Alles ist auffallend harmlos

WITTLICH. Zum siebten Mal hat die Kunstvereinigung Limes ihren Kunstpreis vergeben. Derzeit ist die Wettbewerbsschau in der ehemaligen Synagoge der Limes-Partnerstadt Wittlich zu sehen.

Limes ist moderner geworden. Jedenfalls lässt die Ausstellung zum Wettbewerb 2004 das vermuten. Die gegenständlichen "Altmeister" früherer Zeiten sowie die Mehrzahl der "klassisch" Abstrakten von ehedem sind verschwunden. Vermieden werden diesmal künstlerische Ausfälle nach oben oder unten.Modernisierung und Bereinigung

Gleichwohl: Modernisierung und Bereinigung bedeutet nicht automatisch Verbesserung. Was sich als die künstlerische Auslese einer sechsköpfigen Jury in Wittlich präsentiert, lässt den Betrachter recht unbeteiligt. In der Regel handwerklich solide Arbeiten, zum Teil im Trend und allesamt auffallend harmlos, haben das Rennen um die Gunst der Juroren gemacht. Wie immer werden weitgehend Gemälde und Grafik gezeigt, ein paar bildhauerische Werke, eine Fotoarbeit und eine Collage sind auch darunter. Zugegeben: Die Ausstellung hängt an der Wand entlang im eigenwilligen Innenraum der Synagoge. Weiße Stellwände, an denen die Bilder - im Wortsinn entrückt - einen sinnvollen Dialog hätten führen können, wären unbedingt wünschenswert gewesen. Indes: Es ist nicht nur die Hängung. Was den Betrachter so kalt lässt, sind die uninteressanten Bildfindungen. Selbst das fotografische "Überraschungsmenu" mit Lesepult der zum zweiten Mal mit dem ersten Preis ausgezeichneten Düsseldorfer Künstlerin Sabine Scheer ist in seiner Sprache so schlicht, dass es ihm nicht gelingt, seine Nähe zu Life Style und Nobelkochbuch ironisch zu brechen. Man mag den Feldhasen, dem Messer und Gabel ein neues Grab bereiten, in der Nachfolge von Beuys berühmtem Hasen oder der altmeisterlichen Vanitas-Bilder sehen. Was indes bei Beuys ein tiefgreifendes Bild der Zerstörung von Natur und Umwelt war und bei den Altmeistern ein Hinweis auf menschliche Hinfälligkeit, ist bei Scheer lediglich ein nett anzusehendes Bild vom gleichermaßen fleischfressenden wie genüsslichen Wesen Mensch. Künstlerisch schlicht kommt auch der zweite Preis (1500 Euro) daher, der an Martine Bettel aus Arlon ging, für ihre Arbeit vom Kleid, das Menschen macht. Daphné Demuth aus Luxemburg häkelte sich - wie einst Rosemarie Trockel strickte, nur weniger eindrucksvoll - zum geteilten 3. Preis (1000 Euro). Eine sehenswerte Collage zum Thema Macht als üble Machenschaft von Machthabern und Medien hat der junge Philippe Guichart aus Arlon vorgelegt (3. Preis 1000 Euro). Für ihre vielversprechenden, an expressionistische Vorbilder angelehnten Holzschnitte erhielt die Belgierin Manuella Piron das Paris Stipendium des Luxemburger Kulturministeriums.Auffällig: reizvolle Holzdrucke

Unter den Wittlicher Künstlern fallen vor allem die farblich reizvollen Holzdrucke von Barbara Baumann auf. Auch Anderes gibt bei dieser Schau zu denken. Aus dem ohnehin kleinen Kreis der 33 aktiven Limes- Künstler haben sich nur 18 an der Ausstellung beteiligt. Überhaupt ist der Limes mit insgesamt 80 Mitgliedern im gesamten Saar-Lor-Lux-Raum eine auffallend kleine Kunstvereinigung. Eine neue Partnerstadt in Lothringen zu gewinnen, ist denn auch erstes Ziel der neuen Vorsitzenden Christiane Hamann. Ganz sicher kann diese siebte Limes Schau nicht als Spiegel für das künstlerische Leben in der Großregion gelten. Man müsste einmal neu definieren, was mit jenem künstlerischen Leben gemeint ist und wie man es kraftvoller und leidenschaftlicher gestalten könnte. bis 1. August, Di-So, 14-18 Uhr, Katalog 10 Euro

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