahlreichen Konzertbesuchern, teilweise auch überhastet in den Nachhall hineingespielt, wie bei Bachs Toccata und Fuge d-Moll, BWV 565. Von barocken Affekten war nicht viel zu spüren.Auch die großen französischen Meister hatten hier zu leiden. Franck "Pièce héroique", gefallenen Soldaten gewidmet, fehlte die Dramatik, kam viel zu leichtfüßig daher. Crescendi und Decrescendi taten in ihrer abrupten, viel zu stufigen Art ihr übriges, der großartigen Wirkung des Werkes entgegenzuwirken. Gleiches galt für Jean Langlais majestätisches Te Deum und die zwei Sätze aus Viernes zweiter Symphonie. Dass deutsche Orgeln im Vergleich zu ihren französischen Pendants oftmals zu spitz und zu mixturenlastig sind, ist eine bekannte Tatsache. Hier aber wurden viele klangliche Möglichkeiten, die der Trierer Domorgel innewohnen, nicht genutzt. Schade.

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