Angela

Man hat es nicht leicht als weibliches Wesen in der Politik. Was frau auch macht, die Männerwelt dreht es ins Negative. Da wirst du mit 88,4 Prozent wieder gewählt, und die Kommentatoren murmeln was von Dämpfer oder Schuss vor den Bug.

Na ja, beim alten Ährich Honneger im Zentralkommidee dör SED wären solche Ergebnisse ein Alarmzeichen gewesen. Aber hierzulande? Der Westerwelle hatte beim letzten Mal 79 Prozent, da schrieben alle, er könne zufrieden sein. Und dass der Wulff, dieser nette Junge aus Hannover, der in seinem ganzen Leben noch nie jemandem auf die Füße getreten hat außer sich selbst, bei den Stellvertretern als Bester immer noch ein bisschen schlechter abgeschnitten hat als du - wen interessiert das schon? Aber der Wulff ist ja auch ein Mann, so wie Thierse, über dessen Rumpelstilzchen-Haar- und Barttracht nicht halb so viel in der Zeitung steht wie über das Walz-Werk auf deinem Kopf. Schon mal was über die August-Bebel-Schalmode von Münte gelesen? Hat sich je ein Reporter mit der attraktiven Physiognomie von Ministerpräsident Roland "Porky" Koch beschäftigt? Oder mit dem Sprachfehler von Jürgen Rüttgersz? Natürlich nicht. Das Leben ist halt ungerecht. In deiner ganzen Karriere hast du nicht ein einziges Mal so viel sinnfreien Unfug zusammengestammelt wie der Stoiber Edi bei jeder zweiten Rede. Aber trotzdem melden die Radionachrichten gleich nach deinem Auftritt, die Rede sei zwar gut gewesen, aber irgendwie doch nicht richtig gut. Ein Glück, dass du wenigstens einen Ehemann vorzuweisen hast, auch wenn der nur einmal im Jahr bei den Bayreuther Festspielen das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Sonst erginge es dir noch wie der Kollegin Schavan. Dieter Lintz

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