Alte Hasen und junge Springer

TRIER. Zur Eröffnung der Großraumhalle musizierten sie gemeinsam: 120 Schüler und die Profis vom Städtischen Orchester. Das soll ein neuer Akzent im Konzertprogramm des Trierer Theaters werden.

István Dénes mag Kinder und Jugendliche. Sie sollen den Darbietungen des Städtischen Orchester nicht nur still lauschen, sondern selber aktiv dabei sein. Darum musizierten zur Eröffnung der Großraumhalle 120 Schüler aus den Trierer Gymnasien gemeinsam mit den Profis. Und erfuhren auch, was es bedeutet, professionell zu musizieren. Ein Jahr Vorbereitung hat dieses Projekt benötigt. Nach dem Erfolg in der Arena will der Trierer GMD das Projekt weiter entwickeln. Damit erhalten die Konzerte der kommenden Saison einen neuen Akzent.Ansonsten steht die klassisch-romantische Epoche im Zentrum - Mozarts C-Dur-Sinfonie KV 338, Beethovens 8. Sinfonie, die dritte Sinfonie von Robert Schumann, das B-Dur-Klavierkonzert von Johannes Brahms.Auch weniger Bekanntes steht auf dem Spielplan

Hinzu kommt weniger Bekanntes aus dieser Zeit: Clara Schumanns a-Moll-Klavierkonzert, die "Nullte" von Bruckner, das Violinkonzert a-Moll von Alexander Glasunow, die "Sakuntala"-Ouvertüre von Karl Goldmark und zwei "Faust"-Episoden von Franz Liszt (die nichts zu tun haben mit der "Faust-Sinfonie" des Komponisten).Im übrigen konzentriert sich der Trierer Generalmusikdirektor auf Kompositionen abseits des allzu gängigen Repertoires, ohne das konservative Konzertpublikum durch Neutönerei zu verschrecken. Dass die zeitgenössische Musik fast völlig fehlt, mag zwar nur eine Minderheit irritieren, ist freilich objektiv ein Manko. Zoltán Kodály "Háry János"-Suite, Ravels Rhapsodie Espagnole, die Suite Nr. 3 aus "Gayane" von Aram Khatchaturian und wohl auch die "Sinfonia Gregoriana" von Petr Eben kultivieren dagegen Stilrichtungen, die Ideenreichtum und Hörerfreundlichkeit verbinden. Die letztgenannte Komposition ist gemeinsam mit Musik von Bach-Stokowsky und Richard Strauss fürs achte und letzte Sinfoniekonzert vorgesehen. Das soll in Zusammenarbeit mit den Mosel-Festwochen und Domorganist Josef Still im Trierer Dom stattfinden.Auch die Liste der Interpreten bleibt unspektakulär. Stars fehlen völlig. István Dénes setzt auf jüngere Talente und ungewöhnliches Instrumentarium. Die Ungarin Viktoria Herencsár wird im 5. Sinfoniekonzert am Zymbal auftreten. Der Luxemburger Jean Muller stellt sich mit dem 2. Klavierkonzert von Brahms vor. Der 15-jährige Wen Yu Shen, Gewinner des Süddeutschen Klavierwettbewerbs, wagt sich an Rachmaninows drittes Klavierkonzert. Die angesehene Luxemburger Piani-stin Béatrice Rauchs spielt Clara Schumanns Klavierkonzert. Und für das Violinkonzert a-Moll von Glasunov wurde die in Holland lebende Ungarin Marta Abraham verpflichtet.Die Zusammenarbeit mit Metz ist mittlerweile auf dem Totpunkt angekommen. Offenbar fehlt die persönliche Beziehung, vielleicht in Lothringen auch das Interesse. Schade, denn der Verbindung beider Orchester waren in den letzten 15 Jahren etliche große Konzerte zu verdanken. Statt dessen setzt der Trierer GMD auf Luxemburg, denn dort gebe es viele Konzertsäle, aber nur ein Orchester. Die Wiederholung des 1. Sinfoniekonzerts am 21. September 2003 in Ettelbrück soll für das neue Aktionsfeld der Auftakt sein. Bei rechtzeitiger Planung- Vorlaufzeit zwei Jahre - könne das Orchester mit einem Trierer Chor auch ins Programm der Antikenfestspiele eingebunden werden. Und schließlich soll die Zusammenarbeit mit den Schulen zur ständigen Einrichtung werden. Denn wenn Profis mit jungen Menschen gemeinsam musizieren, entwickelt sich auch das Interesse der jungen Generation an der klassischen Musik. Das ist notwendig, wenn Konzertbesucher nachwachsen sollen. Zeit für Projekte gibt es reichlich: Der Vertrag mit István Dénes wurde kürzlich vom Stadtrat um weitere drei Jahre verlängert - bis zum Juli 2008.

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