An Talenten herrscht kein Mangel

Das Stipendiaten-Konzert des Trierer Richard-Wagner-Verbandes hat sich in 20 Jahren als vorweihnachtliche Tradition etabliert. Bei der diesjährigen Talentschau im Angela-Merici-Gymnasium (AMG) in Trier stellten sich fünf vielversprechende junge Künstler aus der Region vor.

Trier. (DiL) Das Wagner-Stipendium hat eher ideellen als materiellen Wert: Die Förderpreisträger, die der örtliche Verband aussucht, dürfen die Bayreuther Festspiele besuchen und sich mit anderen Nachwuchs-Künstlern aus der ganzen Welt treffen. Ein beachtliches Privileg, müssen doch Normalsterbliche schon mal zehn Jahre auf eines der heiß begehrten Tickets für den grünen Hügel warten.

Über welches Potenzial der Trier er Theaterchor verfügt, wird daran deutlich, dass zwei der Stipendiaten aus seinen Reihen stammen. Angela Pavonet und Silvia Lefringhausen verstärken seit den letzten beiden Spielzeiten nicht nur sichtlich die szenische Qualität des Chors, sie stehen auch sängerisch nicht hinter den Solisten zurück.

Angela Pavonet dokumentierte mit einer Arie der Gräfin aus "Figaros Hochzeit" ein schönes Timbre und eine saubere Phrasierung - auch wenn die Klage der verschmähten Frau eine Spur zu sehr nach feierlichem Kirchenlied klang. Das mag aber auch am schwierigen Klangbild der halligen AMG-Aula gelegen haben, das allen Sängern zu schaffen machte.

Schicksalsschwanger und spannend



Silvia Lefringhausen sang die Szene der Waltraute aus der "Götterdämmerung" - übrigens das einzige Wagner-Stück am ganzen Abend - mit gelungenem Erzähl-Duktus, schicksalsschwanger eingedunkeltem Timbre und spannender Dramatisierung. An der Wortverständlichkeit wäre noch zu feilen.

Svetislav Stojanovic, nach zwei Gastspiel-Jahren nun fest als erster Tenor im Trierer Ensemble, zeigte mit der Arie "De miei bollenti spiriti" des Alfredo aus "La Traviata" eindrucksvoll, dass er im überwältigenden, gefühlsträchtigen italienischen Repertoire mehr zu Hause ist als beim doch eher filigranen Mozart.

Auch zwei Instrumentalisten durften in diesem Jahr das Bayreuther Festspielhaus mit seinem unkonventionellen Orchestergraben kennenlernen. Auch beim Konzert hatten sie Glück: Der erst 20-jährige Trierer Geiger Markus Stolz und der 26-jährige Luxemburger Hornist Steve Böhm profitierten vom gleichen Raumklang, mit dem die Sänger zu kämpfen hatten.

Stolz präsentierte einen mit hoher gestalterischer Kraft und sicherer Technik gespielten 2. Satz aus Mozarts Konzert für Violine und Klavier KV 304. Vom Auftreten her verkauft er sich noch etwas unter Wert, wirkt fast zu bescheiden. Anders der etwas ältere Steve Boehm, bei dem stupende Technik, samtweicher Ton-Ansatz und musikalische Finesse mit einer eleganten Anmutung einhergehen.

Das abschließende Brahms-Trio zeigte nicht nur die beiden Preisträger in Bestform, sondern auch Jochen Schaaf, der den kompletten Abend souverän vom Klavier aus in die richtigen Bahnen lenkte. Viel Beifall im gut besetzten Saal.

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