Alles fürs Imperatörchen

Wer dieser Tage Kinder mit Holzschwertern und Stoffhelmen trifft, Männern im roten "Imperator"-T-Shirt begegnet oder bei Freunden mit "Konstantin-Wein" beköstigt wird, der hat längst Bekanntschaft gemacht mit dem neuesten Konstantin-Phänomen: Devotionalien aller Art finden reißenden Absatz.

 Der Renner: Konstantin-T-Shirt für Kinder. TV-Foto: Dieter Lintz

Der Renner: Konstantin-T-Shirt für Kinder. TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. Wenn - wie am vergangenen Sonntag - mehr als 3000 Menschen innerhalb von neun Stunden durch die Konstantin-Ausstellung im Landesmuseum strömen, dann kommt auch Nadine Angermann ins Schwitzen. Dabei hat sie mit den Besuchern eigentlich erst zu tun, wenn sie den antiken Marathon weitgehend absolviert haben. Gleich nach dem dicken Konstantin-Kopf laufen alle Gäste durch ihren Museums-Shop. Normalerweise, sagt Peter Stephanus von der gleichnamigen Buchhandlung, die den Laden betreibt, rechnet man bei solchen Ausstellungen mit rund zehn Prozent, die als Merchandising-Kunden "hängenbleiben". In Trier, mehr will er nicht verraten, sei die Quote "deutlich besser". Aber man braucht auch keine Zahlen, um zu sehen, dass das Geschäft floriert. Selbst zur vergleichsweise ruhigen Mittagszeit drängten sich viele um die eindrucksvolle Sammlung von Konstantin-Büchern, -Münzen, -Büsten oder -Devotionalien. Renner in allen drei Museums-Shops - im Dom- und im Stadtmuseum werden sie von Interbook betrieben - sind der offizielle Katalog für immerhin 38 Euro sowie dessen Ausgabe für Kinder. Mancher lässt es auch mit einer Postkarte als Andenken bewenden, aber oft sitzt der Geldbeutel durchaus locker. Selbst teure Abguss-Mitbringsel wie die "kapitolinische Trias" für stolze 317 Euro finden ihre Abnehmer - auch Glasschalen in einer ähnlichen Preiskategorie hat Nadine Angermann schon verkauft. Vor allem die jüngsten Besucher stöbern begeistert im Angebot, oft als Belohnung für einen motzfrei durchgehaltenen Ausstellungsbesuch. Bei Familie Nelles, die eigens wegen Konstantin aus Bad Hönningen angereist ist, wären solche Motivationshilfen im Grunde gar nicht nötig: "Wir sind Römer-Fans", ruft der Filius und fuchtelt seiner kleinen Schwester begeistert mit dem frisch erworbenen Holzschwert vor der Nase herum.Make-up für Frauen und Orden für Männer

Ebenfalls gefragt bei den Kindern: Der gute alte "Was ist was"-Quizblock mit nützlichen antiken Infos. Er verrät, wie sich die Römerinnen im Vor-L'Oréal-Zeitalter schminkten oder warum die römischen Männer die Ordensverleihung erfanden. Derweil versorgt sich Papa mit der halbtrockenen Konstantin-Riesling-Spätlese aus Neumagen-Dhron zu 7,20 Euro, und Mama denkt an die Anschaffung des Halsreifs "Bringenborn", der allerdings den Gegenwert von zehn Spätlesen kosten würde und deshalb wieder im Regal landet. Bei Almut Schmitt im Dom- und Diözesanmuseum ist es etwas ruhiger, aber der Eindruck täuscht. "Ganze Busladungen" muss sie aus ihrem Sortiment versorgen, das nicht ganz so viele Verspieltheiten aufweist wie der größere Shop im Landesmuseum. Das Publikum wirkt etwas gesetzter, aber die roten T-Shirts mit den familienkompatiblen Aufschriften "Imperator", "Imperatorin" und "Imperatörchen" sind auch hier gefragt. Bei ihrer Kollegin Simone Ebner im von Familien stark frequentierten Stadtmuseum sind die Prioritäten wieder anders. Die DVD mit dem Konstantin-Sandalenfilm aus den Fünfzigern - Ausschnitte gibt's in der Ausstellung - ist schon wieder ausverkauft. Für 9,95 Euro ein vergleichsweise preiswertes Andenken. Den Film hat die Buchhandlung Interbook selbst ins Sortiment genommen. Die jeweiligen Shop-Betreiber haben sich bei den drei beteiligten Museen eingemietet und können ihr Angebot eigenständig erweitern. Zugleich verkaufen sie die Merchandising-Produkte, die die Ausstellungs-GmbH in Eigenregie hat herstellen lassen. Ein großer Beitrag zur Gesamt-Finanzierung, so lässt Konstantin-Pressesprecherin Mirjam Flender verlauten, sei dabei allerdings nicht zu erwarten. Es geht offenkundig um eine Marketing-Maßnahme zwecks Steigerung der Kundenzufriedenheit. Und dazu tragen die Shop-Macher einiges bei. Alle Wünsche können sie freilich nicht erfüllen. So haben bereits mehrfach Kundinnen nachgefragt, ob es das T-Shirt mit der Aufschrift "Imperatörchen" nicht auch in Männergröße gebe. Aber das ist bislang Kindern vorbehalten.

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