Alte Stars in neuen Räumen

Wittlich . (gkl) Zum elften Jazzmeeting wartete der Jazzclub Wittlich mit neuen Räumlichkeiten und altbekannten Stars auf. War der musikalische Erfolg auch programmiert, muss der Club um die Akzeptanz der neuen Spielstätte im Hotel Lindenhof wohl noch kämpfen.

Zum elften Mal feierte der Jazzclub Wittlich sein Jazzmeeting und hatte schon am ersten der drei Abende mit Dusko Goykovich eine Jazz-Legende auf der Bühne stehen. Seit fast einem halben Jahrhundert steht Goykovich auf der Bühne und hat seinen eigenen Stil geprägt. Alle Zeichen standen also auf Erfolg, und man musste eigentlich damit rechnen, dass die Zuhörer nur so strömen würden.Größen des Jazz auf der Bühne

Eigentlich - aber die Realität sieht manchmal etwas anders aus, als man es erwarten kann. Warum jedoch viele Stühle im Saal der neuen Heimat des Clubs, dem Hotel Lindenhof vor den Toren der Säubrennerstadt, leer blieben, ist der Spekulation anheim gegeben. Passt das Ambiente des Viersternehauses nicht zu einer Jazzsession? Liegt die Spielstätte tatsächlich zu weit außerhalb? Fragen, die erst die Zukunft klären muss.An den Organisatoren lag es auf jeden Fall nicht. Liebevoll hatten sie den Saal und das Foyer eingerichtet - man konnte sich wohl fühlen. An den Musikern hat es mit Sicherheit auch nicht gelegen, denn neben Goykovich stand mit dem Saxophonisten Tony Lakatos mindestens noch ein ganz Großer der Jazzwelt auf der Bühne. Aber auch die anderen Mitglieder des Oktetts "5 Horns and Rythm unit" haben sich schon ihre Meriten verdient, wie etwa der Trompeter Marko Djodjevic, der Posaunist Jürgen Neudert, Michael Lutzeier am Bass-Saxophon, Klaus Raible am Flügel, der Bassit Martin Gjakonovski und der Schlagzeuger Déjan Terzic. Sie alle bildeten ein ausgezeichnetes Team, das sich die musikalischen Bälle nur so zuwarf, ein technisch perfektes Feuerwerk entfesselte und sein Publikum mitriss.Vielleicht fragte sich der eine oder andere, warum nichts Neues auf dem Programm zu finden war, warum sattsam Bekanntes wie "Summertime" oder "Quo vadis, Samba" erklang. Wer hier etwas vermisste, wurde auf jeden Fall mit instrumentaler Akrobatik entschädigt. Goykovich, so sehr er auch im Programm als Leader herausgestellt wurde, zog sich immer wieder zurück und überließ seinen Partnern das Feld, gönnte ihnen den Applaus für teilweise bravouröse Soli. Ist das vielleicht der allmähliche Rückzug eines großen Musikers, der mit seinen Auftritten den Jüngeren die Bahn ebnen will? Wenn ja, hat der 72-Jährige nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich allen Respekt verdient. Ob nun Bekanntes oder Neues - der Abend im Lindenhof war auf jedem Fall ein Erlebnis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort