Allzeit bereit zwischen Plüscheiern

Trier · Wenn Atze Schröder die Welt erklärt, erntet er selten Widerspruch. Egal, ob von Mann oder Frau - die Lacher sind auf seiner Seite. Das wurde auch beim Auftritt des Esseners in der Arena Trier deutlich. Dort stellte er vor 2300 Zuschauern sein Programm "Richtig fremdgehen!" vor.

Allzeit bereit zwischen Plüscheiern
Foto: Rolf Lorig (flo), ROLF LORIG ("TV-Upload Lorig"

Trier. Wenn man über wichtige Dinge spricht, sollte man zunächst die Begrifflichkeiten klären. Was ist Fremdgehen überhaupt? Wenn ein Mann beispielsweise eine alte Bekannte wiedertrifft und diese mit Küsschen auf die Wange begrüßt? Das Publikum verneint, und Atze Schröder stimmt zu. Fatal sei aber, wenn die Frau auf den Mund geküsst werde und sie diesen quasi als Aufforderung offen lasse. In diesem Fall sei er sich nicht mehr so sicher, erklärt Schröder vor 2300 Zuschauern in der Arena Trier. Zumindest sei das ein Gruß aus der Küche, sinniert er zur Freude des Publikums.
Seit 20 Jahren tourt der Essener Thomas Schröder nun mit Pilotenbrille und Minipli-Perücke als Ruhrpott-Proll Atze Schröder durch die Republik. Sein Rezept ist denkbar einfach: schnelle, triviale Gags, die gerne auch unter die Gürtellinie gehen. Dass er mit dieser Masche bei Männern ankommt, verwundert nicht. Wohl aber, dass unter den Zuschauern seiner Shows mindestens ebenso viele Frauen sind. Und die legen in der 90-minütigen Show alles beiseite, was auch nur im Entferntesten mit Emanzipation zu tun haben könnte. Stop, nicht ganz. Auch in Trier zeigt der Blick ins Publikum, dass sich Emanzipation dadurch äußert, dass die Damen mindestens so laut und enthemmt lachen wie ihre männlichen Begleiter.
Schröder ist bei der Wahl seiner Witze nicht zimperlich. Die Politik ("Angela Merkel kann man vieles vorwerfen, aber nicht, dass sie sich hochgeschlafen hat") bekommt ebenso ihr Fett weg wie die Fernsehprominenz ("Mit Daniela Katzenberger würde ich nicht fremdgehen, bei der sind die Hupen größer als der Kopf"); für "Kaiser" Franz Beckenbauer hat er beim Thema Fremdgehen ebenso viel Hohn und Spott übrig wie für Boris Becker. Auch die Fernsehanstalten kommen nicht ungeschoren davon. Seine Lieblingssendung sei "Schwiegertochter gesucht!" von RTL, erklärt Atze. Denn für diese Sendung komme RTL in die Hölle. "Solche Schwiegertöchter gibt es im wahren Leben nicht. Die werden für die Sendung vermutlich extra irgendwo in Thüringen gezüchtet."
Wenn es mit den Witzen einmal hakt und der Funke nicht überspringen will - was selten vorkommt -, hilft Schröder nach. Er kringelt sich auf der Bühne förmlich vor Lachen über die eigenen Gags. Das transportiert die Saalkamera in Großaufnahme auf zwei Leinwände neben der Bühne.
Ach ja, das Bühnenbild: Mannshohe, plüschige Eier - ein Schelm, der Böses dabei denkt - und ein in Plüsch gehüllter Flügel, den Schröder am Ende scheinbar anschlägt und der dann von allein weiterspielt.
Das Fazit der Show? "Am Ende des Lebens bereuen die Menschen doch immer das, was sie gerne getan hätten, aber nicht getan haben", sagt die Schröder\'sche Psychoanalyse. Und einen guten Tipp hat er auch noch: "Man muss immer bereit sein. Und wenn die Lage nicht eindeutig ist - unbedingt nachfragen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort