Alpträume und sprechende Pflanzen

Durchweg Qualität und vorwiegend junge Kunst zeigt die Ausstellung zum Kunstpreis Robert Schuman 2007 im Trierer Stadtmuseum Simeonstift.

 „Home Affairs“ lautet der Titel des Beitrags von Henrike Kreck zur Ausstellung „Kunstpreis Robert Schuman“ im Trier Stadmuseum Simeonstift. Foto: Museum

„Home Affairs“ lautet der Titel des Beitrags von Henrike Kreck zur Ausstellung „Kunstpreis Robert Schuman“ im Trier Stadmuseum Simeonstift. Foto: Museum

Trier. Keine Frage: Seit seiner ersten Auslobung 1991 hat sich der Kunstpreis Robert Schuman zu einer attraktiven Plattform für Künstler der Großregion entwickelt. Das liegt nicht allein an der opulenten Ausstattung mit 10 000 Euro, sondern auch am vor Jahren eingeführten Intendantensystem, nach dem jeweils ein Kommissar der vier beteiligten Städte Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier vier Künstler auswählt und für seine Stadt ins Rennen schickt. Junge Kunst und neue Medien

Die Vorauswahl hat der Qualität des Wettbewerbs ohne Zweifel gut getan. Wer in Trier durch die von Bärbel Schulte betreute und gut inszenierte Ausstellung im Stadtmuseum Simeonstift geht, wird zufrieden die durchweg gute Qualität der Arbeiten wahrnehmen. Frisch, fantasiereich und intelligent stellt sich die Kunstpreis-Schau dar. Freilich auch Ausstellungskommissare strecken sich nach der Decke. Und so ist die Schau in diesem Jahr vorrangig nicht nur ein Treffen der jungen Kunst (elf der 16 Teilnehmer sind unter 35 Jahren), sondern auch eine Demonstration der sogenannten neuen Medien. Die stärksten Arbeiten sind als Videos, Video-Installationen und Video-Performances angelegt. Etwas Fotografie ist vertreten und ganz wenig Malerei. Wichtig ist etlichen Künstlern die Einbeziehung des Betrachters durch Interaktion. In der Regel sind es existenzielle Erfahrungen, die aufgearbeitet werden, der eigene Standort, die Umwelt und die Doppelwertigkeit des Menschen als Materie und Geist. In diesem Zusammenhang bewegt sich auch Kunstpreis- Gewinnerin Pia Müller. In ihrer stärksten Arbeit "Schlaflabor" arbeitet sie einen Alptraum auf, dem sie im Video mit der Medizintechnik eines Schlaflabors auf die physiologischen Schliche kommen will. Dem grünen Infrarot-Schein des Labors steht das in einer beklemmenden Performance offenbarte nicht mess- aber mit allen Sinnen fühlbare Traumerlebnis entgegen. Max Mertens (Luxemburg) "Zeichenmaschine" versinnbildlicht den Kampf von Mensch und Maschine. Der Kampf des Luxemburgers setzt sich in den Außenraum fort. Während der Ausstellung können Besucher in einen Computer eine Botschaft tippen, die als Lichtsignale ab 19 Uhr von der Porta Nigra gesendet wird. Nach außen geht auch Vera Kox (Luxemburg)mit ihren im Parkhaus versenkten Autos. Als Außenseiterin präsentiert Karola Perrot klassische, ästhetisch schöne Schwarz-Weiß Fotografie. Ebenfalls klassisch und konsequent im Schaffensprozess ist Martina Kleins Farbmalerei. Pflanzen sprechen lässt wissenschaftlich fundiert und gefühlvoll das Duo Liquid Penguin( alle vier Trier). Eine herausragende, ebenfalls preiswürdige Arbeit legt Etienne Boulanger (Metz) mit seinem Projekt "Plug-in Berlin" vor. Der Gewinner des Edward-Steichen-Award 2007 präsentiert in Form einer interaktiven Multi-Media-Rauminstallation die Stadt der Gegenwart als riesiges Versuchsfeld, in dem der Einzelne seinen eigenen Raum finden und abgrenzen muss. Witzig und intelligent ist Oliver Lounissis Videosequenz von den menschenverachtenden Zwängen des Berufslebens "La tragédie du petit voisin" mit dem optimistischen Blick auf den Friedensmarsch anmutiger Damenschuhe "Gauche Droite" daneben. Unter den Saarbrücker Arbeiten fallen Claudia Brieskes aufrüttelndes Schwarz-Weiß-Video "Gesang auf das Eigentum" und Henrike Krecks CD-Rom "Home affairs" auf. Fast romantisch: Martine Feipels (Luxemburg) energiegeladenes Chaos. Mit den eigenen Vorurteilen konfrontiert Samuel Francois (Metz) den Betrachter in seinen Filzstiftzeichnungen "We are not from The Ghetto" .Ausstellung Simeonstift: bis 20.Januar., Dibis So 11 bis 18 Uhr, 1.Di im Monat bis 21 Uhr, 24., 25., 31.12. geschlossen sowie am 1.Januar.

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