Auch ein wütendes Kind ist in Ordnung

Im Umgang mit Kindern und ihren Gefühlen werden viele Fehler gemacht, die sich in ihrem weiteren Leben unter Umständen rächen. Dabei klingt das, was zu beachten wäre, um alles richtig zu machen, eigentlich ganz einfach.

Trier/Bitburg. (kah) Kinder lernen den Umgang mit Gefühlen - und das zu einem großen Teil - von ihren Eltern. Wie aber reagiert man richtig auf die Gefühle der Kinder? Das Münchener Staatsinstitut für Frühpädagogik rät, das Verhalten der Kinder zu beobachten, um schon erste Anzeichen von Traurigkeit oder Angespanntheit zu entdecken und darauf reagieren zu können. In schwierigen Situationen sei es oft hilfreich, sich der kindlichen Gefühlswelt mit Hilfe von Spielen zu nähern - mit einem Plüschtier etwa, das dem Kind fragen stellt. Oft reiche es auch, einfach da zu sein. Auch im Gespräch gilt es einiges zu beachten: Eltern sollten dem Kind so zuhören, dass es sich verstanden fühlt. Anderseits sollten sie auch so mit ihm sprechen, dass es das Gesagte verstehen kann. "Viele Kinder werden emotional und sprachlich überfordert", sagt Monika Dusartz, Sozialpädagogin bei der Bitburger Kinderfrühförderung. Gerade ironische oder zynische Aussagen sollten Eltern strikt vermeiden. Das verunsichere die Kinder nur, weil sie das Gesagte nicht verstehen können. Es sei ganz wichtig, Kindern eine sichere Basis und Halt zu geben. Dazu gehöre auch, ihnen zu vermitteln, dass jedes ihrer Gefühle in Ordnung ist - selbst wenn es gerade vor Wut brüllt. Was allerdings nicht heiße, dass auch jedes Verhalten akzeptiert werden muss. Eltern sollten auch Grenzen setzen und Regeln einfordern, sagt Dusartz. Obwohl all dies einfach klingt, werden im Umgang mit Kindergefühlen viele Fehler gemacht. Manche Eltern gehen komplett über die Gefühle ihrer Kinder hinweg à la: Lutsch' erst mal ein Bonbon, ist doch alles nicht so schlimm ... Andere haben selbst nie richtig gelernt, mit negativen Gefühlen umzugehen. Sie versuchen, Trauer, Angst oder Wut bei sich und auch bei ihren Kindern zu unterdrücken. Wie oft hört man im Bus ein: "Sei still, hör' jetzt sofort auf zu heulen, sonst..". Dem Staatsinstitut zufolge führt das Ignorieren, Bestrafen oder Verharmlosen kindlicher Gefühle dazu, dass die Kinder lernen: a) nicht alle meine Gefühle sind in Ordnung, und b) wenn ich Ärger vermeiden will, dann ist es besser, nichts nach außen dringen zu lassen. Die Kinder verschließen sich ihren Eltern gegenüber und unterdrücken, was sie fühlen. Auch außerhalb der Familie, im Kontakt zu Gleichaltrigen, könne dies zu Problemen führen: zu unsicherem, schüchternem, je nach Persönlichkeit aber auch aggressivem Verhalten. Der richtige Umgang mit kindlichen Gefühlen hat daher mehr Bedeutung, als dies auf den ersten Blick scheinen mag. Hilfreich ist in jedem Fall ein gutes Familienklima, denn Kinder, die sich in ihrer Familie sicher aufgehoben fühlen, sind dem frühpädagogischen Institut zufolge sozial kompetenter und entwickeln bessere Strategien im Umgang mit schwierigen Situationen.

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