Auf Sparflamme

TRIER. (er) Zum Aschermittwoch der Künstler hatte die katholische Akademie Trier in und um den Dom herum eingeladen. Doch wo Licht werden sollte, brannte höchstens eine Sparflamme.

"Es werde Licht", das ist eine große Herausforderung, schon garfür Theologen. Wenig Erhellendes hatte indes der diesjährigeAschermittwoch der Künstler, der sich das Wort aus derSchöpfungsgeschichte zum Motto genommen hatte. Das Treffen vonKünstlern und Kunstfreunden, zu dem alljährlich die KatholischeAkademie Trier am Tag nach Fastnacht einlädt, soll über diekünstlerische Auseinandersetzung Einkehr und Besinnung fördern.So wie es auf einem alten romanischen Leuchter steht: "Währendsich das Auge weidet an der Kunst, suche der Geist zu ergründen,was solches Werk für ihn bedeute." Eben diese Möglichkeit wurde vertan, so sehr Akademiedirektor Jürgen Doetsch die christliche Licht- idee der Veranstaltung auch betonte. Referentin Christa Lichtenstern zeigte zwar am Beispiel einiger zeitgenössischer Künstler, wie weit byzantinische Kunst die Moderne belichtet hat. Allerdings: Die Sehnsucht nach dem, was über das faktisch Sichtbare hinausgeht, den die Kunsthistorikerin aus Saarbrücken den Künstlern aus Byzanz bescheinigte, gestand sie dem Trierer Publikum in ihrem Vortrag nicht zu. Ausgesprochen vordergründig belichtet wurde im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum byzantinische Kunst neben Klimt, Klee, Chillida und Giacometti.

Im Domkreuzgang schließlich war nicht mehr zu übersehen, was eine vertane Chance ist. Als "Glaskunst im Domfreihof" hatten die Veranstalter dort Modelle zeitgenössischer Kirchenfenster in die gotischen Bögen gehängt. Nicht nur, dass die derzeitige Baustelle im Kreuzgang erheblich die Kunstbetrachtung stört und die Qualität der Arbeiten sehr unterschiedlich ausfällt. Weit bedauerlicher ist, dass offenbar niemand diese Glaskunst groß der Rede für wert hielt. Dabei offenbart sich nach christlichem Kunstverständnis gerade im Leuchten der Kirchenfenster die göttliche Kraft wie kaum anderswo. Die Rückbesinnung auf das Programm der gotischen Kathedrale wäre hier im Wortsinn am Platz gewesen. So blieben die farbigen Glasplatten, unter denen die von Johannes Streiter und Bodo Schramm besonders auffallen, lediglich ein paar bunte Farbtupfer, die, je nach Sonnenstand, interessante Lichteffekte hervorrufen.

Keine Heringe, kein Austausch

Kaum Gelegenheit blieb zum Austausch mit den anwesenden Künstlern. Wobei die Trierer Kunstszene und die der Region fast völlig durch Abwesenheit glänzten. (Womöglich) dem Rotstift zum Opfer fiel auch ein anderer Höhepunkt der Kommunikation: das traditionelle Heringsessen. Was von den anwesenden Gästen sehr bedauert wurde, mussten sie doch so auf eine ergiebige und ausgesprochen christlich tradierte Möglichkeit verzichten, sich gegenseitig mit Gewinn auszutauschen. Alles in allem: ein Aschermittwoch wie dieser gleicht einer Pflichtübung. Mehr noch: er nährt die alte karnevalistische Vermutung, dass am Aschermittwoch alles vorbei ist.

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